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Medien Politik

Unverständliche Bankenserie

Ohne Frage – es ist höchst löblich, wenn sich die Medienmacher des Themas Banken annehmen. Wir normalen Sterblichen blicken schon aus Gründen des Datenschutzes (man nennt es auch Bankgeheimnis) nicht hinter die Kulissen der Geldinstitute und demgemäß auch nicht durch. Daher hat es viel Lob gegeben für die erste Staffel von Bad Banks. Zwar enthielt auch sie Sequenzen, die sprachlich und inhaltlich unverständlich blieben, aber mit einiger Mühe konnte man der Geschichte folgen. Und nun die zweite Staffel der hochgelobten „deutschen“ Serie. Und was sieht man? Zuerst eine kurze Zusammenfassung der ersten Staffel. Selbst wer sie gesehen hatte, konnte diesem Zusammenschnitt nur ein paar Bilder entnehmen: Irgendeiner sitzt im Gefängnis, ein paar junge Leute stehen auf einem Hochhaus, eine ältere Frau ist unglücklich, eine junge Frau hektisch. Und dann folgt eine Dreiviertelstunde das pure Nichts, eingerahmt von eindrucksvollen Hochhausfassaden des Frankfurter Bankenviertels. Man sieht Innenräume mit Menschen an Computern, in hektische Schnitten ist man mal in Berlin und mal sonst irgendwo, besucht jemand im Gefängnis, der aber dann gleich wieder freigelassen wird, darf in ein Startup blicken, wo es alternativ zugeht und ein Hund herumläuft.  Die Gruppe der jungen Leute hat etwas gegen das traditionelle Bankenwesen. Sie schmieden Pläne, die leider weder akustisch noch inhaltlich verständlich sind. Merkwürdigerweise kann man nur die Sätze der älteren Schauspieler als Sätze hören, woran das wohl liegt? Aber immerhin wird klar: Es geht um FinTechs. Leider wird weder deutlich, was das überhaupt ist, noch welche besondere Finanztechnologie speziell hier zum Tragen kommt. Sie werden in einem Inkubator ausgebrütet. Fazit: Eine missratene erste Folge mit völlig unsympathischen Figuren, eine Folge, die ratlos lässt und jede Lust am Weitersehen abtötet.

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Medien Schule

Orthografische Satire

Die Stuttgarter Zeitung pflegt auf Seite 3 die Satire. „Unten rechts“ macht sie sich täglich über etwas lustig. Am 23. Januar war es die „Sprachrichtigkeit“. Ein Achtklässler, des Satirikers Sohn vielleicht, wurde bei einer Klassenarbeit gewarnt, dass „Verstöße“ gegen sie, die Sprachrichtigkeit, also gegen die Regeln der Rechtschreibung, der Grammatik, des Satzbaus und der klaren Ausdrucksweise, „zu einer Verschlechterung der Note“ führen könne. Der Satiriker regt sich zunächst über den Ausdruck „Sprachrichtigkeit“ auf, den er offenbar bisher nicht gekannt hat. Dann muss er allerdings zugeben, dass man ihn bei Google findet. Was er an diesem Wort nicht versteht, versteht Häckerling nicht. Zugegeben, es ist kein schöner Ausdruck, nur die kompakte Version von „richtige Verwendung der Sprache“, aber immerhin: er ist kurz. Dann steigert sich die Satire: Dieses Substantiv finde sich gewiss nicht in „Marvel-Heftchen, Deutschrap-Texten und Whatsapp-Gruppen“. Das mag sein. Nicht in diesen Texten, zugegeben, aber in der Schule geht es um „Sprachrichtigkeit“. Man soll dort Richtiges und nicht Falsches lernen und es üben. Marvel-Heftchen dürften mit dieser Aufgabe überfordert sein. Wie auch der Satiriker auf Seite 3 rechts unten. Der hängt am Schluss seine Bildung heraus und behauptet, „der Dichter“ Hölderlin habe den Satz geprägt „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Hat er aber nicht. Der steht bei Seneca, und zwar in der Version, dass wir nicht fürs Leben, sondern für die Schule lernen. Lassen wir mal offen, ob Seneca heute es auch so sagen würde und die Schule tatsächlich das Falsche vermittelt. Aber Sprachrichtigkeit dort zu lernen ist nicht falsch. Es geschieht nämlich nicht, um im „germanistischen Proseminar“ zu bestehen, wie der Satiriker meint, sondern damit die jungen Leute nicht sprachlich hilflos durch den späteren beruflichen Alltag taumeln.

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Digitale Querelen

Die baden-württembergische Landesregierung hat sich vorgenommen, im Digitalen einen Spitzenplatz anzustreben. Das ist ein löbliches Unterfangen und ein anspruchsvolles dazu, weil man derzeit allenfalls im Mittelfeld herumkrebst. Nun ist der Streit darüber entbrannt, ob es zur Realisierung der digitalen Welt eines eigenen Ministeriums bedarf oder ob die derzeitige Lösung, die Kooperation verschiedener Ministerien, ausreicht. Leider wissen wir um die Schwerfälligkeit der Entscheidungsprozesse in den Ministerien. Bis alle Zuständigen ihren Segen gegeben haben, dauert es Wochen, Monate, Jahre. Wenn dann auch noch mehrere Ministerien zusammenarbeiten sollen, ergeben sich weitere Hindernisse. Verwaltungen sind nun mal langsam, das liegt an den komplizierten Zuständigkeiten, an den oft verwirrenden rechtlichen Vorgaben, an der Resignation der Mitarbeiter, deren gute Vorschläge oft im Dickicht der Administration versanden. Auch ein Digitalministerium ist nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn dort keine Experten sitzen und wenn man nicht die Entscheidungsabläufe optimiert. Das Thema „Abbau der Bürokratie“ ist in fast jedem Wahlprogramm zu finden, der tatsächliche Abbau indes findet eher selten statt. Vor geraumer Zeit, es dürften bald zwei Jahre her sein, hat die Bundesregierung einen Digitalpakt beschlossen, einen für die Schulen wohlgemerkt, aber die Meldung, dass Geld „vor Ort“, also in den Rektoraten angekommen sei, lässt immer noch auf sich warten. Etwas zu wollen und zu beschließen ist eines, es Realität werden zu lassen, etwas anderes. Daran ist kein Einzelner in diesem Staat schuld, es ist offenbar das System, an dem es krankt.