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Orthografische Majonäse

Jetzt arbeiten sie sich wieder an ihr ab, an der Rechtschreibreform, deren erste öffentliche Anzeichen nunmehr ein Vierteljahrhundert zurückliegen. Wie immer in unserem Vater- und Mutterland wurde und wird das Negative besonders hervorgehoben, werden unglückliche Entscheidungen gegeißelt, zum Beispiel die, den heiligen Vater mit kleingeschriebener Apposition zu versehen. Die Begründung war, dass es kein Eigenname sei, sondern eine Bezeichnung für viele Päpste. Aber die katholische Lobby in Bayern hat diese Majestätsbeleidigung frühzeitig bekämpft und die große Heiligkeit durchgesetzt. Den Kampf um die Majonäse – oder soll man weiterhin Mayonnaise schreiben? – haben die Konservativen zum Glück verloren. Was den Skandinaviern gelungen ist, die Umschreibung des griechischen Theta mit th abzuschaffen, das ist uns hier nicht gelungen. Deshalb gibt es immer noch Thesen, Apotheken, Bibliotheken und die Orthografie, die allerdings manche immer noch gerne mit ph schreiben wollen – das griechische Phi ist ihnen offenbar heilig. Oder soll man gar „Heiliges Phi“ schreiben? Die Zeitung hat sich dieser Tage über „Ketschub“ lustig gemacht. Aber diese Schreibung wurde nie vorgeschlagen. Wer einen Blick ins Wörterbuch wirft, wird dort „Ketschup“ oder „Ketchup“ finden. Für Schulkinder heißt das: Höre sch, schreibe ch. Wenn sie die Catcher richtig schreiben können, dann werden sie auch die rote Soße orthografisch korrekt umsetzen. Dass die Reform vieles erleichtert hat, die Schreibung des s-Lautes zum Beispiel oder das Komma beim erweiterten Infinitiv, die Zusammen- und Getrenntschreibung und anderes mehr, das sei hier lobend erwähnt.

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Stagnierender Lernfortschritt

Natürlich ist die Überschrift ein Widerspruch in sich selbst, denn Fortschritt bedeutet Fortschreiten und Stagnation impliziert, dass man stehen bleibt. Dazu gibt es noch den Rückschritt. Der besteht darin, dass man nach einem Schritt vorwärts zwei Schritte zurückgeht. Und wie war es nun in den Schulen im Jahr 2020? Fortschritt, Rückschritt oder Stagnation? „Forscher“, also wissenschaftlich tätige Frauen und Männer, haben Studien ausgewertet und festgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler, vor allem die aus sozial weniger begünstigten Familie, in den Zeiten des Lockdowns nichts gelernt haben, im Gegenteil: Sie haben sogar Lernrückschritte gemacht. Es war bei ihnen wie nach sechseinhalb Wochen Sommerferien. Diese Kinder hätte man also auch unbeschult lassen können; Ferien wären ehrlicher gewesen. Was die Forschenden einräumen: Es könnte auch einige Lernerinnen und Lerner gegeben haben, die während der Pandemie diesem Namen Ehre gemacht und Lernfortschritte erzielt haben. Und es könnte bei der zweiten Schulschließungsphase besser gelaufen sein, denn davor hätten die Lehrerinnen und Lehrer Fortschritte beim Lehren gemacht. Und das könnte den Lernern zugutegekommen sein. Aber das weiß man nicht; dazu gibt es noch keine Studien. Was lernen wir aus diesem Befund? Dass der überraschende erste Lockdown das Unterrichtswesen nachhaltig gestört hat, dass die Kinder und Jugendlichen also mit Defiziten in den (erwartbaren) zweiten Lockdown geschickt worden sind und in diesem möglicherweise weitere Lernverluste erlitten haben. Welches Fazit ist zu ziehen? Lasst die jungen Menschen in die Schule, damit sie etwas lernen.

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Klare Unklarheit

Wie es mit den Schulen weitergehen muss, ist eigentlich klar: Sie müssen zum Normalunterricht zurückkehren und dürfen nicht noch ein Jahr in Beliebigkeit verbringen. Zu der gehört zum Beispiel die aufgehobene Präsenzpflicht. Die Schulpflicht ist ein Kernstück unseres Schulsystems. Jedes Kind, jede/r Jugendliche muss am Unterricht teilnehmen, es sei denn, er bzw. sie ist daran gehindert, z. B. wegen Krankheit oder Beurlaubung. Mit dieser Verordnung, der sog. Schulbesuchsverordnung, ließe sich auch in epidemischen Phasen der schulische Alltag gut regeln. Nun hört man aus politischen Mündern allenthalben, dass es nach den Sommerferien wieder „normalen“ Unterricht geben solle. Allerdings werden diese Politikerstatements begleitet vom üblich Kommentarrauschen. Die Sicherheit der Lehrenden und Lernenden müsse gewährleistet sein, heißt es, die Schülerinnen und Schüler müssten noch in den Sommerferien geimpft werden, die Inzidenz dürfe nicht über 50 oder 100 oder 165 liegen, Nichtzutreffendes bitte streichen, es sollen unbedingt Belüfter in die Klassenzimmer, der Abstand sei auf jeden Fall einzuhalten, die Maskenpflicht keinesfalls außer Kraft gesetzt werden. Häckerling hat Mühe, das zu verstehen. Wenn wir im Spätsommer ein Überangebot an Impfampullen haben, sollte das Impfen auch von 12- bis 15-Jährigen kein Problem sein. Wenn dann die meisten (also über 66, 70, 75 oder 80 Prozent, Nichtzutreffendes bitte streichen) zu den GGG gehören, warum ist dann das Abstands- und Maskengebot noch so furchtbar wichtig? Was sollen Lüfter in den Klassenräumen, wenn sie doch angeblich bzw. nachweislich nichts oder wenig bringen (Nichtzutreffendes bitte streichen), dafür aber einen ziemlichen Lärm machen? Wann werden sich die Lehrerverbände endlich wieder dem Zustandekommen von Unterricht verpflichtet fühlen und nicht nur dessen Verhinderung? Bis zum Herbst ist es nicht mehr lange. Schafft endlich wieder eine Schule, in der es um den Erwerb von Wissen, Kenntnissen und Fertigkeiten geht, ihr, die ihr dafür verantwortlich seid!