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Routiniertes Holpern

Die Nachrichtenlage im Südwesten ist geprägt von Nachrichten über Holprigkeiten. Der Start in den Online-Unterricht sei holprig gewesen wird in Leitartikeln getextet. Dass derlei noch eine Meldung wert ist, wundert Häckerling. Holpert doch die Digitalisierung der Schulen schon längere Zeit. Wie man hört, war man im KM überrascht, dass am gestrigen Montagmorgen so viele Schulen und Schüler*innen ihre Rechner eingeschaltet haben. Zur Erinnerung: Das war von der Schulverwaltung selbst so angeordnet. Aber offenbar haben die IT-Techniker im Hause (oder wo sie auch sind) es zu spät erfahren. Heute wird alles gut gelingen. Die Kapazität des Moodle-Systems wurde erhöht. Auch der Impfstart verläuft im Ländle holprig. Es wird zu wenig geimpft. Im Kreis Böblingen verschiebt man den Start der Aktion von einer Woche auf die andere. Wie man hört, haben die Mecklenburger Vorpommern mehr Vaccine „verimpft“ – ein neues Verb, das mein Computer erst lernen muss. Die Erklärung dieses Phänomens (des holprigen Impfstarts) ist schwieriger. Liegt es daran, dass das Land im Norden eben ist und die neuen Autobahnen den Impftransportern ein rascheres Vorankommen erlauben? Oder haben sie einfach eine bessere Organisation? Der private Zuganbieter Abellio holpert schon seit eineinhalb Jahren auf den Gleisen. Sein Fehler: Er hat bei Bombardier neue Züge bestellt. Aber die werden nicht geliefert. Häckerling wundert sich, dass man mit dieser Lieferung überhaupt rechnet. Besagte Firma ist doch bekannt für ihre Unfähigkeit beim Bau von Eisenbahnzügen. Vielleicht sollten sie Masken für Mund- und Nasenschutz herstellen.

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Mediales Analphabetentum

Ein Gespenst geht um in der Welt: der naive Glaube an die Wahrheit von Posts in den sozialen Medien. Wenn die Zahlen stimmen, sind sie besorgniserregend. Dass nämlich rund ein Viertel der Bevölkerung anfällig ist für Unwahrheiten, für erfundene Theorien und dümmliche Weltdeutungen. Dass Menschen für wahr halten, was längst als falsch entlarvt wurde. Wir könnten mit dem Finger auf die USA zeigen, wo ein Präsident verkündet, er habe eine Wahl gewonnen, die er verloren hat, wo ihm Anhänger blindlings folgen und auch vor Gewalttaten nicht zurückschrecken. Aber wenn es bloß im bildungsdefekten Amerika so wäre, könnten wir uns entspannt zurücklehnen. Aber es soll auch bei uns Menschen geben, die sich als Virus-Leugner bekennen, die hinter der Pandemie eine Weltverschwörung wittern und im Impfen den Versuch, uns genetisch zu verändern. Es gibt auch Leugner des vom Menschen gemachten Klimawandels. Es gibt Antisemiten, die hinter allem, was derzeit an Ungutem geschieht, das Weltjudentum als Akteur sehen. Derlei Zeug wird allenthalben verbreitet. Und es wird geglaubt. Es ist Zeit für eine PISA-Studie, die sich der medialen Dummheit annimmt. Hat die Schule versagt? Haben wir mediale Analphabeten herangezogen? Ein Korn Wahrheit steckt darin. Die mediale Bildung ist rudimentär. Wir haben zu wenig Kompetenz im Umgang mit medialer Desinformation vermittelt. Wir haben zu wenig darauf geachtet, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, bei Informationen die Spreu vom Weizen zu trennen, Falsches von Richtigem zu unterscheiden, guten und schlechten Journalismus auseinanderzuhalten. Die Kultusministerkonferenz, von der man derzeit fast nichts hört, hätte hier eine systemrelevante Aufgabe.

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Halbierte Klassen

Obwohl sich in den Schulen bisher keine auffälligen Hotspots entwickelt haben, denken die Verantwortlichen ständig über Einschränkungen in diesem Bereich nach. Eine Lieblingsidee auch des RKI ist die Teilung der Klassen. Die eine Hälfte wird im schulischen Klassenzimmer unterrichtet. Ein Kameramann filmt den Unterricht, die anderen sehen sich das Ganze zu Hause an. Klingt gut, aber man kann sich kaum etwas Langweiligeres und damit Wirkungsloseres vorstellen als eine gefilmte Unterrichtsstunde mit Frontalunterricht. Andere „Sachverständige“ schlagen vor, die beiden Hälften in verschiedenen Räumen simultan zu unterrichten. Aber von wem? Und wo? Der Vorschlag, Kinos anzumieten oder Kirchen, klingt apart, ist aber weltfremd. Und kurzfristig angeheuerte Student*innen oder unbeschäftigte Künstler*innen können nur begrenzt nützlich sein. Bleibt als Drittes das abwechselnde Homeschooling mit Aufgaben der zuständigen Lehrkraft. Das erhöht allerdings deren Arbeitszeit. Also müsste man ihr Stunden erlassen. Doch diese Stunden würden dann fehlen. Am Ende wäre alles nur Stückwerk. Ergo: Lasst die Klassen beisammen. Das muss einfach gehen.