Kategorien
Politik Schule Technik

Unbeachteter Kepler

Das Land Baden-Württemberg, das sich seit Kurzem „The Länd“ nennt, rühmt sich gerne seiner Dichter und Denker: Schiller, Hölderlin, Hegel, Uhland und andere Geistesgrößen werden gerne dafür in Anspruch genommen. Sie sind es auch wert, ins Rampenlicht zu rücken. Aber bei einem, dessen Geburtstag sich 2021 zum 450. Mal gejährt hat, hüllen sich die politischen Größen und Institutionen in vornehmes Schweigen, bei Johannes Kepler. Immerhin lernt man im fortgeschrittenen Physik-Unterricht seine drei Gesetze. Aber wer sich dafür überhaupt nicht interessiert, ist das zuständige Ministerium. Dort beschäftigt man sich, so hat es den Anschein, lieber mit der Umorganisation der von Eisenmann hinterlassenen Strukturen. An und für sich ist die Schulverwaltung für MINT, für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Aber wenn dann ein höchst bedeutender Naturwissenschaftler wie Kepler Anlass böte, ihn auf den Scheffel zu stellen, bleibt man außen vor. Die nicht genug zu lobenden Frauen und Männer, die die fantastische Kepler-Ausstellung im Stuttgarter Haus der Wirtschaft vorbereitet haben, können sich nicht erinnern, dass aus dem Kultusministerium auch nur der Hauch eines Interesses gekommen wäre. Häckerling hat den Verdacht, dass sich hier eine Tradition fortsetzt, die vor über vierhundert Jahren in Tübingen ihren Anfang genommen. Weil Kepler sich dem Abendmahlsverständnis der Frommen im Lande nicht anschließen wollte, hat man ihm an der dortigen Universität keine Stelle geboten. Oder liegt es daran, dass Keplers Mutter in Weil der Stadt als Hexe verdächtigt wurde? Oder weiß man schlicht und einfach nicht, wo Kepler, ohne den die heutige Raumfahrt kaum möglich geworden wäre, aus dem Ländle oder aus „The Länd“ stammte?

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Politik Schule

Frustrierende Kontinuität

Kaum ist das alte Jahr vorbei und hat das neue begonnen, beschleicht uns das Gefühl, es habe sich nichts geändert. Im Januar 21 war vom Licht die Rede, das sich wegen der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid am Ende des Tunnels zeige. Dieses Licht hat sich als Sinnestäuschung entpuppt. Auch in diesem Januar werden wieder Lichter in der Ferne ausgemacht: Wenn wir Omikron durchlitten hätten, wären wir mehr oder weniger immun gegen das Corona-Viren-Unwesen. Die Lage werde endemisch. Die Zukunftshoffnung ist der Feind der Realität. Die besteht darin, dass viel getestet, will sagen: Wer sich ansteckt, wird krank, wer immun ist, wird nicht krank. Es wird viel drittgeimpft und wenig erstgeimpft. Die Drohung mit der allgemeinen Impfpflicht scheint nicht zu fruchten. Im Gegenteil: Der Protest auf den Straßen wird lauter. Man will die Schulen in Präsenz halten, aber manche Lehrerverbände unken bereits wieder drohend mit dem Hausunterricht. Es gelte die Lehrenden zu schützen. Warum gibt es für die keine Impfpflicht? Und wer unterrichtet die Kinder und Jugendlichen? Digitales Lernen ist eine Weile ganz nett, aber auf die Dauer ziemlich öde. Was dabei herauskommt, weiß keiner so genau. Über die Rolle der Standesvertretungen für Lehrkräfte in der Pandemie müsste man mal etwas lauter nachdenken. Was die Kultur angeht, so darf sie mit beschränkter Besucherzahl und 2-G-Auflage weiterwursteln. Ein frustrierendes Unterfangen, dass weder gute Einnahmen noch eine normale Atmosphäre in den Veranstaltungen zulässt. Nur in den Betrieben läuft das Geschäft. Wenn wir schon die Kinder vernachlässigen, sollten wenigstens die Maschinen pfleglich behandelt und am Laufen gehalten werden.

Kategorien
Politik Schule

Ministerieller Unfug

Nicht genug, dass der Sozialminister L. uns mit seiner Corona-Politik nervt, nun hat auch die Bildungsministerin ihren Beitrag zur Chaotisierung des Regierungshandelns geleistet. Sie stellt es den Schülerinnen und Schülern frei, ob sie vom 20. bis zum 22. Dezember in die Schule gehen oder zu Hause bleiben wollen. Sie nennt das „freiwillige Quarantäne“. Ein Etikettenschwindel. Tatsächlich erreicht Frau Ministerin Sch. damit, dass die Kinder sich an diesen Tagen außerhalb der Schule ungeniert treffen können, während einige „Streber“, so nannte man sie früher, der Schule die Treue halten. Das Feigenblatt, mit dem die häusliche Vorweihnachtsfreizeit verbrämt wird: besagte Quarantänist*innen sollen vom 20. bis 22. Dezember zu Hause Aufgaben erledigen. Echt? Die Lehrerinnen und Lehrer sollen also die Restgruppe in Präsenz beschulen und dazu noch den Freizeitschüler*innen Aufgaben mitgeben. Ist daran gedacht, dass die Lehrkräfte am 22.12. Hausbesuche machen, um zu prüfen, ob die Aufgaben auch erledigt wurden? Niemand kann ernsthaft fordern, diese Kontrolle erst nach Epiphanias vorzunehmen, denn dann wird Dringlicheres zu tun sein. Dann gilt es, die wegen der vorweihnachten ministeriellen Unterrichtsstörung verschobenen Klassenarbeiten und Klausuren zu schreiben, zu korrigieren und rechtzeitig für die ab Mitte Januar zu erstellende Halbjahresinformation der Klassen 5 bis 10 oder das wichtige Halbjahreszeugnis der Oberstufe zu benoten. Nicht genug, dass die Pandemie das Schulgeschehen beeinträchtigt, auch die Schulverwaltung tut ein Übriges, den Unterricht zu stören.