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Erflehte Einsparungen

Man spürte dem MP mit dem Namen K gestern an, dass er erregt war. Immer wieder appellierte er an uns Bürgerinnen und Bürger, wir sollten sofort damit beginnen, Energie, vor allem Gas einzusparen. Gleichzeitig verwahrte er sich gegen den Erlass von Vorschriften zum Energiesparen. Nun darf sich jeder ausdenken, wie er seinen Sparbeitrag leistet. Dabei gäbe es zwischen Vorschriften und allgemeinen Appellen auch noch die Liste mit Vorschlägen, ein Angebot von Möglichkeiten. Der berühmte Duschkopf ist ein Beispiel. Wenn man einen erwerben will, muss man erkennen, dass er etwa das Dreifache eines Standardduschkopfs kostet. Wir lernen daraus: Wer sparen will, muss mehr Geld ausgeben. In den Baumärkten werden Heizgeräte gekauft. Mit denen kann man, wenn das Gas fehlt mit Strom Wärme erzeugen. Der Energieverbrauch wäre dadurch höher. Sparen sieht anders aus. Die öffentliche Verwaltung im Lande Württemberg wird es im Winter 2 Grad weniger warm in ihren Büroräumen haben. Wohlweislich wird verschwiegen, von welcher Ausgangswärme die zwei Grad abgezogen werden – von 23 oder von 21 Grad? Ungelöst ist das Heizproblem in den Schulen. Dort soll man wegen Corona regelmäßig lüften, das heißt die Wärme ins Freie lassen. Vielleicht hilft die Überlegung weiter, dass man feste Belüftungszeiten einführt und in diesen Minuten die Heizung zentral abschaltet. Das ginge zu Lasten der Hausmeister, denn digital schaffen wir das nicht. Auch würde es die pädagogische Freiheit reglementieren, weil in jedem Raum zur gleichen Zeit gelüftet würde und die Lehrkraft fremdbestimmt wäre. Ich schlage vor, dass wir auf einen warmen Winter hoffen. Dann würden wir mit wenig Heizen auskommen.

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Energielose Energiewende

Wir müssen alle, jede und jeder Einzelne, unseren Beitrag zur Energiewende leisten. So weit, so klar. Was kann man tun, wenn man mit Gas heizt, weil nur dieses bzw. Elektrizität im Viertel als Heizung erlaubt sind, nun aber beides obsolet ist. Auf die Nutzung der Erdwärme umstellen? Für ein Reihenhaus möglich, aber zu teuer und noch zu wenig ausgereift, sagt der Heizungsfachmann. Wenn man sich die Kisten anschaut, die im Garten stehen müssen und im Keller, wird einem ganz anders. Photovoltaik? Eine gute Sache, aber das Gespräch mit dem Fachmann ergab: Vor 2025 besteht kaum eine Chance, sie zu installieren. Und an Akkus fehlt es wahrscheinlich noch länger. Die Wahrscheinlichkeit, die Energiewende auf dem eigenen Dach noch zu erleben, schwindet beim Blick auf die Statistiken der Lebensversicherungen. Die Restlaufzeit alter Menschen nimmt mit jedem Monat signifikant ab. Keiner gibt ihnen noch einen Kredit. Der würde eh nicht mehr abbezahlt. Was bleibt dann? Energieeinsparung. Manche essen ihre Tiefkühlpizza kalt. Statt der Dusche nutzt man das Waschbecken. Pullover und Wollstrümpfe sparen manches Kilowatt ein. Auf Reisen kann man verzichten. Wenn man jeden Tag mit dem Bus zum Supermarkt fährt, entfällt der Wocheneinkauf mit dem PKW. Den PC kann man nach jeder Benützung ausschalten. Ein Buch zu lesen, am besten kein gedrucktes, spart den Strom für das TV-Gerät. Und dann bleiben noch die Vorteile des Klimawandels: Es wird wärmer und ergo ist weniger zu heizen. Insgesamt wird das wenig bringen. Aber das haben wir ja schon als Kind gelernt: Kleinvieh macht auch Mist.

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Sterbender Stadtteil

Hier geht es um eine Kleinigkeit, nicht um Schulprobleme, eine weltweite Pandemie oder einen europäischen Krieg oder gar die Klimakrise, nein, hier geht es nur um ein paar tausend Menschen in einem Sindelfinger Stadtteil namens Hinterweil. Aber vielleicht ist er ja ein Exempel. Geplant war er für fünfeinhalb tausend Einwohner. Die umweltbewussten Bürgerinnen und Bürger der späten 1970er Jahre fanden das zu brutal (Häuser mit 12 Stockwerken!) und erreichten eine sanftere Architektur. Vielleicht leben jetzt rund 4000 Menschen dort. Das sind viel zu wenig für jene, die im Einkaufszentrum, ein solches gibt es dort tatsächlich, ein Geschäft betreiben. Aus zwei Bäckern wurde bald einer, inzwischen gibt es nur noch einen halben, der stundenweise offen hat (montags nie). Aus zwei Apotheken wurde zunächst eine. Inzwischen hat auch die geschlossen. Der Supermarkt wechselte ständig den Besitzer. Er hieß mal Nanz, am Schluss Netto. Inzwischen steht der Laden leer. Einst waren im Viertel die Volksbank und Kreissparkasse vertreten. Inzwischen habe beide Institute ihre Pforten geschlossen. Wenn man Glück hat, kann man einem Automaten Geld entnehmen. Es gab auch einen Schreibwarenladen mit einer Poststelle und einer Verkaufsstelle des VVS. Dieser Laden hat seit heute zu. Was ist noch übrig? Ein Tattoo-Studio, ein Friseur, eine Raucherkneipe und ein Fitnessraum. Für die Älteren bleibt wenig. Sie dürfen mit ihren Rollatoren einige Kilometer Richtung Maichingen fahren und das Angebot dort nutzen. Sie können auch mit dem Bus in die Stadt fahren oder in ihr Auto steigen und für den Brötchenkauf fünf Kilometer Benzin verbrauchen. E-Autos sind im Stadtteil nicht vorgesehen; es gibt dort keine einzige Ladestation. Das Klima wird es uns danken. Schuld an der Misere fühlt sich niemand. Die Stadtverwaltung äußert Bedauern.