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Neutrales Unterrichten

Die Alternativen beklagen sich über Lehrkräfte, die sie in ihrem Unterricht negativ darstellen. Darüber regen sie sich mit Recht auf, denn der Unterricht hat sich politisch (und religiös) neutral zu geben. Die Aufgabe eines Lehrers besteht nicht darin, die Schüler von seiner Meinung zu überzeugen, sondern sie zu selbstständig denkenden, mündigen Menschen zu bilden. Solange die AfD keine vom Verfassungsgericht verbotene Partei ist, darf sie ihr politisches Geschäft betreiben, darf ihre Meinung haben und ihre Forderungen in den Raum stellen. Darüber kann man im Unterricht schweigend hinweggehen oder die Lernenden mit geeignetem Material zu einer eigenen Meinung gegenüber der politischen Rechten (und natürlich auch der Linken) verhelfen. Allenfalls auf Anfrage darf ein Lehrender kundtun, dass er (oder sie) diese Partei wähle oder nicht wähle. Aber wie gesagt: Solche Bekenntnisse von Pädagogen sind nicht der Sinn von Schule. Nun wollen die von der A-Partei aber mehr: Wenn ein Lehrer im Unterricht gegen sein Neutralitätsgebot gegenüber den Rechtsaußen verletzt, sollen die Schüler dies (auch anonym) auf einer elektronischen Plattform kundtun. Man könne dann geeignete Schritte unternehmen, um solches schulisches Fehlverhalten zu unterbinden. So verständlich es ist, dass eine umstrittene Partei ihren Gegnern das Handwerk legen will, so unanständig ist es, dafür einen Pranger zu schaffen und die Schüler zum Aushorchen ihrer Lehrer anzustiften. Wenn schon, dann muss ein solches Gespräch schulintern geführt werden, mit den betreffenden Lehrkräften oder ggf. auch zusammen mit der Schulleitung. Öffentliches Anprangern ist gefährlich für das Schulklima.

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Weihnachtsglosse

Als Kind lief Heiligabend bei uns immer gleich ab. Das ist der erste Satz eines Artikels auf ZEIT-Online, in dem drei AfD-Wähler – hier handelt es sich um Rebecca aus Neubrandenburg – zu ihrem Glauben gefragt werden. Der Satz ist grammatisch missglückt („Kind“ bezieht sich wegen „als“ auf „Heiligabend“; gemeint ist mit dem Satz: Als ich ein Kind war, lief Heiligabend …), aber korrektes Deutsch kann man, wie ich ständig höre, heutzutage nicht mehr verlangen. Vielleicht ist die „Alternative für Deutschland“ auch auf dem Weg zu einem alternativen Deutsch. Aber es geht in dem Artikel nicht um die Sprache, sondern um den Glauben. Haben die AfD-Wähler einen? Das Fazit: Ja, einen irgendwie gearteten. Von Rebecca wird auch noch dieser Satz zitiert: Weihnachten hat was mit Tradition zu tun und ich befürchte, dass diese zurzeit in Gefahr ist, zu zerbrechen. Ich habe irgendwo bei Facebook gelesen, dass jetzt mehrere Weihnachtsmärkte aufgrund anderer Religionen in Wintermärkte umbenannt werden sollen. Hier greift Rebecca so sehr daneben, dass sich sogar die Redaktion bemüßigt fühlte, die Behauptung zu dementieren. Die Sache mit dem Umtaufen der Weihnachtsmärkte ist ein „alternatives Faktum“, ein erfundenes also. Aber immerhin, die Dame weiß, dass Weihnachten etwas mit Tradition zu tun hat. Und dass diese Tradition zu zerbrechen drohe, und zwar wegen der anderen Religionen. Sie macht sich deswegen Sorgen. Ist ihre Sorge bei ihr in guten Händen? Hat sie überhaupt Recht?

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Landnahme

Man kann über sie im Stil der Aldi-Werbung kalauern, man kann sich über Gaulands Jagdaufruf erregen, man könnte in Wut geraten über den deutschen Osten, wo man sie zur stärksten Partei gemacht hat. Aus dem einst „Tal der Ahnungslosen“ genannten östlichen Sachsen ist nun eine Hochburg der alten Naiven geworden, offenbar leiden sie dort noch immer unter dem Verlust ihrer sozialistischen Vaterfiguren vom Schlage Ulbricht oder Honecker. Man mag auch – um auf den Westen zu blicken – ungute Empfindungen über die Pforzheimer kultivieren, wo sich das Gros der einst aus Russland gekommenen Ur-Deutschen in die Arme der neuen Nationalisten geworfen hat. Aber mich beschäftigt vor allem der Wahlslogan vom Zurückholen des Landes. Die „Meutherei“ will offenbar Deutschland für sich haben, sie will auf deutschen Auen ihre deutschen Kühe „weideln“. Auf dem „Gau-Land“ soll endlich wieder im Stil der NS- Kultur getümelt werden dürfen. Da haben keine Landfahrer was zu suchen. Da muss alles gejagt werden, was nicht blond und blauäugig ist. Zum Jagen aber, ihr Alternazisten, gehört bekanntlich auch das Abschießen. Petry Heil! Doch das ist offenbar sogar für diese Parteigängerin zu viel des Schlechten. Was höckt sie aus? Sie könnte eine außerbayerische CSU gründen. Aber warum rege ich mich eigentlich über diese merkwürdige Partei so auf?