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Unberaten – Psychologen in den Schulen

Der Expertenbericht der Landesregierung Baden-Württemberg zu den Konsequenzen des Amoklaufs von Winnenden fordert, die Zahl der Schulpsychologen zu erhöhen. Angesichts der Information, dass statistisch gesehen ein Schulpsychologe 15000 Schüler zu betreuen hat, will man dieser Forderung spontan zustimmen. Allerdings gibt es in vielen Schulen, wenn auch nicht in allen, ausgebildete Beratungslehrer. Sie haben schon jetzt sehr viel zu tun. Und sie haben sehr wenig Zeit, denn sie sind nicht etwa vom Unterricht befreit, sondern müssen auch in einem beträchtlichen Umfang unterrichten. Es wäre klug, wenn sich die Landesregierung dazu durchringen könnte, diese wichtige Gruppe von Lehrkräften zu entlasten und ihr mehr Zeit fürs Beraten zu geben.

Beraten wird auch von den Suchtpräventionslehrern. Nach Winnenden ist dieses Thema etwas in den Hintergrund getreten. Das heißt aber nicht, dass es unwichtig geworden wäre. Die Drogenprobleme, nicht nur die mit Alkohol, sind an den Schulen immer noch beträchtlich.

Die erste Adresse fürs Beraten sind in der Schule immer noch die Klassenlehrer. Sie werden bei Problemen als Erste angesprochen; sie vor allem halten den Kontakt mit den Eltern und sie informieren, wenn nötig, die anderen Lehrkräfte. Klassenlehrer haben oft nur drei Stunden in ihrer Klasse, vielleicht auch vier, aber selten mehr. Sie erhalten keine Anrechnung und keine zusätzliche Zeit für ihre Arbeit. Im Gegenteil, es wird von ihnen erwartet, dass sie die Anforderungen des Bildungsplans in ihrem Unterrichtsfach pünktlich erfüllen und zugleich einfühlsame, beratungsstarke, pädagogisch und psychologisch kompetente Lehrerinnen und Lehrer sind.
Sie sind „die Psychologen in der Schule“, aber es fehlt ihnen die Zeit und die Ausbildung, den hohen Erwartungen zu entsprechen.