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Unauffällige Fünfzig

Wenn ich hier das Zahlwort fünfzig entgegen den Regeln großschreibe, dann des Jubiläums wegen, das damit signalisiert werden soll. Das Wort „Halbhundert“ gibt es im Deutschen nicht. Es wäre also nur möglich gewesen, vom „halben Hundert“ zu sprechen; doch das hätte die Systematik der bisherigen Überschriften empfindlich gestört.

Dieser Eintrag heute (am 13.8.09) ist also der fünfzigste im Blog Häckerling. Damit bietet sich der Anlass für einen kleinen Rückblick. Die bisherigen Einträge haben 123 Kommentare ausgelöst. Das ist ein guter Grund, die Kommentierenden zu nennen (Nana, Boris, Tobi, Bee, Pupil und IBK) und ihnen für ihre Mühe, ihre Gedanken und ihre Texte zu danken. Einige Kommentare stammen von mir selbst, sie wurden ausgelöst durch die klugen Einwürfe der anderen. Das ist, wenn ich es richtig verstanden habe, einer der Gründe, warum man Blogs einrichtet.

Die bisher 49 Einträge sind mit 64 Tags gekoppelt; Stichwörtern also, die ein Auffinden der Texte im Internet erleichtern sollen. Offenbar wird der Blog (oder das Blog, aber die maskuline Form finde ich besser) tatsächlich immer mal wieder gefunden. Die neu eingerichtete Zählmaschine, deren Ergebnisse man am rechten Rand sehen kann, behauptet, dass sich in der Regel zwischen 25 und 50 Personen innerhalb einer 24-Stunden-Frist auf der Seite einfinden.

Und noch etwas Statistisches: elf Spam-Nachrichten sind bisher aufgetaucht und wurden gelöscht. Ob das viel oder wenig ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Warum ich das mache mit dem Blog, fragen mich wohlmeinende Menschen immer mal wieder. Ich könnte sagen, damit einen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten zu wollen. Aber das wäre vermessen, denn mit Schreiben verändert man höchst selten etwas. Damit bleibt als Begründung: Es reizt mich, auf dieses oder jenes Unvollkommene, auf Häckerlinge also, aufmerksam zu machen. Davon gibt es erstaunlich viel.

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Unspektakuläres Viertelhundert

Man kann vieles feiern: den normalen oder runden Geburtstag, die silberne oder goldene Hochzeit, das Abitur oder dessen 25-jährige Wiederkehr, den Einstieg in den Ruhestand oder (was aufs Gleiche hinausläuft) den Ausstieg aus dem aktiven Berufsleben. Aber kann man einen (oder ein) Weblog feiern? Kaum

Der in der Kopfzeile dieses Blogs Abgebildete erlaubt sich daher nur in aller Bescheidenheit den Hinweis, dass man nun schon fünfundzwanzig Einträge im „Häckerling“ finden kann.  25 Einträge, das ist natürlich überhaupt kein Grund zur Freude, auch nicht zum Feiern oder Festen, denn die Einträge weisen eher auf Unerfreuliches, Unfeierliches und Unfestliches hin. Sie legen den Finger vielmehr auf Ungutes und Unbedarftes und gehen dabei – wie manche Kritiker sagen – ziemlich unsanft vor.

Ein Schuster, so sagt die Redewendung, soll bei seinem Leisten bleiben, Nur dann wird ein Schuh aus dem, was er tut. Was die Blogger sich weltweit leisten, ist beeindruckend, aber es wird nicht immer ein Schuh daraus, weil sie ihr Metier verlassen. Häckerling hat sich bemüht, bei seinen persönlichen Leisten zu bleiben: Sprache, Zeitung, Schule, Kultur, Kirche, Kommune. Er hat sich die Anlässe zu seinen Einträgen nicht gesucht, sie auch nicht langfristig geplant. Die Motivation zum Schreiben stellte sich ganz unvermutet ein, wird doch alle Tage so viel leeres Stroh gedroschen, dass gar viele Häckerlinge herumliegen, auf die man unvermutet tritt.

Der unbekannten Zahl unbekannter Leserinnen und Lesern sagt Häcker Dank, den Kommentatoren Nana, Boris und Tobi auch, und zwar einen ganz besonderen. Ihre Einlassungen haben den Schreiber zum Zurückschreiben beflügelt. Widerspruch reizt bekanntlich zum Widerspruch.

Also denn: Ich hacke weiter auf leerem Stroh herum, unerschrocken und unbeirrt.

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Unbekömmlicher Häckerling

Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm können wir lesen, dass man unter Häckerling „klein gehacktes oder geschnittenes stroh“ versteht. Die kleinen Buchstaben bei den Substantiven sind korrekt; die Grimms waren überzeugte Kleinschreiber. Aber weiter zum Häckerling: Da „das wort ein collectivum ist, so ist ein plural selten“. Der Häckerling sei ein „product der hacke“, wird also von einem „Hacker“ oder „Häcker“ erzeugt.

Man kann den Häckerling – insbesondere in schlechten Zeiten, aber vielleicht auch schon in guten – unter das Futter der Pferde mengen und so eine Art Subprime-Futter herstellen. Ob es ihnen schmeckt und auf Dauer bekommt, ist nicht bekannt.

In Redensarten, sagt der Grimm, „ist häckerling das sinnbild einer wenig werten, geringen und leichten sache“. Derlei Geringes oder Nebensächliches gab es damals und gibt es heute – auch im Internet, wie wir wissen. Texte in Blogs (wie diesem) gehören bestimmt nicht zu den wertvollsten schriftlichen Äußerungen; sie entstehen beiläufig und aus aktuellem Anlass. Auch sollen sie zum Widerspruch reizen. Und ein bisschen ärgern können sie manchmal schon.

Auch früher war der Häckerling ab und zu ein Ärgernis, aus heutiger Sicht sogar ein bedenkliches. So weiß der Grimm: „häckerling wird gefallenen mädchen am hochzeitstage vor die thür gestreut.“ Nun sind heute die gefallenen Mädchen kein Problem mehr. Wir schlagen uns eher mit gefallenen oder gefallsüchtigen Politikern, Bänkern, Managern. Journalisten, Beamten usw. herum. Ihnen sei daher der eine oder andere Häckerling vor die Tür gestreut. Vor die Tür notabene; denn niemand behauptet, und auch ich werde mich hüten, es zu tun, sie hätten ihn, den Häckerling, im Kopf.

Schließen wir mit einem Satz von Gottfried August Bürger: „Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht.“ Die schöne Müllerstochter im Märchen, die aus Stroh (Häckerling) Gold spinnen sollte, kam dabei allerdings ganz schön ins Schwitzen und handelte sich nachhaltige Probleme ein.