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Fortgesetzte Zahlenspiele

Noch immer gilt, was die Länderregierungen anordnen, noch immer sollen die sich an die März-Absprachen der MPK zur „Notbremse“ orientieren. Die betreffen auch die Schulen. Heute berichtet die Zeitung von Eltern, die ihre Kinder zur Schule geschickt haben. Sie wussten offenbar nicht, dass die bereits wieder geschlossen hatte. Es sieht so aus, als kämen die aktuellen Informationen und Regelungen nicht in allen Köpfen an. Eltern müssen sich täglich fragen: Ist mein Kind heute im Normalunterricht oder ist die Klasse geteilt? Und welcher Teil soll in der Schule sein und welcher zu Hause? In der derzeit gültigen Verordnung des Landes BW ist bis zu einer Inzidenz von 200 Regelunterricht. Liegt sie drüber, müssen die Kinder ganz zu Hause bleiben. Alle? Nein, die Abschlussklassen dürfen kommen. Und die Grundschüler? Vermutlich nicht. Gibt es eine Notfallbetreuung? Ja, bis Klasse 7. Wie erfahre ich die Inzidenz meines Landkreises? Durch einen Blick in die Zeitung oder aufs Smartphone. Was ist, wenn die Zahlen beider Quellen nicht übereinstimmen? Dann gilt, was der Landrat sagt. Wie erfahre ich das? Anrufen? Nein! Die Leitungen sind überlastet. Wenn die Inzidenz drei Tage unter 200 liegt, dürfen die Kinder wieder in die Schule. Das erfahren sie über ihr digitales Gerät, wenn sie eines haben. Im neuen Bundesgesetz zur Infektion wird die Zahl 200 durch 165 ersetzt. Gilt das schon? Nein. Wann gilt es? Wenn das Gesetz im Bundesgesetzblatt steht. Vorher muss es im Bundestag und im Bundesrat beschlossen und vom Bundespräsidenten unterschrieben werden. Wann wird das sein? Ende April. Was gilt vorher? Das, was die Länder verordnet haben. Eigentlich ist es ganz einfach.

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Schulisches Niemandsland

Da niemand weiß, was das Virus vorhat, weiß auch niemand, wie es mit dem öffentlichen Leben weitergeht. Sicher ist offenbar nur, dass die Wirtschaft am Laufen gehalten werden muss, egal wie. Denn wenn der Ofen nicht mehr dampft, also keine Steuern mehr eingehen, sitzt der Staat bald auf dem Trockenen. Kann er doch nur ausgeben, was er einnimmt. Und natürlich noch das, was er sich leiht. Staatliche Schulden sind kein Problem. Irgendjemand zahlt sie zurück, morgen oder übermorgen, in dieser oder der nächsten Generation. Ansonsten läuft gesellschaftlich nur noch wenig. Die Kultur hat sich ins Internet zurückgezogen und streamt auf Teufel komm raus. Der Breitensport liegt brach, nur der Profisport floriert. Es darf gekickt werden, wenn eine TV-Kamera eingeschaltet ist. Die einen kicken, die anderen übertragen das Gekicke, die dritten schauen den Kicker*innen zu und zahlen ihre Gebühren. Die Schulen waren vor Ostern ein bisschen offen. Jetzt droht ihnen die erneute Schließung. Wie fest der Verschluss sein wird, hängt von der Infektionslage ab. Entweder sind alle zu Hause und lassen sich fernbeschulen. Oder es gibt Wechselunterricht. Dann sind ein paar in der Schule und die anderen zu Hause. Ob es ein Abitur geben wird, steht in den Sternen. Die Schüler*innen der Abschlussklassen können einem leidtun. Sie müssen die Ungewissheit ertragen, sie müssen flexibel sein. Sie werden ein Zeugnis bekommen, das man später mit Stirnrunzeln betrachtet: Was haben die eigentlich gelernt? Auch von den Kindern der ersten bis zehnten Klasse wird man das sagen. Sie hatten keine normale Schulzeit; sie haben, wenn sie eifrig waren, sicher Lernfortschritte gemacht. Aber wenn es an Eifrigkeit fehlte? Wenn sie im Bermuda-Dreieck des digitalen Heimunterrichts verschollen sind, dann darf man gespannt sein, was die Lernstandserhebungen, mit denen das Schuljahr 2021/2022 beginnen muss, ergeben werden. Und wenn sich bestätigt, dass die Divergenzen groß sind, dann beginnt die nächste Herausforderung: Wann und wie bekommen die aus dem Raster Gefallenen den Nachhilfeschub, den sie brauchen?

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Kafkaeske Impfwelt

Wie schön für den Herrn K., seines Zeichens grüner Heilsbringer und amtierender MP, dass er sich heute mit dem Impfstoff A „verimpfen“ lassen kann. Sein Team hat ihm wohl einen Termin beschafft. Wir anderen dürfen auf der betreffenden Homepage lesen, dass erst am kommenden Dienstag wieder Termine vergeben werden. Auch die freundliche Dame auf 116117 sagte das. Man arbeite erst einmal die Warteliste der Generation 80+ ab. So schafft es das Land, aus drei Tagen Impfpause deren sieben zu machen. In der Tat, wie haben ein Verwaltungsproblem, um das V-Wort zu vermeiden. Man baut die Langeweile der Alten ab, indem man sie ganztägig an den PC zwingt, damit sie nacheinander ihre Codes zu den Impfzentren in der Nähe schicken, um nach erfolgreichem Eintippen zu lesen, dass es „leider“ keine Termine gebe. Aber man solle es doch wieder versuchen. Mit der Zeit bekommt man Routine beim Terminsuchen. Erfolge von Bekannten spornen an, sich immer wieder einzuloggen und mit immer neuer Hoffnung in die Datenwelten einzutauchen. Auch das Verkraften des Misserfolgs wird zur Routine und steigert die Resilienz. Wie war das Impfen doch vordem in der Hausarztpraxis so bequem. Doch gemach. Versetzen wir uns in den September 2021. Dann werden wir uns entspannt zurücklehnen und uns der quälenden Verimpfungsterminsuche lächelnd erinnern. Und dann ist das auch der Monat, in dem wir einen neuen Bundestag wählen dürfen …