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Verschossene Bälle

Als sie den Ball mit dem Kopf ins Tor befördert hatte, lag auch die Spielerin Popp im Tor und wollte oder konnte nicht mehr aufstehen. Ein Bild mit Symbolkraft. Sie haben sich angestrengt, aber der Erfolg stellte sich nicht ein. Besagtes Tor wurde wegen „Abseitsstellung“ nicht gewertet. Nun ist der Deutsche Fußballbund in der Krise und wenn man in die Zeitungen und online-Dienste blickt, ist die Krise gewaltig. Der Fußball war lange Zeit das Sinnbild für deutsche Stärke. Nun siecht nicht diese Sportart, es siecht das ganze Land. Woran liegt es? An vielem, unter anderem an der fehlenden Bereitschaft, sich anzustrengen. Man schaue nur auf die deutschen Bundesjugendspiele. Sie sind zum Ringelpiez mit Anfassen degeneriert. Anstrengung Fehlanzeige. Und in der Schule werden die Anforderungen ständig gesenkt, um den Lernenden Misserfolge möglichst zu ersparen. Der Leistungsgedanke ist so diskriminiert, dass kaum jemand mehr wagt, sie zu erbringen. Aber mit Friede, Freude, Eierkuchen trifft man nichts Tor, sondern verschießt die Bälle. Es heißt, dass in der Arbeitswelt die „Work-Life-Balance“ wichtiger sei als die Karriere. Das klingt gut und ist schön für die, denen diese Balance gelingt. Aber wenn dann die Firmen schwächeln, wenn sie Mitarbeiter entlassen, ins Ausland ziehen oder ganz aufgeben, dann ist der Jammer groß. Auch politisch schießen wir ständig daneben. Offenbar fällt niemand etwas gegen die boomende Rechtspartei ein. Sie schießt Tore, während die demokratischen Parteien im Abseits stehen. Wie die deutschen Fußballfrauen fehlt ihnen das Erfolgskonzept zum Gewinn dieses entscheidenden Spiels um die Demokratie.

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Untergehende Demokratie

Nicht einmal mehr 40 % der Ostdeutschen seien noch Anhänger der Demokratie, sagt der Beauftragte für Ostdeutschland. Sie hängen, so muss man folgern, rechts- und linksradikalen Wortführer*innen an. Man muss neidlos anerkennen, dass die mit viel Geld gefütterte russische Propaganda erfolgreich agiert hat. Ihr Ziel ist es bekanntlich, die Europäische Union von innen heraus zu zerstören und so den Boden für den russischen Imperialismus zu bereiten. Während Putins Soldateska eher mittelmäßig agiert, sind seine KGB-Nachfolger*innen bei der geistigen Unterwanderung des Westens auf dem Weg zum Sieg. Wenn der Kern unseres Gemeinwesens, sein auf demokratischen Prinzipien beruhendes politisches System, kollabiert, dann wehe uns! Die Vorbereitung zu Scheinreferenden laufen nicht nur in der Ukraine weiter, sondern auch im Land des von Russland gekauften Orban. Bei den mit russischem Geld finanzierten italienischen Rechtspopulisten sieht man das neue große Italien in freundschaftlicher Nähe zu Russland. Und wie würde auf dem Gebiet der einstigen DDR ein Referendum im Stile der im Donbass abgehaltenen ausgehen?

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Starker Mann

Nicht wenige Deutsche, auch junge, haben Sehnsucht nach dem starken Mann, nach einem, der sie straff regiert und die Mühsal demokratischer Hindernisse vergessen lässt. China wird von einer starken Männerriege gesteuert, die USA von einem Möchtegern-Starken regiert, Italien hat gleich zwei Starke an der Spitze. In der Türkei gibt es einen, der sich stark gibt, aber schwächelt, bzw. es schwächelt seine Wirtschaft, wie man in der heutigen Zeitung lesen kann. Man könne es eine Rezession nennen, was sich zurzeit am Bosporus entwickelt. Offenbar genügt die Stärke eines starken Mannes nicht, um die Wirtschaft stark zu halten. Ist dieser Mann mit dem unaussprechlichen Namen überhaupt stark? Wenn man seinen Umgang mit politischen Gegnern betrachtet, ist er es schon: Wer etwas gegen ihn hat und das auch noch laut äußert, bekommt gratis einen Platz im Gefängnis. Journalisten aus dem Ausland, die über das Erdenwahn-Land ohne Begeisterung für dessen Führer schreiben, dürfen in ihr Ausland zurück. Touristen, die sich (wie dieser Blogschreiber hier) kritisch über den starken Türken auslassen, sollten tunlichst auf einen Aufenthalt in diesem Reiseparadies verzichten, sonst müssen sie dort bleiben. Häckerling wird es verschmerzen. Was kann man also denen sagen, die sich nach Merkel, der starken Frau, einen starken Mann an der Spitze des Staates wünschen? Auch ein starker Mann ist nicht das Gelbe vom Ei. Vielleicht reicht es schon, wenn man geduldig die Mängel der Demokratie repariert. Sie sollte stark sein gegenüber den Autobauern und denen, die Wohnungsbau verhindern, sie sollte Stärke zeigen beim Durchsetzen des Rechts, aber noch stärker bei der Abschaffung unsinniger Rechtsvorschriften. Dazu braucht es starke Männer und Frauen in den Parlamenten.