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Der Wahlkampf und das Duellieren

Einst waren Duelle etwas Gefährliches. Es wurde mit echten Waffen geschossen. Am Ende lag einer tot oder verletzt im Gras, umsorgt vom Sekundanten. Der Sieger musste sich eine Weile verstecken oder gar eine Gefängnisstrafe absitzen. So schlimm geht es bei den TV-Duellen im Bundestagswahlkampf nicht zu. Man schießt mit Worten. Verletzungen gibt es kaum. Dafür sorgen die Moderatoren.

Das Wort Duell will den Zuschauer an den Fernsehapparat locken. Dort darf er zusehen, wie wichtige Politiker auf Fragen antworten, die ihnen ebenso wichtige Journalisten stellen. Die Antworten leuchten eigentlich alle auf Anhieb ein, denn sie sind werden mit Überzeugung vorgetragen, sind wohlüberlegt und mit Fakten unterstützt. Gerne würde man über sie nachdenken, aber dazu ist keine Zeit, denn schon steht die nächste Frage an. Manchmal versteht man die Antwort nicht, weil sie zu kompliziert ist. Dann würde man gerne nachfragen, wie sie gemeint ist und wie die Dinge zusammenhängen. Oft versteht man die Antwort deshalb nicht, weil alle durcheinanderreden. Dann fühlt sich das Duell an wie ein modernes, absurdes Theaterstück an. Am Ende ist man zwar nicht klüger, aber man hat einem unterhaltsamen Sprachspiel zugesehen. Gewonnen hat der, den ich schon vorher sympathischer fand.

Nach langen Jahren in der Erwachsenenbildung kommt der Verfasser zu der Erkenntnis, dass auch dem Fernsehen ein paar Hinweise zur Didaktik von Fernsehduellen guttäten. Wissen sie dort überhaupt, für wen sie solche Sendungen machen?

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Das Fernsehen und das Sommerloch

Es gibt seit Monaten wenig Neues zu sehen im Ersten und im Zweiten Deutschen Fernsehen; denn es ist Sommer. Alles, was zur besten Sendezeit geboten wird, trägt nicht die Jahreszahl 2012 als Entstehungsdatum, sondern stammt aus den Jahren davor, wurde also schon mindestens einmal ausgestrahlt. Das spare Kosten, heißt es, und im Sommer würden die Leute – oder soll man sagen: „die Menschen“? – selten vor dem Apparat sitzen. Da ist was dran. Viele grillen derzeit gerne zur Zeit des Abendprogramms. Man riecht es. Grillabstinente tun gut daran, die Fenster zu schließen.

Aber so ganz leuchtet die Argumentation der Öffentlich-Rechtlichen nicht ein. Denn sie senden ja durchaus auch Neues in diesen Wochen: Fußball oder olympische Berichte aus London, zum Beispiel. Diese Sendungen sind teuer, aber man zahlt die Millionen offenbar gerne, vermutlich mit den Einnahmen aus unseren Gebühren. Der Sport stopft das Sommerloch würdig und macht es unauffindbar. Offenbar sehen sich die Leute (oder die Menschen) das auch an, obwohl sie so gerne grillen.

Ich vermute allerdings, dass die Wiederholungen ins Programm kommen, damit sich die Quoten für den Fernsehsport deutlicher davon abheben. Statt den gleichen Tatort zum dritten Mal anzusehen, wirft man lieber einen Blick aufs blaue Hockeyfeld.

Fürs nächste Sommerloch schlage ich ein Experiment vor: Man sende zur Abwechslung mal Neues und teste, ob sich die Menschen dadurch vors Gerät locken lassen. Die Wiederholungen könnten dann ins Winterprogramm.

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ARD hinter RTL

Man könnte es auch umdrehen und statt „hinter“ die Präposition „vor“ benutzen, ändern würde sich an der Meldung nichts und wohl auch nichts an den Sorgenfalten der Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Diese Art Falten werden ihnen zumindest von den Kommentatoren unterstellt. Das kapiert Häckerling nicht; denn die von ARD und ZDF müssten doch eigentlich froh sein, dass sie hinter den privaten Fernsehsendern rangieren.

Dies ist eine Meinung; sie bedarf der Begründung. Die lautet: Weil die privaten Fernsehanstalten mit ihrem Werbefunk und den eingestreuten Filmschnipseln ja eigentlich nur das Bedürfnis jener Fernsehzuschauer stillen, die ab und zu auf den Bildschirm blicken, um sich abzulenken. Da ist es eigentlich egal, was läuft, Hauptsache es erfüllt den Zweck der Ablenkung. Und oft ist diese Bilderwelt auch unterhaltsam. Auch der Schreiber dieser Zeilen findet Werbung manchmal auch sehr lustig. Mit den Filmen zwischen der Werbung kann er kaum etwas anfangen, weil sich in seinem Kopf die Storys der Filme mit den Geschichten der Werbung so vermischen, dass ihm die Dramaturgie, der Zusammenhang abhanden kommt. Aber wer derlei mag, soll es haben.

Von der ARD erwarte ich mehr, Anspruchsvolleres halt, Theater zum Beispiel, alte und neue Filme, bei denen man keine Sekunde abschalten kann, Informationen, die so gründlich sind, dass man sich eigene Recherchen erspart, Kommentare, Analysen, Hintergründe. Auch Sport muss sein, wenn möglich kritisch aufbereitet: Wer verdient daran? Wer dopt? Und so. Und natürlich muss auch Unterhaltung geboten werden, aber wenn’s geht, mit ein bisschen Tiefsinn. Das mögen nicht alle, klar, das mögen eher weniger. Und daher können ARD und ZDF nicht mehr in der ersten Reihe sitzen. Lasst doch den Privaten ihren Spaß. Sie leben davon.

(Blog-Eintrag Nr. 246)