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Unnötiges G9

Eigentlich ist er ja gegen die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit, der Herr K., seines Zeichens MP in BW, aber wer gewählt werden will, muss dem Volk willfahren. Und das will angeblich G9. Häckerling, der auch zum Volk gehört, will es nicht. Warum nicht? Es ist eine Verschwendung von Lebenszeit. Volljährige junge Menschen sollten nicht mehr „die Schulbank drücken“, sondern sich um ihre berufliche Ausbildung kümmern, studieren, von mir aus auch reisen oder jobben. Das ist ihre Entscheidung. In der Schule dürfen sich die Achtzehnjährigen selbst entschuldigen. Das haben sie einst in der Klasse 13 reichlich getan. Die Eltern dürfen nur noch einbezogen werden, wenn die volljährigen Kinder es erlauben. Nicht alle tun das. G9 ist unnötig und teuer. Weltweit schaffen es viele Lernende in 12 Jahren, um zu einem schulischen Abschluss zu kommen. Das Abitur nach neun Jahren würde kaum besser ausfallen als das nach acht Jahren. Unsere Absolventen sind nur eines: Sie sind älter als die „Konkurrenz“ in den Universitäten und Hochschulen Europas. Aber „reifer“ sind sie nicht. Zu den unsinnigen Argumenten der G-9-Befürworter gehört der sogenannte Zeitmangel. Die Kinder hätten große Mühe, den Sportverein, die Musikschule und die Freizeit mit der Schulzeit zu koordinieren. Warum soll der Staat mit den Steuergeldern aller den Gymnasiasten 12 Monate zusätzlich bezahlen, um ihnen eine entspanntere Freizeitbeschäftigung zu ermöglichen? Man jammert über den „Leistungsdruck“ in G8. In der Tat, wem es an den Voraussetzungen fürs Gymnasium fehlt, der steht unter einem großen Druck – vor allem der Eltern. Der Stoff sei zu umfangreich für acht Jahre? Das stimmt nur dann, wenn man in acht Jahren den von neun Jahren vermitteln will. Aber unsere Lehrerinnen und Lehrer sind didaktisch ausgebildet und müssten in der Lage sein, ihren „Unterrichtsstoff“ und die dafür zu Verfügung stehende Zeit in Einklang zu bringen. Und Pisa? Das betrifft die Leistungen der 15-Jährigen. Will man deren Defizite in Klasse 13 ausgleichen? Das muss sehr viel früher geschehen, in der Kita, in der Grundschule, in der Unterstufe. G9 wird an den schlechten Schulleistungen der neunten Klasse nichts ändern, sondern höchstens die Wahlchancen der politisch Verantwortlichen erhöhen.

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G8 und G9

Wenn man ein Fass aufmacht, darf man sich nicht wundern, wenn alle mit ihren Krügen Schlange stehen. Wenn man wie die baden-württembergische Regierung das Angebot einer Schulzeitverlängerung macht, gibt es natürlich viele wohlmeinende Eltern, die es annehmen wollen. Was kann man seinem Kind Besseres bescheren als ein zusätzliches Schuljahr? Früher war das anders, da galt ein weiteres Jahr als Makel. Heute ist eine Versetzung in die 13. Klasse ein Traumziel. Eine merkwürdige Entwicklung.

Vor geraumer Zeit wurde festgestellt, dass die deutschen Abiturienten schon ziemlich alt sind, wenn sie sich als Studierende dem internationalen Wettbewerb stellen. Gleichaltrige aus anderen Ländern hatten bereits einige Semester hinter sich. Das wirkte frustrierend. Und so kam man auf die Idee, es den anderen gleichzutun und die gymnasiale Zeit auf acht Jahre zu begrenzen. Die Umstellung von neun auf acht Jahre, in manchen neuen Bundesländern ein alter Hut, weil man die acht Jahre eh schon hatte, gelang vielen Schulen in BW, manchen aber nicht. Diese Versagerinstitute bringen jetzt G9 wieder in Spiel. Das setzt sie in den Stand, in ihre alten Gewohnheiten zurückzuverfallen und die Schüler ein weiteres Jahr zu langweilen.

Geld kostet das auch, aber für die lange Beschulung unserer Kinder ist uns kein Euro zu schade. Dass bisher noch niemand nachweisen konnte, worin der Nutzen von neun statt acht Jahren Gymnasium liegen soll, schert die G9-Fans nicht. Dass sich der Unterricht durch die Verlängerung nicht verbessern wird, ist auch ziemlich sicher. Aber wir können uns hier im Ländle alles leisten, sogar Sinnloses.