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Abstiege

Wenn man als kleiner Junge alle zwei Wochen ins (damals noch so genannte) Neckarstadion durfte und bei den Spielen des VfB viele Male die Freude des Sieges und den Schmerz der Niederlage erlebt hat, ist man geprägt wie ein Konrad Lorenz’sches Entchen. Der nun drohende Abstieg des Vereins für Bewegungsspiele in die Zweite Bundesliga lässt auch einen Alt-Fan wie mich nicht kalt. Dabei sollte unsereins mit Abstiegen umgehen können. Die FDP, der ich seit über vierzig Jahren angehöre, ist vom Wähler aus der bundespolitischen Arena verwiesen worden und darf nur noch in der Zweiten Liga spielen. Und wie lange das noch geht, wird sich zeigen. Der dritte Abstieg in meiner Biografie: Mit der 2007 verfügten Zur-Ruhesetzung des Schreibers dieser Zeilen als Leiter des Gymnasialseminars Stuttgart 1 wurde auch dieses Didaktische Zentrum abgewickelt und ins Seminar Stuttgart 2 integriert. Und nun dräuen am Horizont auch noch dunkle Wolken über meiner alten Schule. Die Stadt Böblingen will die Auflösung des seit 1929 bestehenden Schulverbands Goldberg-Gymnasium. Sollte es dazu kommen, sind die Folgen für dieses Institut, das ich immerhin 16 Jahre leiten durfte, noch nicht absehbar. Lauter Abstiege. Wie soll man das alles verkraften?

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Der Minister und die Menschenwürde

Bei einem von zwei Schülerinnen des Goldberg-Gymnasiums in Sindelfingen gut moderierten Gespräch zwischen dem Bahn-Manager Dr. Kefer und dem baden-württembergischen Verkehrsminister Hermann äußerte sich Letzterer lobend über die originellen Protest-Ideen der S-21-Gegner. Daraufhin wurde ein Button gezeigt, auf dem der Slogan stand: „Grube in die Grube“. Was er davon halte, wurde der Minister gefragt.

Es zeigte sich, dass er den Spruch „originell“ und „witzig“ fand – wegen des Wortspiels, wie er sagte. Dass es sich um eine Todesdrohung handelt, schien ihm nicht bewusst. Oder ist er der Meinung, dass ein gutes Wortspiel eine solche Frage überflüssig mache? Schließlich bequemte sich Hermann dann doch noch zu der Aussage, man müsse mit dem politischen Gegner so umgehen, dass man mit ihm danach auch noch reden kann. Doch wie will er mit einem begrabenen, also doch wohl toten Bahnchef Grube reden?

Häckerling findet es bedenklich, dass ein Minister in einer Schule und vor Hunderten junger Leute keine klarere Sprache zu den in unserer Gesellschaft derzeit noch geltenden Werten gefunden hat. Aber wenn es inzwischen normal ist, andere als Lügenpack zu bezeichnen oder sie als Zeichen besonderen Abscheus nach Art des Islam mit Schuhen zu bewerfen, dann kann man wahrscheinlich auch von einem grünen Minister nicht mehr erwarten. Dabei haben wir ein Grundgesetz, in dem die Würde des Menschen als „unantastbar“ bezeichnet wird.

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Frau Warminski-Leitheußer und ihr Auftritt in der Schule

Das Goldberg-Gymnasium Sindelfingen (GGS) und die neue Kultusministerin haben sich auf bei „Goldberg-Aktuell“ getroffen. Knapp 50 Minuten stand Frau Warminski-Leitheußer den zwei moderierenden Schülern Rede und Antwort. Beides hätte intensiver sein können.

Die Themen waren die naheliegenden: Gemeinschaftsschule, G8-G9, Sitzenbleiben, Lehrerbildung. Zum ersten Punkt erfuhr man nichts Neues: In der Gemeinschaftsschule werden die Schüler „individuell“ unterrichtet. Die neu ausgebildeten Lehrer sollen das künftig (auf der PH?) lernen und die schon im Dienst befindlichen bei Fortbildungen. Nach der Klasse 10 können sie in die Klasse 11 eines G9-Gymnasiums übertreten oder in eines mit G8. Dann aber müssen sie dort die Klasse 10 wiederholen. Warum? Können sie weniger?

Für Warminski-Leutheußers Bekenntnis gegen G8 gab es viel Beifall, aber dazu, wie künftig beides, G8 und G9, an einer Schule zusammengeführt werden soll, haben die Zuhörer nicht erfahren.

Dass die Ministerin gegen das Sitzenbleiben ist, finde ich sympathisch, auch wenn eine Umfrage unter den Kursstufenschülern des GGS eine große Zustimmung zum Sitzenbleiben ergeben hat. Leider ist es der Minsterin nicht gelungen, die Alternative zum Wiederholen überzeugend deutlich zu machen. Und mit der Bemerkung, die Standards der einzelnen Klassenstufen müssten trotzdem erreicht werden, hat sie die ganze Idee des Verzichts aufs Sitzenbleiben wieder ins Unklare verschoben. Denn was geschieht, wenn jemand diese Standards nicht erreicht, blieb dunkel.

Wie die Lehrerausbildung werden soll, ist ebenfalls nicht deutlich geworden. Alle sollen eine gute Fachausbildung bekommen – auf den Universitäten? Und alle sollen von den didaktischen Kompetenzen der PHs profitieren. Aber wie soll das zusammenkommen?

Das Fazit: Die Ministerin kommt zwar sympathisch, aber nicht kompetent „rüber“.