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Heimlich Infizierte

Das mit dem Virus ist ein permanenter Lernprozess. Wir lernen, wie sich Grippe und Corona-Erkrankungen unterscheiden, damit wir wissen, was uns aufs Lager streckt. Wir sind in einer zweiten Corona-Welle, aber es gibt trotzdem keinen Lockdown wie im Frühjahr, weil nun in der goldenen Herbsteszeit so manches anders ist. 6000 Neuinfizierte im April sind – Achtung! – mehr als 6000 Neuinfizierte im Oktober. Weil wir damals weniger getestet haben. Daraus müssen wir schließen, dass die sechstausend Märzerkrankte eigentlich mit drei, vier oder fünf multipliziert werden müssen. Damals waren also viele Menschen angesteckt, die es nicht einmal dazu gebracht haben, dass man sie zählt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute und haben eine gewisse Resistenz gegen Covid-19. Diese Menschen auszumachen ist unmöglich. Sie müssten auf Antikörper getestet werden, aber das geht wohl nicht. Und die sechs- oder siebentausend jetzigen Infizierten, womit müssen wir die malnehmen, um auf die rechte Zahl zu kommen? Häckerling ist nicht offiziell infiziert, er war es auch im Frühjahr nicht, aber ob er zu den heimlich Infizierten vom Lenz oder den Unbekannten von jetzt zählt, das kann ihm niemand sagen. Wenn ihm die Nase läuft, hat er dann was Schlimmes oder nur das, was in dieser nasskalten Zeit üblich ist? Schön wäre die Vorstellung, dass er wie Tramp heldenhaft die Krankheit bereits überwunden hat. Aber da fehlen ihm die sieben Ärzte, die ihn in den Zustand des Wissenden versetzen könnten. So bin ich also entweder offen uninfiziert oder heimlich infiziert. Sei’s drum.

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Eingeräumte Sorglosigkeit

Der Verfasser gibt unumwunden zu, dass er die dramatischen Vorankündigungen und die früh getroffenen Vorsichtsmaßnahmen des Corona-Virus wegen für lange für übertrieben gehalten hat. Die Virologen hatten in früheren Jahren schon mehrfach Alarm gegeben, aber ihre Prognosen haben sich dann doch nicht erfüllt. Alles verlief harmloser als angekündigt. Erst nachträglich und ohne mediale Aufregung wird uns bewusst, dass die Grippe 2017/18 in Deutschland über 25000 Todesopfer gefordert hat – Stand jetzt: das Hundertfache der jetzigen Pandemie. Doch nicht einmal diese Zahl hat im Jahr darauf mehr Bundesbürger bewogen, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Am Anfang von Corona pflegte unsereins den Gedanken, dass wir schon Schlimmeres überstanden hätten und das Virus mehr ein Medien- denn ein Medizinereignis würde. Nun ist es beides. Merkwürdig mutet Häckerling an, dass die Fachleute, die es doch wissen müssten, die Virologen und Immunologen, sich derzeit merkwürdig mit Prophezeiungen zurückhalten. Die einen reden von „ein paar Wochen“, die wir noch durchhalten müssten, die anderen von 18 Monaten, die das Ganze noch dauern werde. Aber niemand will auf seine Prognosen festgenagelt werden. Dabei möchten wir nun tatsächlich genauer wissen, was uns bevorsteht. Häuslichkeit ist schön, aber auf die Dauer wenig unterhaltsam, Homeoffice ist auch nur eine Weile nett und fernab der Mitschüler zu lernen erfordert viel Disziplin von Jung und Alt. Wie lange werden die Kinos, Theater, Museen, Konzertsäle, Bibliotheken, Friseursalons und Shopping Malls, Sportstätten noch geschlossen haben? Man will es wissen. Ich räume ein, dass ich mir solche Fragen nicht habe vorstellen können. Aber was ändert es? Nicht einmal Zerknirschung vermag die Welt vor Covid-19 zu retten.

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Zahlreiche Grippekranke

Viele starren gebannt auf die täglich aktualisierten Corona-Zahlen und ergehen sich in apokalyptischen oder verharmlosenden Deutungen. Dabei wäre es nicht ganz abwegig, zwischendurch auch einen Blick auf die Grippekranken Deutschlands zu blicken. Auch die Grippe wird bekanntlich von einem Virus verursacht. Aber im Gegensatz zur C-Erkrankung kann man sich gegen die Influenza impfen lassen. Was leider viele nicht getan haben. Und was sagt uns das Robert-Koch-Institut zum Thema Grippe im Jahr 2020? Es seien rund 120.000 daran erkrankt, rund 20.000 hätten in einer Klinik behandelt werden müssen oder würden es derzeit. Die Zahl der Toten wird für 2020 mit 200 angeben. Man kann also sagen: es gibt 60 Mal mehr Grippekranke und 50 Mal so viel Tote durch dieses Virus. Merkwürdig, dass sich kaum jemand dafür interessiert. Dass der nationale Notstand am C-Virus festgemacht wird und nicht am I-Virus. Oder besser noch: Dass man das Problem nicht im Zusammenhang sieht. Krankheiten sind immer ein Übel, geistige Verwirrungen und ihre gravierenden medialen Folgen sind es aber auch.