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Feiertage

Am heutigen Himmelfahrtstag, den viele nur als Vatertag kennen, sei an eine Meldung vom Anfang der Woche erinnert: Die grün-rote Regierung im Lande Baden-Württemberg will die muslimischen Feiertage aufwerten. Angehörige dieser Religion sollen künftig befugt nicht zur Arbeit erscheinen, aber nur, wenn sie einen Gottesdienst besuchen möchten. Das ist sehr nett, aber ein wenig halbherzig. Es fehlt der Aspekt der Gerechtigkeit. Schließlich ist bei uns an allen Sonntagen, Weihnachten, an Karfreitag und Ostern, an Himmelfahrt, Pfingsten und örtlich sogar an Fronleichnam frei für die arbeitende Bevölkerung, auch für die Muslime. Daher muss man die Sache gründlicher anpacken. Warum ergänzen wir unsere religiöse Sonn- und Feiertagssammlung nicht generell um muslimische Feste und erklären auch die zu generell arbeitsfreien Tagen, also alle Freitage, den Ramadan, das Opferfest, um nur ein paar zu nennen? Mit dieser Erhöhung der freien Tage ergäben sich ganz neue Chancen für Brückentage. Eine Woche hätte dann allenfalls vier Arbeitstage. Streiks würden weniger stören, weil eh frei wäre. Weitere Möglichkeiten ergäben sich, wenn wir auch noch die jüdischen Feiertage einbezögen. Auch der hier einst abgeschaffte Buß- und Bettag könnte reaktiviert werden. Im Winter ist viel zu wenig freie Zeit. Man muss schließlich an die kontinuierliche Auslastung der Hotels denken.

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Isisfurcht

Dieses Buch ist keine einfache Lektüre: Bruno Schirra, ISIS. Der globale Dschihad. 2015. Der Autor erspart dem Leser weder die Grausamkeiten der „Gotteskämpfer“ noch die intellektuelle Anstrengung, die unübersichtlichen Zusammenhänge der Koalitionen im nahöstlichen Machtkampf zu erfassen. Viele haben dazu beigetragen, dass 2014 ein „Gottesstaat“ entstehen konnte, der Gebiete des Irak und Syriens umfasst. Schirra ist ein ausgewiesener Kenner der Verhältnisse im „Morgenland“. Er scheut sich nicht, die Verantwortlichen dieser unsäglichen Entwicklung zu benennen: die Golfstaaten vor allem, die vorgeblich den IS bekämpfen, aber tatsächlich als Geldgeber der Dschihadisten wirken. Vorgestellt werden die Hintermänner und Protagonisten des „Kalifats“. Ausführlich beschrieben wird die Rolle des Iran als schiitische Schutzmacht. Der Autor weist auf die brutalen Folgen des syrischen Bürgerkrieges hin. Er verdeutlicht das Doppelspiel der Türkei im Kampf gegen ISIS und attackiert die Naivität des Westens sowie die folgenschweren Fehler und Versäumnisse der amerikanischen Politik. Schirra skizziert die Aktionen der Salafisten, auch hierzulande, und beklagt die schweigende Ratlosigkeit der „gutgläubigen“ Muslime angesichts der Radikalisierung von Teilen ihrer Gläubigen. Besonders erschreckend ist für mich die Geschichte eines schwäbischen Terroristen, dessen Brutalität und schonungslose Analyse Ängste schüren können. Nicht die Islamisierung Deutschlands sollte uns Sorgen bereiten, meint der Autor, sondern die Gefahr terroristischer Anschläge radikalisierter Islamisten. Die sind zu allem bereit, auch zum Sterben. Sie töten nicht nur Schiiten, Jesiden und Christen, sondern auch ihre sunnitischen „Brüder“, wenn die nicht ihrer mittelalterlichen Glaubensdogmatik folgen.

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Zugehörigkeit

Nun, nach Wulff und der Kanzlerin, sagt es auch Kretschmann, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Was wollen sie damit ausdrücken? Auf den ersten Blick etwas völlig Banales. Zu Deutschland gehören Rhein und Elbe, der Schwarzwald und der Bodensee, Bayern München und Werder Bremen, CDU und SPD, Christen, Juden und Muslime. „Gehören zu“ bedeutet „Teil sein von etwas“. Zu einer normalen Wohnung gehört ein Bad, zu einem Auto eine funktionierende Bremse, zu einem Fest ein gutes Essen.

Warum also die Aufregung über den Islam-Satz? Offenbar sieht man in ihm mehr, als er zum Ausdruck bringt. Er impliziert für manche die Aussage, dass der Islam ein Teil der deutschen Identität sei, dass er zu unserer religiösen und politischen Grundausstattung gehöre wie das Christentum, die Demokratie und die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte. Damit aber hakt es. In der Verfassung des Landes Baden-Württemberg wird zwar das Christentum genannt, aber nicht der Islam, nicht das Judentum und auch nicht der Atheismus. Aber es gibt diese Religionen bei uns. Sie genießen den besonderen Schutz der Verfassung, sie sind zu tolerieren, zu achten, zu schützen. Sollen sie auch in die Verfassung aufgenommen werden? Es sieht so aus, als näherten wir uns einer großen Koalition für die Erweiterung und Umformulierung des Grundgesetzes und der Länderverfassungen. Das Vorgeplänkel dazu findet bereits statt.