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Japan und wir

Es ist ohne Zweifel sehr schlimm, was in Japan passiert. Die Opfer von Erdbeben und Tsunami brauchen dringend Hilfe. Dass es endlich gelingt, der Probleme in den Atomkraftwerken Herr zu werden, hoffen wir alle. Es ist gut zu erfahren, dass die Bevölkerung ein hohes Maß an Ruhe und Gelassenheit zeigt. Sie wissen offenbar, dass Panik nichts ändert, sondern alles nur schlimmer macht.

Da sind wir hier sehr viel aufgeregter. Was die Medien, auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten, Tag für Tag an informatorischem Fallout auf uns herabregnen lassen, ist geeignet, der deutschen Angst vor allem und jedem Unheil mächtigen Vorschub zu leisten.

Nichts gegen Berichterstattung. Aber wie das Wort schon sagt, geht es dabei ums Berichten über das, was war und was ist. Doch das reicht unseren Medien nicht, sie wollen mehr, sie wollen mit den alttestamentarischen Propheten konkurrieren und uns verkünden, was sein könnte. Experten sollen nicht nur erklären, was geschehen ist, sondern uns ausmalen, was wäre, wenn „der schlimmste Fall“ einträte. Man spürt manchmal ein gewisses Bedauern darüber, dass die „erwartete“ Katastrophe immer noch nicht eingetreten ist.

Ist das einfach nur „deutsch“ oder tobt zwischen den Sendern ein harter Kampf um Marktanteile, den der gewinnt, der die schlimmsten Szenarien zu bieten hat?

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Unvorstellbarer Service oder Das Recht auf lächelndes Personal

Manche Meldungen klingen so unglaublich, dass man an einen Aprilscherz glauben möchte, und das am 1. September, oder an ein Märchen. In Japan, lese ich heute in der Stuttgarter Zeitung, sind die Züge immer pünktlich. Ja, „immer“ steht da. Bei uns sind Busse und Bahnen bekanntlich gelegentlich oder auch mal zufällig pünktlich, dort, im Fernen Osten, in Tokio, sind sie es, wenn die Meldung stimmt, immer. Und falls es Fahrplanänderungen gibt, das also kommt offenbar auch vor, werden sie sofort angezeigt, sofort.

Was noch unglaublicher ist: Auf den Bahnsteigen stehen Personen, die nur dazu da sind, den Fahrgästen Auskünfte zu erteilen. Man kann die also echt fragen und bekommt eine Antwort, eine freundliche sogar.

Denn das ist der dritte Teil der Botschaft: Die Mitarbeiter der Bahn müssen lächeln. Das wird kontrolliert, und zwar von Computern. Die schauen den Beschäftigten ins Gesicht und zeichnen sein Lächeln oder Nichtlächeln auf. Wer wegen Letzterem auffällt, bekommt gute Ratschläge, wie er Ersteres, sein Lächeln nämlich, verbessern kann.

So also wird im Land des Lächelns professionell an der Zufriedenheit des Kunden gearbeitet. Der hat nicht nur Anspruch auf eine Fahrkarte, einen pünktlichen Zug und eine klare Auskunft, sondern auch auf ein Lächeln. Bei uns müsste der verantwortliche Manager wahrscheinlich seinen Hut nehmen: wegen Verstößen gegen den Datenschutz (Ausspähung der Mitarbeiter) und die Menschenwürde; denn hier hat jeder das Recht, ein verdrossenes Gesicht zu zeigen.