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Klimatische Mutlosigkeit

Es war ja zu erwarten, dass sich im Klimapaket der GroKo viel heiße Luft sein würde: Das Bahnfahren wird ein bisschen billiger, das Fliegen ein wenig teurer, CO2-Emissionen bekommt man ab 2021 im Sonderangebot, zu einem Preis, der ein Achtel dessen beträgt, den man in der Schweiz zahlen muss, Pendler, die außerhalb der Städte eh schon billig im Grünen wohnen, dürfen auf mehr Zuschüsse für ihre PKW-Fahrten zur Arbeit hoffen, Ölheizungen werden nicht stillgelegt, dürfen aber vielleicht in der übernächsten Legislaturperiode nicht mehr verkauft werden. Einen wichtigen Klimakiller, die technisierte Landwirtschaft, lässt man weiter den Markt mit Billigfleisch überschwemmen. Dass man für das Schnüren dieses inhaltsarmen Pakets 19 Stunden tagen muss, unverständlich. An der Sindelfinger Martinskirche sollte die Uhr fünf vor zwölf angehalten werden, um den Menschen zu zeigen, wie ernst die Lage ist. Das ist nicht gelungen. Die Uhr zeigte auf fünf nach zwölf und damit an, dass der Klimawandel bereits voll im Gange ist und es für viele Rettungsaktionen zu spät ist. Den Menschen meiner Generation kann das eigentlich egal sein, denn wenn die Welt die Folgen unseres Lebensstils zu tragen hat, liegen wir bereits auf dem Friedhof. Wie gut, dass die Bibel dafür ein treffliches Bild bereitstellt: Nach uns die Sintflut. Verantwortliches Handeln sieht anders aus. Aber seit wann wollen die Menschen Verantwortung für das Große und Ganze übernehmen? Eigennutz first.

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Zwanzigster September

Der Tag, an dem Deutschland das Klima rettet, rückt näher. In gut einem Monat, am 20. September 2019, werden wir erfahren, was geschehen soll, um die Erderwärmung zu stoppen. Der Abstand des Termins zu den Landtagswahlen im Osten ist groß genug, um etwaige Beeinflussungen der Ergebnisse zu verhindern. Nur Thüringen steht noch an, aber das ist zum Glück ein kleines Bundesland. Haben wir am 20.9. Großes zu erwarten? Wird der Kohleabbau in zehn Jahren zu Ende sein, lässt man AKWs noch länger laufen, wird man die Innenstädte für den privaten Autoverkehr sperren, werden Hausbesitzer mit alten Heizungen verpflichtet, eine neue einzubauen, müssen sie ihr Haus auf Wärmeverlust testen lassen und sanieren, wird ein Sofortprogramm für den Ausbau des Schienenverkehrs beschlossen, kommt ein Dieselverbot, gibt es Strafsteuern auf Benzin und Kerosin und kostenlosen alternativen Strom für E-Autos, müssen Kreuzfahrttouristen und Flugreisende eine Abgabe von 25 % auf den Reisepreis entrichten, werden Menschen mit wenig CO2-Emissionen belohnt und solche mit hohen bestraft, steckt man Milliarden in die Entwicklung von Geräten mit wenig Energieverbrauch, wird der Fleischverbrauch durch höhere Besteuerung teurer, die Massentierhaltung streng kontrolliert, der Verbrauch von Plastiktüten untersagt, gibt es eine Reihe von TV-Spots mit Tipps zum Energiesparen, wird, wer den Stromanbieter wechselt und einen wählt, der erneuerbare Energie verkauft, durch Senkung der Abgaben belohnt? Ja und nein. Es wird, vermute ich, ein Programm geben, das die Umstellung unseres Alltags anstrebt, aber mit Fristen, die in der Nähe von 2050 liegen. Damit sind die über Dreißigjährigen aus dem Schneider und nur die Jüngeren in der Pflicht. Raffiniert.

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Angekündigtes Nichtstun

Eine der wichtigsten Tätigkeiten der politisch Verantwortlichen ist das Ankündigen. Wenn irgendetwas schiefgegangen ist, wird mitgeteilt, dass man „alles“ tun wolle, dass dies künftig ausgeschlossen ist. Damit ist das Problem fürs Erste vom Tisch. Dann wird eine Arbeitsgruppe beauftragt, sich mit der Sache zu beschäftigen. Ein paar Monate oder auch Jahre später kommt ein Papier auf besagten Tisch, wird gelobt oder – häufiger – kritisiert und verschwindet wieder in der Tischschublade. Das kann man besonders eindrucksvoll an der Klimafrage studieren. Da spielt das Ankündigen eine wichtige Rolle. Deutschland hatte mal angekündigt, bis 2020 ein ehrgeiziges Klimaziel erreichen zu wollen. Alle Maßnahmen, die geeignet gewesen wären, das Versprechen wahrzumachen, fanden keine Zustimmung und fielen bei einem Windstoß vom Tisch. Also gab man das Ziel 2020 auf. Inzwischen stehen uns weitere Ziele vor Augen. So soll bis 2030 viel geschehen, um dem Pariser Kima-Abkommen gerecht zu werden. Zum Beispiel will man bis 2038 die Kohlekraftwerke stilllegen. Und nun ist ein noch ein weiteres Jahr in den Blick gekommen, 2050. Bis dahin soll Europa, ja sogar Deutschland, klimaneutral werden. Ein wunderbares Datum. Häckerling wird es nicht mehr erleben, es sei denn, er würde 108 Jahre alt. Auch die Versprechenden (Achtung Gender-Sprache!) dürften dann nicht mehr unter den Lebenden (kein Gender-Ausdruck!) sein. Nicht mal die jetzige Kanzlerin. Die derzeit protestierenden Schüler und Schülerinnen gehen dann „auf die 50“ zu. Früher nannte man das Vertrösten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, heute versteht man darunter weitblickende Politik. Und was geschieht zur Erreichung dieses wunderbaren Zieles heute, morgen oder übermorgen? Das wird derzeit in Arbeitsgruppen ausgetüftelt und kommt wahrscheinlich 2022 auf den Tisch.