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Fliehende Ministerin

Nachdem sie alles Mögliche angeleiert, aber noch nichts zu Ende gebracht hat, ist die Kultusministerin von BW schon wieder auf dem Absprung. Frau Eisenmann möchte der CDU als Ministerpräsidentenkandidatin die Mehrheit im Land wiedergewinnen helfen. Der Herr Strobl traut sich das nicht mehr zu; auch seine Parteifreundinnen und –freunde wohl nicht. Er hat das Handtuch geworfen. Sollen sich doch andere damit das Gesicht putzen, um es zu wahren. Was wird nun aus den Baustellen der Schulpolitik? Was wird aus den neuen Instituten, die gerade erst entstehen und noch nichts geleistet haben? Sie haben eigentlich die Aufgabe, BW im Bildungsranking wieder nach oben zu bringen. Das werden sie erst in einigen Jahren können, wenn überhaupt. Aber dann wird Frau Eisenmann längst in der Villa Reitzenstein residieren oder wegen einer erfolglosen Wahl abserviert sein. Die Bildungspolitik wird dann jemand anderem anvertraut, jemand, der ganz neue Ideen mitbringt, neue Institute schafft und alle alten abschafft. Dann werden wieder Jahre ins Land gehen, bis sich „etwas tut“ im Südwesten. Welchen Motivationsverlust man den hierzulande Lehrenden beschert mit diesem Hickhack an der Spitze, diesem ständigen Wechsel der Verantwortlichen, diesem Kurieren an den Symptomen, das können nur jene ermessen, die „drin“ sind im System und nicht jene, die es von oben herab ständig durcheinanderwirbeln.

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Lehrermangel

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler nehme wieder zu, wird gesagt, zum Beispiel dieser Tage von der Bertelsmann-Stiftung. Die Zahl der Lehrkräfte nehme ab – wegen einer außergewöhnlichen „Pensionierungswelle“”, wie man im baden-württembergischen Kultusministerium mit Erstaunen festgestellt hat. Dabei überrascht weder die eine noch die andere Nachricht. War da nicht was mit Flüchtlingskindern, die in großer Zahl ins Land gekommen sind? Und warum sind Pensionierungen schicksalhaft, lassen sie sich doch mit einfachen rechnerischen Mitteln prognostizieren. Aber nun ist das, was zu erwarten war, überraschend eingetreten. Also ist Betriebsamkeit angesagt. Frau Ministerin Eisenmann habe ein Maßnahmenpaket „geschnürt“, meldet die Zeitung. Dabei hat sie es bereits ausgepackt und seinen Inhalt auf den Tisch gelegt. Pensionäre sollen reaktiviert werden (hatten wir das nicht schon mal?), die Teilzeitarbeit werde nicht mehr ohne weiteres genehmigt – Lehrkräfte in Elternzeit werden allerdings ausgenommen (das wäre ein Schlag gegen die Eltern). Aber sehr viele andere mit Teilzeit wird man kaum finden. Und dann steht in dem Bericht noch was von „angehenden Lehrern“, die man einsetzen wolle. Sind da die Studierenden des Lehramts gemeint? Denn die im Vorbereitungsdienst befindlichen Junglehrer dienen eh schon als billige Arbeitskräfte (mit einer Bezahlung unterhalb des Mindestlohns). Bekanntlich werden die Referendare am letzten Tag des Schuljahrs entlassen und – wenn sie Glück haben – in der ersten Septemberwoche wieder eingestellt. Dazwischen braucht man sie nicht. Die ländlichen Grundschulen in Südwürttemberg seien das Hauptproblem, lese ich. Aber das ist hausgemacht. Die Verlängerung des Studiums für die Grundschule kostet einen Jahrgang. Warum hat man sie dann gerade jetzt eingeführt? Es überrascht uns Außenstehende immer wieder, wie sehr die Kultusverwaltung von absehbaren Entwicklungen überrascht wird.

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Schreibhemmung

Den Mädchen fällt es natürlich leichter als den Jungen, das Schreiben mit der Hand. Vor einigen Tagen durften wir davon in der Zeitung lesen. Offenbar ist das Problem schon im Kultusministerium angekommen und sogar in der einen oder anderen Grundschule. In Kürze gesagt: Viele Buben können nach vier Jahren Grundschule so schreiben, dass es niemand lesen kann, nicht einmal sie selbst. Und dieses Schreibproblem schlägt auf das Leseproblem durch. Wer nicht recht schreiben kann, liest auch ungern. Am Ende zählt man zu den knapp 20% der Fünfzehnjährigen, die nicht den Mindestanforderungen beim Verstehen von Texten gerecht werden.

Nebenbei muss hier der polemische Satz fallen: Was ist los in den Grundschulen, wenn sie es nicht einmal schaffen, allen Kindern das Schreiben beizubringen? Dazu haben sie  immerhin vier Jahre Zeit. Das reicht wohl nicht. Doch vielleicht bekommen sie ja bald sechs Jahre oder noch mehr zur Verfügung, sofern es nach den grünen und roten Parteien geht.

Kultusministerin Schick (CDU) hat Erbarmen mit den armen Jungen und will ihnen das Schreiben erleichtern. Mit dem Satz, sie sollen „ihren Hirnschmalz“ für Dringlicheres als das Erlernen der Schreibschrift nutzen, wurde sie in der Presse zitiert. Häckerling möchte sie dafür loben, aber an dieser Stelle auch den ehemaligen Schulleiter Ulrich Warnke lobend erwähnen und aus dessen ihm, dem Blogschreiber, vorab vorliegenden Leserbrief zitieren: „dass die Schüler, so ihr, der Ministerin, Wunsch, ‚ihren Hirnschmalz’ verwenden sollen, geht dann doch zu weit. Ist es bloß ihr bayerischer Migrationshintergrund oder weiß sie tatsächlich nicht, dass ‚Schmalz’, also auch ‚Hirnschmalz’, nicht männlich, sondern sächlich ist, die Schüler also ‚ihr Hirnschmalz’ verwenden müssten?“

Es ist tatsächlich der bayerische Hintergrund, der das Schmalz vermännlicht hat, aber das passt, denn auch das unansehnliche Schreiben ist ein männliches Problem. Hoffen wir auf ministerielles Hirnschmalz bei seiner Lösung.

(Blog-Eintrag Nr. 240)