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Tatsächliche Verbesserung

Manchmal sagt ein Satz mehr, als seine Verfasser damit kundtun wollten. Der folgende stand im letzten Newsletter der baden-württembergischen Landesregierung. Darin ist zu lesen von zwei neuen Instituten (ZSL und IBBW), die in Sachen Bildung etwas bringen sollen, nämlich eine Verbesserung. Hier besagter Satz: Ziel ist eine tatsächliche Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität – auf wissenschaftlicher Grundlage und fokussiert auf die Unterrichtsqualität. Häckerling fällt an dieser Aussage auf, dass sich das Land Baden-Württemberg nicht mit einer bloßen Verbesserung des Bildungssystems zufrieden geben will, sondern diese Verbesserung eine „tatsächliche“ sein soll. Heißt das, man will sich gegen nur fiktive Verbesserungen abgrenzen, solchen, die nur angekündigt, aber nicht realisiert werden? Auffällig ist auch die Betonung der wissenschaftlichen Grundlage dieser Verbesserung. Man möchte offenbar nicht der pädagogischen Dampfplauderei folgen, sondern der Wissenschaft. Leider sind sich Wissenschaftler selten einig; es wird daher nicht einfach sein, von ihnen eine „Grundlage“ zu bekommen. Der Streit darüber, was die richtige Grundlage sein soll, könnte sich hinziehen. Der Satz findet seinen Höhepunkt im metaphorisch gebrauchten Partizip „fokussiert“. Was heißt das? Um es mit einer anderen Metapher zu sagen: Der Schwerpunkt der Verbesserung der Unterrichtsqualität, von der im ersten Teil des Satzes die Rede ist, soll auf der Unterrichtsqualität liegen. Eine wenig überraschende Feststellung. In der Rhetorik würde man von einer Tautologie sprechen. Wir kennen sie vom weißen Schimmel und vom schwarzen Rappen. Hier ist die Tautologie aber noch tautologischer: Der Schwerpunkt liegt auf dem Schwerpunkt. Häckerling ergänzt: Die Qualität liegt in der Qualität. Was ist aus diesem Satz zu folgern? Der Schwerpunkt der baden-württembergischen Bildungspolitik sollte auf der Qualität ihrer sprachlichen Vermittlung liegen.

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Unterrichtsqualität

Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung soll die Schulen durch Beratung mit Fokus auf der Unterrichtsqualität sowie durch die Erarbeitung und Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien bei der Schulentwicklung unterstützen. – Ein Satz, der es in sich hat. Formuliert hat ihn das Kultusministerium von Baden-Württemberg. Er ist eine Reaktion auf das schlechte Abschneiden des Landes beim bundesweiten Ranking der Schulleistungen. Was steht drin: Es wird eine neue Institution gegründet, „ein Zentrum“ mit zwei Aufgaben, erstens der (Verbesserung der) Schulqualität und zweitens der (Konzentration und Neustrukturierung der) Lehrerbildung. Gegen Ersteres kann Häckerling nichts einwenden, plädiert er doch schon lange dafür, den Hebel bei der Unterrichtsqualität anzusetzen und nicht bei der Schulstruktur. Auch beim zweiten Ziel kann er nur mit dem Kopf nicken. Die Fortbildung der Lehrkräfte ist zu wenig systematisch und zu wenig verbindlich. Sollte das neue Zentrum beides hinbekommen, wäre Begeisterung angesagt. Seine Instrumente werden im kursiv gedruckten Satz oben genannt: Beratung (der Lehrer, der Schulen) und Entwicklung von Unterrichtsmaterial. Das mit der Beratung geht in Ordnung, wenn sie denn durch Berater erfolgt, die über die nötige Qualität verfügen. Sie zu finden wird daher die erste Aufgabe sein. Die Sache mit dem Unterrichtsmaterial ist mir unklar. Bisher war das eine Aufgabe der Verlage. Die bekamen entsprechende Vorgaben in Gestalt des Bildungsplans. Wenn die Schulverwaltung selbst Material erstellte, wer würde es prüfen? Auch machte sie damit den Verlagen Konkurrenz und zöge ihnen die besten Mitarbeiter ab. Warum nicht die Produkte der Schulbuchverlage strenger kontrollieren und die Schwelle der Zulassung höher setzen?

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Die Schule und der Sommer

Gleich zwei wichtige Nachrichten aus dem Kultusministerium von Baden-Württemberg haben es heute (10.7.13) auf die erste Seite der Zeitung geschafft: zum einen die Mitteilung, dass die Amtschefin Ruep mit 63 ihrer lästigen Verwaltungsaufgaben entbunden worden ist und in den einstweiligen Ruhestand darf, und zum andern, dass man im Ministerium darüber nachgedacht hat, wie die Lehrer mit der sommerlichen Wärme pädagogisch verantwortungsvoll umgehen sollen. Das Ergebnis dieses Nachdenkens: Die Lehrerinnen und Lehrer  sollen ihren Unterricht der meteorologischen Lage anpassen, also bei großer Wärme ins Freie gehen und dort Schatten suchen.

Es ist schon auffällig, was der Klimawandel so alles bewirkt. Jetzt hat er sogar ein ministerielles Reflektieren über den Unterricht ausgelöst, allerdings nicht über dessen Methodik, sondern über seine Verortung, den räumlichen Kontext sozusagen. Damit füllt das KM mit konkreten Vorschlägen jene Leere, die das Zurücknehmen des „Erlasses“ über „Hitzefrei“ ausgelöst hat. Nicht ganz klar ist dem Schreiber dieser Zeilen, an welche Temperaturen man in Stuttgart denkt: solche über 20, über 25 oder gar über 30 Grad Celsius? Wo beginnt für einen Mitteleuropäer die Hitze? Hier hat die ordnende Hand und das klärende Wort der scheidenden Amtschefin offenbar bereits gefehlt.

Dieser Sommer macht dem anscheinend nur Probleme. Nun beschäftigt er sogar das KM mit Fragen, die sie bisher den Zuständigen überlassen haben, den Schulleiterinnen und Schulleitern sowie ihren Lehrkräften. Oder soll das nur ein Zeichen dafür sein, dass man im Ministerium ein Herz für schwitzende Kinder hat?