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Der Papst und sein Dienstende

Eigentlich kommt es einem Mitglied der evangelischen Kirche nicht zu, sich über den Rücktritt des Oberhaupts der Katholiken zu verbreiten, weil es sich dabei um innere Angelegenheiten der „allumfassenden“ (so kann man „katholisch“ übersetzen) Kirche handelt. Aber ein wenig wundern darf man sich schon, finde ich.

Da gilt bei der Ausübung weltlicher Berufe bekanntlich ein „gesetzlicher“ Ruhestand von 65 Jahren. Danach wird einem Lehrer nicht mehr das Unterrichten zugetraut, einem Steuerbeamten nicht mehr die Anwendung der Gesetze und einem Mechaniker der Einblick in die Getriebswissenschaft. Man versetzt diese Alten zwangsweise in den Ruhestand, wo sie dann, wie unlängst wieder zu lesen war, rasch dicker und dümmer werden.

Die Katholischen aber pflegen den Brauch, einen Ruhestandsgeistlichen zum Oberhaupt eines Milliardenvolks zu machen, seinen gesundheitlichen Verfall billigend in Kauf zu nehmen und ihn sogar in diesem Zustand medial zu vermarkten, wie man das beim Vorgänger des derzeitigen Stellvertreter Christi auf Erden weidlich getan hat.

Der jetzige aber will das Spiel nicht mehr mitspielen und den Tanz auf seiner Nase nicht dem allgemeinen Gespött ausliefern. Er hat „hingeschmissen“, wie man dazu gerne sagt (allerdings nicht bei Päpsten). Das ist ehrenwert und verdient (um das neue Lieblingswort zu verwenden) Respekt, also Achtung. Dem Unsinn, einen Greis zum Staatsoberhaupt zu ernennen, ist damit zwar noch nicht auf Dauer gewehrt, aber vielleicht nähert sich das altersdominierte Wahlmännergremium in Rom einer vernünftigeren Regelung allmählich an.

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Benedikt XVI und die deutschen Protestanten

Sie feiern es bereits als Erfolg, dass der Papst nett zu ihnen war, die „führenden“ deutschen Protestanten. Gesten werden als Zeichen der Öffnung gedeutet. Der Besuch in „Luthers Kloster“ zu Erfurt gilt als Sensation. Dabei ist es der Ort des „vorreformatorischen Luther“. Ein Besuch in Wittenberg hätte da schon mehr Symbolkraft entwickelt.

In der Sache ist der Papst „hart“ geblieben, will sagen: bei seinen sattsam bekannten Positionen, die da sind: Die Evangelischen bilden keine „Kirche“, daher darf kein gemeinsames Abendmahl gefeiert werden, Mischehen sind abzulehnen, Scheidungen erst recht.

Nun hofft man auf das Jahr 2017, in dem man 500 Jahre Reformation zu feiern gedenkt, am besten gemeinsam mit den katholischen Brüdern und Schwestern. Zwar ist es nie schlecht, ein bisschen zu hoffen; denn immer wieder geschehen Wunder. Bis zu seinem Eintreten hätte es immerhin sechs Jahre Zeit. Und vielleicht besinnt sich Benedikt XVI, geb. Ratzinger; ja auch tatsächlich noch eines Besseren, aber …

Aber ich bin skeptisch. Zum Besinnen hatte man in Rom schon über 450 Jahre Zeit. Wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche den Protestanten gegenüber tatsächlich anderen Sinnes hätte werden wollen, wäre ihm das längst möglich gewesen. Aber es will wohl nicht. Hüten wir uns also vor Illusionen. Meine Hoffnung: Man erwartet nichts mehr vom (oder: von diesem) Papst und geht seinen eigenen Weg, als leidender Mischehe-Partner oder als missachteter Protestant.

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Über Käßmann 1

Sie sei, liest man, eine Frau, die offen und klar ihre Meinung sage. Das sei ihre Stärke, aber das mache sie auch verletzlich. Die Rede ist von der immer noch als neu zu bezeichnenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands, der EKD, Margot Käßmann. Unlängst hat sie sich über die Sinnlosigkeit des deutschen Militäreinsatzes in Afghanistan geäußert und dafür Kritik geerntet. Nun ist es ihr gelungen, den Papst zu vergrätzen.

Der würde das zwar selbst nie öffentlich zugeben, aber sein Kurienkardinal Kasper hat deutliche Worte gefunden. Der gibt sich enttäuscht und verärgert über Käßmann. Das kann sogar der protestantische Häckerling nachvollziehen. Frau K. hat klar und deutlich gesagt, sie erwarte vom sechzehnten Benedikt nichts in Sachen Ökumene. Selbst wenn sie damit den Nagel auf den Kopf getroffen haben sollte, ein solcher Hammer gehört von der obersten deutschen Evangelischen nicht geschwungen. Solche Sätze kann man bei kirchlichen Stammtischen äußern, aber aus offiziellem Mund sind sie undiplomatisch, ja schädlich, weil damit nichts erreicht, aber vieles verhindert wird.

Natürlich erwarten wir mehr ökumenische Begeisterung von unseren katholischen Brüdern und Schwestern, aber wir sollten die Erwartungen an sie klar formulieren und sie damit in Zugzwang bringen.

Es wird Zeit, dass die Ratsvorsitzende K. Rat in Sachen Führungsverantwortung annimmt. Denn sonst kommt sie zwar oft in den Medien vor, aber leider nicht als eine Stimme, die ernst genommen wird.
(Blog-Eintrag Nr. 138)