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Putinscher Kopf

Man sieht nicht, was in den Köpfen von Menschen vor sich geht. Das ist im Normalfall ohne Belang, aber beim russischen Präsidenten ein Nachteil. Was sind seine Ziele? Was wird er als Nächstes tun? Reicht ihm die Ukraine als Eroberung oder steht sein Sinn auch aufs Baltikum? Nun sehen wir zwar nicht in den Kopf des Puten, aber wir hören, was aus seinem Mund herauskommt: allerlei Wirres und Dunkles. Wer sich seiner Armee in den Weg stelle, müsse mit dem Schlimmsten rechnen, mutmaßlich seinen Atomwaffen. Abenteuerlich sind des Puten Geschichtsvorstellungen. Es ist ihm entgangen, dass es in der Ukraine bereits im 19. Jahrhundert nationalstaatliche Bestrebungen gab. Es ist ihm auch entgangen, dass die Bevölkerung des Landes mehrheitlich nicht dem russischen Reich einverleibt werden will. Er aber, der Pate Putin, schert sich weder um das Selbstbestimmungsrecht der Völker noch um die Opfer des Krieges. Er will offenbar ein neues Groß-Russland schaffen und sieht sich in der Nachfolge Peters des Großen und des Schlächters Stalin, die auch solche großspurigen Pläne verfolgt haben. Was ist also drin in Putins Kopf? Ein großes Ego und ein kleines Verantwortungsgefühl. Früher pflegten solche Figuren irgendwann ohne Kopf dazustehen, aber ich fürchte, dass dieser Pute mit seinem Kopf noch einige Zeit damit durch die Wand will. Weil er sich als den Größten dünkt, werden ihn weder anklagende Worte noch Sanktionen zu einer Raison bringen, deren es ihm eh mangelt.

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Russische Manöver

Die Überschrift könnte signalisieren, dass sich Häckerling hier als ausgewiesener Kenner der Außenpolitik äußert. Dem ist mitnichten so. Der Verfasser teilt seine diesbezügliche Naivität mit den Brüdern und Schwestern vom Stammtisch und etlichen journalistisch Tätigen. Uns wird dieser Tage ein russischer Präsident gezeigt, der links an einem ovalen Tisch von gigantischen Ausmaßen sitzt. Rechts dürfen seine Gäste Platz nehmen. Müssen die ihre Stimme erheben, dass der große Mann im Kreml sie akustische wahrnimmt oder schwebt über ihnen unsichtbar ein Mikrofon? Wo sitzen die Übersetzer? Was will uns P. mit diesem Arrangement sagen? Dass er zwar nicht auf einem Thron sitzt, der ihn von den anderen abhebt, aber doch so weit von ihnen weg, dass weder Aerosole noch Meinungen ihm nahe kommen. Der Mann lässt hunderttausend Soldaten an einer Grenze Aufstellung nehmen, hat aber nur friedliche Absichten. Befinden sich die Kämpfer an der Grenze zur Ukraine im Winterurlaub? Will ihr Präsident ihnen etwas Abwechslung im militärischen Alltag verschaffen? Oder will er uns zeigen, dass er ein starker Mann ist? Wir glauben es ihm inzwischen. Dann sagt er, die Truppen werden bereits wieder abgezogen, aber die westlichen Geheimdienste sehen nichts davon. Vielleicht sind sie blind. Vorher meinten sie erfahren zu haben, dass gestern (am Mittwoch) der Einmarsch in die Ukraine hätte sein sollen. Da haben sie sich wohl getäuscht. Das Ganze ist ein Spiel, könnte man meinen, allerdings eines, aus dem Ernst werden könnte. Dass die Welt von solchen Typen regiert wird, ist schon gruselig.

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Gastfeindschaft

Schon Willi Reichert hat das Lied von den ukrainischen Bauern gesungen, die „lustige Leut“ seien. Aus den Bauern sind nun Kämpfer geworden, die im Verein mit dem russischen Bären in Europa allerlei Unsinn treiben. Jetzt haben sie ein paar OSZE-Militärbeobachter festgesetzt. Die konnte man dieser Tage im Fernsehen beobachten. Sie wirkten verängstigt und angespannt. Ihr Sprecher gab sich große Mühe, den Vorgaben der Geiselnehmer zu entsprechen. Wer kann es ihm verdenken?
Der Chef dieser prorussischen Mafia hat ein ganz besonderes Wort für seine Gefangenen gefunden. Sie seien seine Gäste, gab er kund. Das ist eine sprachliche List mit lateinischer Herkunft, denn zwischen den Wörtern für „Gast“, „Freund“, „Fremder“ und „Feind“ bestehen dort etymologische Zusammenhänge. Offenbar war man sich auch in der Antike nicht immer klar, ob man jemandem freundlich oder feindlich begegnen soll. In der Ost-Ukraine ist die Sache insofern noch klar, als die Festgenommenen Faustpfänder sind, mit denen man beim Westen etwas herausschlagen will. Damit die Gekidnappten mitspielen, gibt man ihnen Kost und Logis und lässt sie in einem Gästehaus übernachten.
Wer weiß, vielleicht werden sie sogar noch echte Gäste. Man kann Putin ja viel vorwerfen, aber seine Gäste, zum Beispiel den alten Kumpel Schröder, behandelt er zuvorkommend. Und vielleicht löst sich nach der Geburtstagsparty das ganze Ukraine-Problem in Wohlgefallen auf, weil der Herrscher im Kreml sich nicht lumpen lässt und dem siebzigjährigen Genossen ein nettes Gastgeschenk macht, dem die Ost-Ukrainer dann nacheifern.