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Dreist oder albern

Seit Jahrzehnten wird die S-Bahn-Verbindung zwischen Böblingen und Renningen, die sog. S 60, geplant und auch ein bisschen gebaut. Seit den 1980er Jahren wartet man auf die Einweihung. Die wurde immer wieder verschoben. Gerüchteweise soll sie Ende 2012 fertig erfolgen, manche rechnen mit 2015. Der Grund ist das Fehlen von Planung, von Grundstücken und von Geld. Um die Peinlichkeit in Grenzen zu halten, wurde am Montag (14.6.10) eine Teilstrecke (Böblingen – Maichingen Bahnhof) in Betrieb genommen. Natürlich mit den üblichen Reden der wichtigen Menschen und volkstümlichen Festlichkeiten. Häckerling findet das eher noch peinlicher. Schließlich handelt es sich um eine Strecke von gerade mal 8 Minuten Länge. Das ist kaum mehr als die Hälfte der Zeit, die ein S-Bahn-Fahrer im Stuttgarter Tunnel zubringt.

An dieser „Großbaumaßnahme“, die – hinsichtlich ihrer zeitlichen Ausdehnung – sowohl den Potsdamer Platz als auch Stuttgart 21 in den Schatten stellen dürfte, kann man das in Deutschland üblich gewordene Arbeiten studieren: Am Anfang steht der großartige Plan, dann kommen die Widerstände, dazu gesellen sich der Dilettantismus der Beteiligten und die Unfähigkeit, sich auf Finanzierungen zu einigen, und schließlich dümpelt das Ganze seinem Ende entgegen oder versandet wie bei der S 60.

Was die neue Teilstrecke des S 60 angeht, so wird daran auch deutlich, dass man es nun zwar geschafft hat, das Daimler-Benz-Werk ans S-Bahn-Netz anzuschließen, aber den vielen Bürgern in Sindelfingen-Nord (Stadtteil Hinterweil) die für sie vorgesehene und seit Jahren fast fertige Haltestelle Maichingen-Nord noch lange Zeit vorenthalten wird.

(Blog-Eintrag Nr. 188)

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Unliebsame Langsamkeit 1: S 60

Der Aufbau Ost war im Vergleich zum Aufbau des Kreises Böblingen offenbar ein Klacks. Dort hat man in zwei Jahrzehnten jede Menge Autobahnen und Schienenstränge, Raststätten und Bahnhöfe gebaut, aber auch Kirchen und Adelssitze saniert. Dazu kann man nur gratulieren. Die neuen Bundesländer haben in kurzer Zeit allerhand Neues bekommen.

Hierzulande dagegen – im Kreis Böblingen – gibt es eine Bundesstraße 464, die im Nichts endet. Nur ein paar einsame Brückenbauwerke stehen in der Landschaft: Symbole des Stillstands. Hierzulande – im Kreis Böblingen, wie gesagt – gibt es auch eine S-Bahnlinie, deren Name (S 60) etwas Futuristisches an sich hat. Es ist auch eine Bahn im Futur: Eines Tages wird sie kommen. Aber wann? Sie lässt bereits Jahrzehnte auf sich warten.

Schon in den 1970er Jahren war die Aussicht auf einen S-Bahn-Anschluss ein verlockendes Argument für unsere Familie, in den Sindelfinger Stadtteil Hinterweil zu ziehen. In den 1980er Jahren hat sich so mancher Lehrer mit der Aussicht auf einen S-Bahnhof in der Nähe an das Gymnasium Unterrieden locken lassen. Doch die Bahn kam nicht; sie hatte offenbar Verspätung. Sie hat sie immer noch.

Nun aber sollte es ernst werden: Ende 2010 würde, so hieß es, die Verbindung Böblingen-Renningen, die S 60 also, ihren Betrieb aufnehmen. Ein Traum des letzten Jahrtausends würde endlich in Erfüllung gehen. Und tatsächlich geschah etwas: Die alten Schienen wurden herausgerissen, neue angebracht. Auch eine Oberleitung entstand. Güterzüge begannen die Strecke zu nutzen. Und dann?

Dann verödeten die Baustellen. Irgendwann erfahren wir den Grund: Es werde nichts mit der ersten S-Bahn-Fahrt zum Fahrplanwechsel 2010. Es gebe noch einige Planungsprobleme. Da fragt man sich: Was haben die Verantwortlichen in den letzten 40 Jahren eigentlich gemacht?

Doch es gibt wohl zu viele Verantwortliche. Keiner hat die Verantwortung richtig. Keiner kann daher zur Rechschaft gezogen weren. Der Aufbau BB wird noch lange dauern.