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Streikende Schüler

Rein rechtlich ist die Sache klar: Die Schulbesuchspflicht entfällt nur, wenn jemand krank ist oder verhindert oder beurlaubt. Der Streik fürs Klima ist kein Beurlaubungsgrund. Wer also aus diesem Grund in der Schule fehlt, muss damit rechnen, eine Sanktion erdulden zu müssen. Außer dem Vermerk im Klassenbuch könnte das eine „Freiheitsstrafe“ oder eine „Zusatzarbeit“ sein. Manche werden das kleinlich finden. Da gehen Kinder oder Jugendliche für ein großes Ziel auf die Straße und werden auch noch dafür „bestraft“. Das scheint ungerecht, aber was wäre, wenn die Schule nicht reagierte, wenn sie jeden einfach gehen ließe, der sich selbst beurlaubt, und sei es aus einem triftigen Grund? In Summerhill war das einst so der Brauch. Manche gingen wochenlang nicht zum Unterricht, weil sie es nicht wollten. Man gab sie frei, bis sie einsichtig genug waren, den Unterricht als wichtig anzusehen und wieder an ihm teilzunehmen. Aber ein nachhaltiger Unterricht ist damit nicht möglich. Wechselnde Gruppenzusammensetzungen lassen keine Kontinuität im Unterrichten zu. Der Schülerprotest hat gewiss ehrenwerte Gründe. „Die Erwachsenen“ kümmern sich zu wenig um die Folgen des Klimawandels. Sie zögern mit der Änderung ihrer Lebensführung, fahren zu viel Auto, fliegen zu oft in den Urlaub, essen zu viel Fleisch, heizen mit altmodischen Heizungen, wohnen in Wohnungen oder Häusern, die ohne Not Energie abgeben, weil die Isolierung zu dürftig ist. Aber ändert sich daran etwas, wenn Schüler nicht am Unterricht teilnehmen? Sie sind die Kinder genau jener Eltern, die sich „falsch“ verhalten. Vielleicht wäre es besser, in der Schule zu bleiben und die Lehrer dazu zu bringen, über konkrete Schritte gegen den Klimawandel nachzudenken, solche, über die man zu Hause reden kann.

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Qualitätsmängel

Mit den Leistungen der deutschen Grundschüler steht es nicht zum Besten. Im Rechnen, Lesen, Schreiben und Zuhören haben sie statistisch nachgelassen. Manche meinen zu wissen, dass daran – wer sonst? – die Flüchtlinge die Schuld hätten. Die Macher des IQB bestreiten das. Die Flüchtlingskinder seien in der Studie kaum von Belang. Eher wirkten sich Kinder aus Migrationsfamilien aus. Sie zögen das Gesamtergebnis nach unten. Da könnte man jetzt ein paar populistische Sprüche ablassen. Aber das Problem ist so komplex, dass es mit Sprüchen nicht gelöst werden kann. Nehmen wir al Beispiel das Mädchen aus einer türkischen Familie, die schon viele Jahre hier wohnt. Die beiden älteren Geschwister beherrschen die deutsche Sprache; die Schule haben sie erfolgreich absolviert und im Beruf Fuß gefasst. Die Jüngste, Klasse 2, kann kaum Deutsch. In einem Text für Kinder muss man ihr jedes dritte Wort erklären. Den Substantiven gibt sie beliebige Artikel, Verben konjugiert sie höchst fehlerhaft. Das Schreiben macht ihr ziemliche Mühe. Liegt es an einem Mangel an Begabung? Nein, eher an ihrer mangelnden Bereitschaft, Deutsch zu lernen, und vor allem an der Erziehungsschwäche der Eltern. Sie wird nach Strich und Faden verwöhnt, aber an ihrer Faulheit rüttelt niemand. Bei den nächsten Studien wird sie den Mittelwert nach unten ziehen. Es tut mir Leid, aber es muss gesagt werden: Wenn die Eltern versagen, muss die Schule Druck machen dürfen. Auf Freiwilligkeit und Einsicht zu hoffen ist derzeit bei solchen Kindern Naivität.

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Digistress

Jetzt wird bestätigt, was wir schon länger geahnt haben: Das Smartphone ist für die Schüler ein Sucht-, Stress und Ablenkungsfaktor. Es macht abhängig, es setzt sie unter Druck, es absorbiert ihre Aufmerksamkeit und stört sie bei den Hausaufgaben. Ist ja auch klar: Ein Knabe, der am Lösen einer Rechenaufgabe ist und dabei auch noch überprüfen zu müssen meint, wer gerade Kontakt mit ihm aufgenommen hat, wird diese Aufgabe nur mit Mühe zu einem glücklichen Ende bringen. Die dröge Mathematik hat keine Chance gegenüber dem Gerät, das Beziehungsbedürfnisse erfüllt. Wer einen lateinischen Text übersetzen soll oder eine Rechtschreibübung zu erledigen hat, lässt sich gerne von einem Gerät unterbrechen, das mehr Spaß verspricht. Was tun? Die Lösung liegt auf der Hand. Sie ist einfacher als manche Mathe-Aufgabe: Man muss das Gerät während der Erledigung der Hausaufgaben abschalten und weglegen. Wen ein Kind das nicht alleine schafft, bedarf es der Mithilfe der Erziehungsberechtigten. Die bekommen endlich eine sinnvolle Aufgabe. Sie müssen sich vor der Erledigung der Hauausgaben nur zu dem Satz durchringen: „Gib dein Smartphone her! Du bekommst es nachher wieder.“ Die mit dieser Aktion einhergehende Quengelei und Maulerei müssen die Eltern aushalten. Das wird Ihnen anfangs nicht leicht fallen, wer frustriert schon gerne seinen Nachwuchs. Da hilft es nur, sich immer wieder klarzumachen, aber nicht laut zu sagen, dass man es ja gut mit dem Kind meint. Dankbar wird es dafür nicht sein. Vielleicht später.