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Ungesichert – Türknauf gegen Amoklauf

Wenn etwas Schlimmes passiert ist, sollen Experten darüber nachdenken, wie man eine Wiederholung verhindern kann. Daher hat die Landesregierung von Baden-Württemberg nach dem Amoklauf von Winnenden eine Kommission eingesetzt. Deren Bericht liegt nun vor. Er enthält 83 Vorschläge. Einer davon: die Türen der Unterrichtsräume mit einem Knauf versehen. Dann lassen sie sich nicht mehr von außen öffnen und das im Katastrophenfall Amoklauf empfohlene – sehr problematische – Abschließen von innen würde entbehrlich.

Abgesehen davon, dass diese Maßnahme mit Kosten für die klammen Schulträger verbunden wäre, hätte der Türknauf auch einige unterrichtspraktische Nachteile. Auch erhöht er meines Erachtens die Sicherheit nur unwesentlich.

Viele Schulen verfügen bereits über Erfahrungen mit Räumen, die außen einen Türknauf haben. Man sichert damit zum Beispiel Fachräume und ihr wertvolles Inventar vor unbefugtem oder vorzeitigem Zutritt. Vor einer Türe mit Knauf wartet die Klasse, bis sie von der Lehrkraft hereingelassen wird. Wenn die sich – aus welchem Grund auch immer – verspätet, stehen die Schüler einige Minuten draußen vor der Tür – und sind in dieser Zeit „ungeschützt“. Man kann die Türe des Unterrichtsraums auch nicht gleich wieder schließen, sondern muss sie noch einige Zeit offen lassen, denn es gibt fast in jeder Stunde Schüler, die später kommen. Nicht immer ist das ihre Schuld. Stehen die Nachzügler vor verschlossener Tür, müssen sie anklopfen, damit man sie hereinlässt. Dabei aber stören sie den Unterricht, denn der hat schon begonnen.

Anklopfen können aber auch: ein anderer Lehrer, die Mutter eines Schülers, ein Vertreter der SMV – und ein Amokläufer. Am Klopfen wird man nicht erkennen, ob jemand etwas Böses im Schilde führt. Wenn man aber wissen will, wer draußen steht, muss man die Türe öffnen – es sei denn, sie verfügt über einen „Spion“. Doch der dürfte nur von innen nach außen benutzbar sein, sonst kann er zur Überwachung missbraucht werden. Und das will auch niemand.

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Unzuverlässige Erhebung oder Wie die GEW nach Unterrichtsausfall forscht

Schon am zweiten Schultag (15.9.09) machen sich die Spione der GEW ans Werk. Wer will (Schulleiter, Lehrkraft, Eltern usw.), kann das Internetportal der Gewerkschaft anklicken und dort in ein Formblatt eintragen, wie die Lehrerversorgung an der eigenen Schule ist und ob Unterricht ausfällt. Schulleiter werden sich kaum trauen, dort etwas über die Lage der eigenen Schule mitzuteilen. Den Lehrerinnen und Lehrern verbietet das Beamtenrecht solches „Petzen“ – allerdings sichert die GEW Vertraulichkeit zu. Und die Mitteilungen der Eltern können in Sätzen wie diesen bestehen: „Wieder sind in der 7a vier Stunden Deutsch ersatzlos ausgefallen“, „Frau XYZ ist schon seit zehn Tagen krank“, „Herr ABC hat am Freitag die Mathematikstunden einfach ausfallen lassen.“

Was ist damit gewonnen? Die Gewerkschaft bekommt eine umfangreiche Datensammlung über die Schulen, Kompetenz der Schulleiter und die Fehlzeiten der Lehrkräfte. Auch wenn sie zusichert, die E-Mails zu löschen, so sind die Daten doch damit nicht verschwunden. Was sagt eigentlich der Datenschutzbeauftragte dazu? Die gewonnenen Erkenntnisse sollen als politisches Druckmittel eingesetzt werden, heißt es. Das klingt ehrenwert. Aber was sind die Daten wert, da ihnen jede Repräsentativität abgeht?

Ausfall von Unterrichtsstunden ist normal. Lehrkräfte werden krank, fortgebildet oder zu Prüfungen geschickt. Sie gehen mit Klassen ins Schullandheim, nach Frankreich oder auf Exkursion. Nicht immer ist es möglich, die in den anderen Klassen entfallenden Stunden sinnvoll aufzufangen.

Aber es gibt Möglichkeiten der Kompensation: Man kann den Schülerinnen und Schülern längerfristige Hausaufgaben geben, sie in Gruppen an Projekten arbeiten lassen oder ihnen eine Lektüre auftragen, kurz: sie im eigenverantwortlichen Arbeiten und Lernen stärken. So können sich ausfallende Stunden in sehr intensive Arbeitsphasen verwandeln.

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Unbeschwerter Anfang oder Wünschenswertes zum Schuljahrsbeginn

Am 14. September 2009 beginnt in Baden-Württemberg das neue Schuljahr: für die Erstklässler (aber für die wahrscheinlich ein paar Tage später) und für die „Letztklässler“, die in ein paar Monaten ihre Prüfungen ablegen und dann die Schule verlassen. An einem solchen Tag wie dem 14.9. sind Anfang und Ende nahe beieinander. Die einen haben „alles“ noch vor sich, die andern es bald hinter sich. Wer ist glücklicher?

Auch für die Lehrer und Lehrerinnen beginnt Neues: andere Klassen, andere Kinder, andere Aufgaben. Hoffentlich kommen sie entspannt und mit guten Vorsätzen an ihren Arbeitsplatz zurück. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie – wie auch ihre Schüler – mehr Gelingen als Misslingen erleben.

Der Beginn eines neuen Schuljahrs bietet es sich an, dass die Lehrerschaft die schon lange ins Auge gefassten Veränderungen mit neuem Schwung angeht. Ihr wird seit Jahren mit zunehmender Nachdrücklichkeit eingeschärft, dass sie noch mehr auf den Einzelnen achten sollen. Jedes Kind, jeder Jugendliche ist nicht nur eine eigene Person mit je eigenen Begabungen. Dieses menschliche Wesen hat auch seine eigene Weise zu lernen, zu verstehen, zu arbeiten. Dass man darauf mehr Rücksicht nimmt, den unterschiedlichen lernenden Menschen in angemessener Weise begegnet und sie in ihrer jeweiligen Besonderheit achtet, das wird erwartet. Man nennt das: die Heterogenität der Schulklasse im Auge haben, den Unterricht differenziert gestalten, nicht alle über einen Kamm scheren. Das ist eine große, aber lohnende Aufgabe.

Am Ende des Schuljahrs, und auch das wird erwartet, sollen alle Erfolg gehabt haben, das „Klassenziel“ erreichen und sich als Menschen weiterentwickelt haben. Dass dies geschieht, ist in erster Linie die Sache der Kinder und Jugendlichen. Sie sind für sich selbst verantwortlich, aber auch ihre Eltern spielen eine wichtige Rolle dabei – und, wie gesagt, die Lehrerinnen und Lehrer.

Einen guten Beginn ihnen allen!