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Erforschter Unterrichtsausfall

Die Eltern wollen es endlich genauer wissen, wie es in den Gymnasien mit dem Ausfall von Unterricht steht. Sie lassen sich mit den runden Zahlen, die aus dem Ministerium kommen, nicht mehr abspeisen. Bekanntlich ist Statistik die genaue Summe ungenauer Angaben. Die ungenauen Zahlen kommen aus den Schulen. Aus ihnen bereitet das Ministerium eine genaue Mitteilung. Aber Unterrichtsausfall kann verschiedene Gründe haben: Krankheit einer Lehrkraft, Abwesenheit wegen der Teilnahme an einer außerunterrichtlichen Veranstaltung (Schullandheim, Studienfahrt, Exkursion, Schüleraustausch), Fehlen aus dienstlichen Gründen, zu denen auch Prüfungen oder Fortbildungen gehören, oder wegen einer Beurlaubung aus privatem Anlass (Todesfall in der Familie, Pflegenotstand). Die Gründe, warum Unterricht ausfällt, sind also unterschiedlich und auseinanderzuhalten. Aber auch die ausgefallene Stunde bedarf genauerer Betrachtung. Fällt sie ersatzlos aus? Wird sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt? Bekommt die Klasse für diese Stunde eine Aufsicht? Sitzt diese Aufsicht „nur“ im Raum, um die Ordnung zu sichern, oder müssen die Schüler Aufgaben erledigen? Entfällt die Stunde zugunsten eines anderen Fachs (Schreiben einer längeren Klassenarbeit) oder zum Ausgleich für eine Projektaufgabe, die außerhalb der Unterrichtszeit zu erledigen war? Jeder Fall ist anders zu bewerten. Differenzierung und Genauigkeit seitens der Schulen sind gefragt. Sie würden präzisere Angaben und eine intelligentere Statistik erzeugen. Das könnte auch verärgerte Eltern beruhigen.

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Orthografische Nachhilfe

Die Ministerin für die Schulen in Baden-Württemberg hat endlich eine Lösung für das Rechtschreibproblem der hiesigen Kinder gefunden. Sie packt das Übel an der Wurzel an, nämlich bei den Lehrerinnen und Lehrern. Denn wenn die nicht wissen, welche Regeln gelten und wie man sie umsetzt, dann wird es auch bei den Schülern nichts. Die Lehrkräfte sollen eine Handreichung bekommen, in der alles steht, was sie zur Orthografie und Zeichensetzung wissen müssen. Nun ist Häckerling seit je skeptisch, was die Regeln angeht. Natürlich ist es schön, wenn man sie kennt, aber noch besser ist es, wenn man sie anwenden kann. Aber dieser Graben ist groß. Ihn zu überwinden kann nur durch kräftiges Üben gelingen. Ob es ausreicht, wenn man bei der Korrektur von Klassenarbeiten die Handreichung auf den Schreibtisch legt? Wohl kaum. Wem das richtige Schreiben nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, der wird beim Korrigieren auch künftig über falsch geschriebene Wörter, sinnlose Kommas und fehlende Beistriche hinweglesen. Was also tun? Zuerst sollte die Lehrerausbildung, also vor allem die in den Seminaren, ihre Aufgabe wahrnehmen und mit „null Toleranz“ (Seehofer) an das Rechtschreibthema herangehen. Bei Stundenentwürfen oder Seminararbeiten muss der Rotstift in Betrieb gehen. Die Ausbilder müssen nicht nur methodischen Unsinn, didaktische Fehler zur Sprache bringen, sondern auch die formalen Mängel der schriftlichen Ergüsse. Sonst wird das nichts. Und wenn die Lehrer an den Schulen schon angekommen sind und orthografisch schlampen, ist die Schulleitung gefragt. Hoffentlich ist wenigstens die sicher im korrekten Schreiben.

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Kermit

Nein, nicht der Frosch aus der Muppet-Schau ist gemeint, sondern ein an den Hamburger Schulen praktizierter Vergleichstest: Kompetenzen ermitteln. Als Baden-Württemberger reibt man sich die Augen. In Hamburg müssen die Schüler der Klassen 2, 3, 5, 7, 8 und 9 jedes Jahr zentral gestellte standardisierte Aufgaben lösen. So erhält die Schulbehörde aktuelle Daten über den Leistungsstand ihrer Schulen. Es ist “vor allem ein Instrument für Unterrichtsentwicklung. Die Ergebnisse liefern Hinweise zur weiteren Unterrichtsgestaltung und zur gezielten Förderung einzelner Schülerinnen und Schüler. Der Umgang mit den Ergebnissen unterstützt Lehrkräfte und -teams bei der Diagnose von Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler“. Schulen und Behörde sehen also, wo sich Probleme zeigen, sie können steuern und fördern. Diese Praxis steht ganz im Gegensatz zur hiesigen, wo Vergleichsarbeiten nur in den Klassen 3 und 8 geschrieben werden. Deren Wirkung verpufft, weil außer einer „Besprechung“ der Ergebnisse keine weiteren Konsequenzen gezogen werden. Im Übrigen wird das mit der Durchführung beauftragte Landesinstitut für Schulentwicklung bald aufgelöst. Zu den gängigen Reaktionen auf vergleichende Tests gehört der Satz, dass eine Kuh durch Messen nicht fetter werde. In Hamburg hat man das Gegenteil bewiesen. Durch das kontinuierliche Messen sind die dortigen Schüler zwar nicht fetter, aber besser geworden, jedenfalls besser als die im Musterland Baden-Württemberg. Die sind im Ranking des IQB „abgestürzt“.