Kategorien
Politik

Digitalschulen

Es soll wieder einmal alles besser werden. Einige Milliarden Euro wollen die Landesregierungen in die Hand, um Deutschlands Schulen digital aufzurüsten. Angestrebt wird ein Mittelplatz im weltweiten Ranking. Derzeit hängt man in der Tabelle ziemlich weit unten. Ganz leise und nur am Rande war zu vernehmen, dass es nicht ausreiche, das technische Equipment bereitzustellen, man brauche auch Lehrer, die mit diesem Instrument umgehen können. An solchen Pädagogen fehlt es bis jetzt. Nicht einmal in den Ausbildungsseminaren – man muss es leider sagen – wird in dieser Hinsicht genügend getan. Im Referendariat ist Papier immer noch das höchste aller Güter. Man schreibt an die Tafel, man kopiert Arbeitsblätter und benutzt (vielleicht) das für teures Geld eingeführte Lehrbuch. Diese Gestrigkeit der Ausbildung liegt daran, dass auch die in der Lehrerausbildung Tätigen aus einer Zeit stammen, in denen die Informationstechnologie erst im Werden war. Wer also soll den Junglehrern beim Sprung in die schöne Welt des Digitalen die Hand halten? Wer soll Ihnen zeigen, wie man diese Technik pädagogisch sinnvoll einsetzt? Und wer soll den Lehrkräften, die bereits seit Jahren in den Schulen unterrichten, die fällige Fortbildung verpassen? Dazu müsste es ein Team geschulter Pädagogen geben, die – beseelt vom Geist der Innovation – der Sache den nötigen Schwung geben. Aber woher sollen sie kommen? Auf dem IT-Arbeitsmarkt herrscht großer Mangel an Fachkräften. Häckerling sieht die digitale Zukunft skeptisch. Mit den staatlichen Milliarden wird es zwar einen Technik-Schub geben, wenn man aber die pädagogischen Begleitmaßnahmen unterlässt, wird er verpuffen.

Kategorien
Politik

Lügenstatistik

Mit diesem starken Wort hat der Vorsitzende des Landeselternbeirats von BW das Kultusministerium gegeißelt. Es falle ständig Unterricht aus, die Statistiken würden geschönt, den Eltern zur Lehrerversorgung ein X für ein U vorgemacht. Obwohl Geld genug in der Staatskasse sei, stelle man zu wenig Lehrkräfte ein. Kein Wunder, dass es mit dem Land bildungsmäßig bergab gehe. Nun mag ich keinen Schulterschluss mit dem LEB vollziehen. Der steht mir ob seiner Grünlastigkeit politisch nicht besonders nahe. Einen Vorwurf allerdings, den man den Elternlobbyisten jetzt macht, möchte ich näher betrachten und korrigieren: Sie hätten ihre Vorwürfe nicht mit genauen Zahlen belegt. Wie könnten sie das auch? Genaue Zahlen über den aktuellen Unterrichtsausfall gibt es nicht. Gelegentliche Abfragen der Schulbehörde bei den Schulen sind kein Ersatz für eine moderne, zeitnahe Erhebung über die Situation in den Schulen. Trotz aller Fortschritte der Informationstechnik auch in der Schulverwaltung schafft man es nicht, den täglichen Abmangel in der Lehrerversorgung zu erheben. Es dürfte eigentlich kein Problem sein, die in den Schulen vorhandenen Daten täglich abzurufen, in einer Datenbank zu sammeln und per Mausklick auszuwerten. In den Supermärkten wissen sie in jedem Augenblick, wie viele Joghurts noch in den Regalen stehen. Das Ministerium für Kultus und Sport hingegen kann nur sporadisch Auskunft darüber geben, wie der Krankenstand an seinen Schulen ist.

Kategorien
Politik

Der Osten und der Westen

Nun gibt es auch noch ein Ost-West-Gefälle zwischen den Schulen. Sachsen, Thüringen und die anderen „neuen“ Bundesländer stecken die „alten“ sowohl in der Mathematik als auch in den Naturwissenschaften schulisch in die Tasche. Nur Bayern kann einigermaßen mithalten. Als Erklärung dieses vom IQB nachgewiesenen Unterschieds bekommen wir den Hinweis, hier mache sich die hohe Qualität der einstigen DDR-Lehrer bemerkbar. Sie seien offenbar besser ausgebildet worden als unsere „West-Lehrer“. Überhaupt sei der Stellenwert von Mathematik und den Naturwissenschaft zu DDR-Zeiten deutlich höher gewesen als „bei uns“ (denen tief im Westen). Das habe sich nach den Wende zum Glück nicht geändert.

Das bedeutet konkret: Der Anteil der Stunden im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ist in Sachsen deutlich höher als in den Schulen der westlichen Bundesländer. Dafür liegt er im sprachlichen Bereich niedriger – mit der Folge, dass die Ost-Schüler gegenüber denen im Westen in den sprachlichen Fertigkeiten deutlich abfallen.

Nun darf man Deutsch und Englisch nicht gegen Mathematik und Physik ausspielen. Beides ist wichtig. Aber vielleicht muss man hierzulande mal darüber nachdenken, ob man ohne schwerwiegende Folgen die (armen) Schüler immer mehr von Unterrichtsstunden entlasten kann. Mehr Unterricht schlägt sich offenbar in besseren Ergebnissen nieder.

Was in den Berichten über die IQB-Studie zu kurz kommt: Die Westländer haben eine deutlich höheren Anteil an Migranten als die im Osten. Die aber, die neuen Bürger, „sorgen“ leider dafür, dass die Ergebnisse schwächer sind. Könnte man mal – bei so viel mathematischer Kompetenz der Forscher ist das wohl möglich – die Vergleichszahlen unter der Annahme darstellen, dass alle Länder den gleichen Migranten-Anteil haben?