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Unsaubere Holzeisenbahn

Sindelfingen war einst eine wohlhabende Stadt. Da konnte man es sich sogar leisten, vor dem riesigen Rathaus eine Holzeisenbahn für die kleinen Bürgerinnen und Bürger aufzubauen. Sitzt man darin, sieht man weit über sich die Amtsräume des Oberbürgermeisters. Ob er auch gelegentlich den Blick nach unten wirft auf seine Holzeisenbahn?
Das wäre gar nicht so übel. Und einen Blick hineinzutun wäre sogar noch besser.

Ich hätte ihn auch nicht getan, wäre nicht der Enkel so zugbegeistert und drängte uns immer wieder zum Besuch des „Rathauszugs“. Er sieht auch gut aus, wenigstens auf den ersten Blick. Der zweite relativiert das. Um den Zug herum liegt oft Müll und Schmutz. In ihm kann man in etlichen Sprachen Ferkeleien und Attacken lesen. Viele Stellen sehen angekratzt aus. Vom Zahn der Zeit? Nein von den Taschenmessern der Zeitgenossen. Nur mit einer gewissen Überwindung nimmt man auf Geheiß des Kleinen auf den Sitzen Platz und spielt den Reisenden.

Ein Glück: Der nimmt die Schmuddeligkeit offenbar nicht oder noch nicht wahr und spielt den Lokomotivführer mit der den Dreijährigen eigenen Begeisterung.

Ich weiß, die Stadt ist völlig verarmt. Trotzdem wird im Rathaus regelmäßig geputzt. Es wäre schön, wenn sich mal jemand mit dem Besen und ein wenig Farbe an der Holzeisenbahn zu seinen Füßen betätigte.

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Unvergleichliche Kunstwerke

Sindelfingen ist nicht nur die Stadt mit den rekordverdächtigen Finanzproblemen, sie beherbergt auch wunderbare Kunstwerke. Dazu gehört vor allem die Sammlung Lütze mit ihren weit über 1000 Bildwerken. Aber auch die private Sammlung Reinheimer ist bemerkenswert. Was haben die Finanzmisere und die Sammlungen miteinander zu tun? Leider viel. Die eine könnte die anderen aus der Stadt vertreiben. Denn immer dann, wenn das Geld in der Stadtkasse knapp wird, denkt man an die Abschaffung der städtischen Galerie.

Das fände ich fatal. Was soll aus dem Alten Rathaus, was aus dem Kleihues-Turm werden? Gemeinsame Ausstellungen mit „Kunst + Projekte“ gäbe es nicht mehr. Und was würde aus den Sammlungen? Soll man alles verscherbeln, um die Löcher in der Kasse zu stopfen? Das wäre nicht nur ein Schwabenstreich, sondern auch ein Zeichen von Kulturarmut.

In der Krise soll man sich bekanntlich auf seine Stärken besinnen; und dazu gehören in Sindelfingen nun einmal die Sammlungen. Mit „weg damit“ wäre mehr weg als eine Reihe von Kunstwerken. Was in Jahrzehnten aufgebaut worden ist, verschwände spurlos und für immer.

Würde Sindelfingen damit reicher oder gar lebenswerter? Ganz und gar nicht, meine ich.
Die Alternative? Nachdenken über ein finanzierbares Modell zur Erhaltung der Galerie und ihres Bestandes.