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Kapitale Fresser

Gelegentlich fragt man sich als alternder Mensch, was sich gegenüber früheren Zeiten verändert hat. Natürlich fallen einem zuerst das Internet, der Mobilfunk, die Mediathek und dergleichen technische Neuerungen ein. Im Krankenhaus gibt es bessere Maschinen, auf den Straßen fahren größere Autos, die Durchschnittstemperaturen steigen, extreme Wetterlagen nehmen zu. Auf den Straßen und in den Bussen und Bahnen hört man viele verschiedene Sprachen. Weihnachten ist zur Konsumorgie degeneriert. Aber auch der Finanzbereich hat Novitäten im Angebot. Die Banken und Sparkassen haben es mit der Hilfe der europäischen Zentralbank geschafft, das Sparen, zu einer sinnlosen Tätigkeit zu machen. Aufgewachsen ist unsereins mit der Devise „Spare in der Zeit, so hast du in der Not.“ Wer heute spart, hat in der Not wenig, weil sein angespartes Geld geschrumpft und dank Inflation entwertet wurde. Für die Not ist inzwischen der Staat zuständig. Er sichert uns im Alter mit Zuschüssen ab, die er den Bürgern vorher aus der Tasche gezogen hat. Die Banken verzinsen anvertrautes Geld nicht mehr, sondern neigen mehr und mehr dazu, es durch Negativzinsen zu vermindern. Welcher Mensch mit Verstand wird sein Geld noch anlegen? Er soll es ja auch nicht, er soll es vielmehr ausgeben, dann haben wenigstens die Händler, der Staat (über die Mehrwertsteuer) und die Müllverwerter etwas davon. Einst habe ich als Junglehrer das Schulsparen betreut. Aus heutiger Sicht war das eine sinnlose Zeitverschwendung und eine pädagogisches Fehlverhalten. Nicht besser, nein sogar noch schlimmer sind die Versicherungen. Wer einst dem Rat seines Bankberaters gefolgt ist und einen Vertrag mit ihnen abgeschlossen hat, gerät in Wut. Dabei sollte er sich freuen, wenn er nach zehn Jahren das eingezahlte Geld mit einem überschaubaren Verlust zurückbekommt.

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Grün-Rot und seine jungen Beamten

Wer will bestreiten, dass der Staat sparsam wirtschaften muss? Auch ein verhältnismäßig wohlhabendes Bundesland wie Baden-Württemberg muss das tun. Sparsamkeit zeigt sich vor allem beim Geldausgeben. Dummerweise denken dabei viele Politiker zuerst an ihre Mitarbeiter. So auch die Grün-Roten hier. Besonders die Beamten des höheren Dienstes haben sie als Sparschweine entdeckt. Vor allem die jüngeren werden zur Kasse gebeten. Das trifft insbesondere die angehenden Lehrer des Gymnasiums. Ihnen zeigt sich der Dienstherr Staat von seiner unsympathischsten Seite.

Man zahlt diesen bald Dreißigjährigen nach dem Start in den Beruf einige Jahre weniger, als ihnen laut Besoldungstabelle zusteht, und man erhöht laufend ihren Eigenanteil an den Krankheitskosten. Auch sie werden von der Verschiebung der Besoldungserhöhung um ein Jahr (der „Null-Runde“) betroffen. Das bringt dem Staat eine „Erleichterung“, aber es macht das Leben der Jungen schwerer.

Diese Menschen haben länger studiert als ihre Kollegen in den anderen Laufbahnen, sie kommen also später in den Beruf und beginnen daher erst später mit dem Geldverdienen. Bei den Lehrern (denen im Gymnasium) kommt dazu, dass ihre Chance auf eine Stelle rapide gesunken ist. Sie müssen also befristete Aufgaben annehmen oder Lücken im Privatschulbereich kostengünstig stopfen.

Andererseits erwartet man von diesen jungen Leuten, dass sie eine Familie gründen, eine Immobilie erwerben und das im Umbau befindliche Bildungssystem motiviert und innovativ begleiten.

Was ist sozial daran, die eigene Sparsamkeit damit zu beweisen, dass man anderen das Geld wegnimmt?

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Flüchten oder standhalten

Da ist man für ein paar Tage weg und muss nach der Rückkehr sehen, wie schnell sich die Welt in so kurzer Zeit verändert hat. Banales ist geschehen – eine (deutsche) Mannschaft mit netten jungen Menschen bereitet sich in Südafrika aufs Kicken vor und eine junge Frau, eine Abiturientin, aus Hannover hat sich Europa ins Herz gesungen. Auf den Weg gebracht wurde schon lange Anstehendes – das Sparen der öffentlichen Hand, genauer muss man wohl sagen: das Einsparen. Nachdem unsere Politiker, getrieben von Krisenangst, diverse Schirme aufgespannt und jede Menge Pakete geschnürt haben, um unsere Finanz- und Wirtschaftswelt und damit auch uns Bürger vor dem Untergang zu retten, geht es jetzt darum, die Rechnungen zu schreiben. Das war zu erwarten.

Nicht zu erwarten war der Verlust des Bundespräsidenten. Als Horst Köhler kam, kannten wir ihn nicht (Bild titelte: „Horst wer?“), nur ein Gymnasium in Ludwigsburg und die Gemeinde Mönchberg bei Herrenberg im Kreis Böblingen hatten Erinnerungen an ihn, als Schüler oder Flüchtling. Nun hat er, wie man gerne sagt, „hingeschmissen“ und Bild konnte titeln: „Horst weg!“

Natürlich darf das ein politischer Profi nicht; der muss alles aushalten, muss lächeln, wenn man ihn durch den Kakao zieht (Richling konnte das bei Köhler besonders gut), muss reden, auch wenn es nichts nützt, muss präsent sein, auch wenn er sich gerne verkriechen möchte. Mit Rücktritt droht man allenfalls, um etwas durchzusetzen, oder man vollzieht ihn, weil man „Dreck am Stecken“ hat. Aber einfach so zu gehen, weil man keinen Sinn mehr in der Arbeit sieht?

Das war nicht professionell, aber menschlich. Offenbar wollte Köhler Mensch bleiben. Häckerling kann das respektieren.

(Blog-Eintrag Nr. 186)