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Schullandschaftspflege

Die positive Entwicklung belegt das Vertrauen der Eltern in die neue Schulart. Sie zeigt auch, dass die Gemeinschaftsschule Antworten geben kann auf die drängenden Probleme, die wir seit einigen Jahren in der Schullandschaft haben.

Der Satz stammt von Kultusminister Stoch. Mit der „neuen Schulart“ meint er die für Baden-Württemberg neue Gemeinschaftsschule (GMS). Ihr wird zugetraut, dass sie „Antworten“ geben kann. Worauf? Auf die „drängenden Probleme“, und zwar jene, die „wir“ (wer ist damit gemeint?) „in der Schullandschaft haben“. Der Landschaftsgärtner Stoch redet hier von einem Phantomschmerz, der ihm als bedrängendes Problembündel begegnet, und erwartet von der GMS Heilung.

Aber der Mann ist klug und daher vorsichtig. Statt seinen Satz in einem mutigen Futur zu formulieren (Die GMS wird alle schulischen Probleme lösen), bedient er sich des Modalverbs „können“. Die Antwort der GMS auf alle Fragen kann erfolgen oder auch nicht. Es soll Bundesländer geben, in denen man noch darauf wartet, dass sich zum Können auch das Vollbringen gesellt.

Mir tun die GMS-Lehrer leid, weil man von ihnen die Quadratur des Kreises erwartet. Mich dauern die Eltern der GMS-Kinder, weil sie eine Hoffnung gewählt haben, aber möglicherweise eine Enttäuschung auf sie wartet. Und mir liegen die Kinder am Herzen, die jetzt eine Schule besuchen, die ihnen am Ende vielleicht auch nicht mehr oder gar weniger vermittelt hat als die Stoch’schen Problemschulen, die Gymnasien und Realschulen also. Sie sind es wohl, die der Landschaftspfleger Stoch aus der Schullandschaft weghaben will.

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Die Lehrer und das Leben

Da hat er mal eine richtige Erkenntnis gehabt, der Minister Stoch, und jetzt fallen sie über ihn her. Dabei wollte er doch nur zum Ausdruck bringen, dass Lehrer nicht betriebsblind sein sollen, sondern den Betrieb in den Betrieben kennen sollen. Anders gesagt: Sie sollen eine Ahnung davon haben, wie es im realen Leben zugeht, auf dass sie ihren Schülerinnen und Schülern davon anschaulich berichten können. Dass es nichts schadet, die Arbeitsbedingungen einer Logistikfirma oder eines Bauunternehmens zu kennen, dass es von Nutzen ist, über die Tätigkeit von Putzkolonnen, Erdbeerpflückern oder Verwaltungsbeamten, von Menschen am Band oder am Tresen, von Bankern oder Managern, von Sozialarbeitern, Politikern und Journalisten, Wissenschaftlern, Sportlern und Schauspielern, Architekten und Ärzten Bescheid zu wissen.

Aus diesem Grund verlangt man schon seit Jahren von den künftigen Lehrern, auch denen am Gymnasium, lieber Herr Stoch, dass sie ein soziales oder betriebliches Praktikum abgelegt haben, ehe sie sich für das zweite Staatsexamen melden.

Und dann habe ich noch eine Bitte um sprachliche Genauigkeit an den Minister. Wenn man den Text des Artikel in den Stuttgarter Nachrichten für authentisch nehmen darf, dann hat Stoch gesagt, bei den Lehrern solle das „Verständnis für die Wirtschaft“ wachsen. Aber darum geht es nicht, sondern es geht um das „Verstehen“. Das aber bekommt man nicht dadurch, dass man „einen Betrieb von innen sieht“. Dazu muss man einiges lernen, Betriebs-, Volks- und Finanzwirtschaftliches und auch etwas Soziologie. Damit könnten „Betriebsblinde“ zu Sehenden werden. Derlei Kundige stünden den Schulen in der Tat wohl an.

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Stoch und die Zahl 60

Für die allgemein bildenden Gymnasien haben die Eingangsklassen bei Neueinrichtung mindestens 60 Schülerinnen und Schüler. An dieser Größe werden wir uns insbesondere auch bei der Genehmigung und Neueinrichtung von Schulen orientieren.

Was wollen uns diese Worte aus der Regierungserklärung von KM Stoch (15.5.13) sagen? In welchem Zusammenhang stehen die Wörter „Neueinrichtung“ und Eingangsklassen im ersten Satz? An welche anderen Situationen denkt der Minister, wenn er im zweiten Satz das Wort „insbesondere“ verwendet und es den Substantiven „Genehmigung“ und „Neueinrichtung“ vorschaltet? Welche Differenzierung enthalten diese beiden Hauptwörter eigentlich? Sind sie nicht in der Sache identisch? Eine Schule kann nur der einrichten, der dazu eine Genehmigung hat. Aber wer will eigentlich noch ein Gymnasium gründen? Keine Kommune wird das ernsthaft erwägen. Aber vielleicht eine private Organisation? Beziehen sich also diese Sätze möglicherweise auf die privaten Gymnasien? Nein. Es ist ausdrücklich von den „allgemein bildenden“ die Rede.

Fragen über Fragen. Aber die Kernfrage ist natürlich: Warum stellt der Minister bei den Gymnasien die Zahl 60 in den Raum und redet bei den anderen Schulen  – den Gemeinschaftsschulen vor allem – von „nur“ 40? Soll die gymnasiale Schwelle deshalb höher sein, dass es auf keinen Fall zu einer „Genehmigung und Neueinrichtung“ kommt?

Und was soll die Zahl 60 überhaupt? Ein Gymnasium mit 60 Anmeldungen für die Klasse 5 darf zwei Klassen bilden. Sind es 61, werden es drei Klassen. Will Stoch also sagen, dass er nur dreizügige Gymnasien will? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er es geäußert.

Kurzum: Die 60 ist sinnlos und die beiden Sätze sind unklar. Wer hat Stoch das in den Redetext geschrieben?