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Tatort-Tort

Die Welt ist voller Verbrechen, noch mehr aber das Fernsehen. An jedem Tag servieren sie uns einen Kriminalfilm. Den Vogel schießt derzeit die ARD mit ihrem „Tatort“ ab. Im Programmheft für die Woche vom 26.12. bis 1.1. habe ich acht Filme dieser Reihe gezählt. Das sind mehr als die Woche Tage hat. Früher wurde man mit dem „Tatort“ nur einmal in der Woche behelligt, am Sonntagabend. Jetzt pflastern die Verantwortlichen die besten Sendeplätze „zwischen den Jahren“ zu. Nicht dass ich etwas gegen Krimis hätte, aber die „Tatort“-Durchschnittsware nervt. Ich weigere mich, diese Null-Acht-Fünfzehn-Dramaturgie weiterhin gut zu finden. Immer die gleichen Geschichten mit anderen Personen. Immer die gleichen Sätze aus verschiedenen Kommissar-Mündern. Die wahrhaft guten Kriminalfilme werden in die späten Abendstunden gelegt oder bei Arte versteckt. Man muss schon sehr aufpassen, dass einem Reihen wie „The Fall“ oder „Luther“ nicht durch die Lappen gehen. Da werden Geschichten nicht ins Prokrustesbett der 90 Minuten gepresst, da gibt es neue Blickwinkel der Kamera und kunstvoller verschlungene Handlungsstränge. Da wird nicht genuschelt wie im deutschen Fernsehfilm, bei ordentlicher Synchronisation verstehen auch wir Älteren die Dialoge. Man muss zugeben, dass sich der „Tatort“ für die deutschen Schauspieler segensreich auswirkt, findet doch fast jeder dort ein eine kleine oder große Rolle. Aber das Format ist nach über 900 Produktionen ausgelutscht und leergedreht. Vielleicht nutzt die ARD die Chance, das Ganze mit der tausendsten Folge einzustellen. Die in den Archiven lagernden Filme könnten dann noch ein weiteres Jahrzehnt immer wieder abgespielt werden. Zur Freude der Nostalgiker und zur Schonung der Sender-Etats.

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Tatortreiniger

In dieser Woche wurden uns Einblicke in das Fernsehverhalten bedeutender Grüner zuteil. Herr K., „unser“ Minischterpräsident, schaut sich den sonntäglichen „Tatort“ nicht an, sondern räumt lieber auf. Das Sehen von Krimis überlässt er seiner Frau. Er mag aber nicht mit ihr darüber reden, weil er, was ich sehr vernünftig finde, nicht über etwas reden möchte, was er nicht kennt. Dieser Herr K. hat schon immer mit seinen ehrlichen Antworten verblüfft. Auch der andere große Grüne, das Stuttgarter Stadtoberhaupt Kuhn, hat nach dem letzten SWR-Tatort ein ehrliches Schtatement abgegeben. Er war entsetzt. Der im Allgäu Geborene hat auf dem Bildschirm „seine“ Stadt nicht wiedererkannt. Schlimm, wie die dargestellt wurde! Alle Erfolge der Imagepflege in den letzten Jahren wurden in 90 Minuten zunichte gemacht. Das ist ihm böse aufgestoßen. Aber da Grüne zwar Vorgaben fürs Essen machen können, nicht aber für die Drehbücher von ARD-Filmen, blieb ihm nur ein mutiger Akt der Schadensbegrenzung in Gestalt des Hinweises: Liebe Bürgerinnen und Bürger, das in dem Film gezeigte war gar nicht das echte Stuttgart, das waren böse, ja böswillige Erfindungen von irgendwelchen Schreiberlingen. Was Kinder im Deutschunterricht lernen (sollten), dass nämlich Fiktion und Realität selten identisch sind, das hat der Herr K., ich meine diesmal den OB, nunmehr bestätigt. Wie gut, dass der Geschundene nun 60 Jahre alt wird und dieses bedeutende Ereignis mit über 400 Gästen auf Kosten der Stadt Stuttgart feiern kann. Wie gut auch, dass ich dort keine Steuern mehr zahle.