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Amerikanische Bilder

TV-Bilder sagen nicht alles über ein Land, aber dennoch sind sie vielsagend. Als der amerikanische Präsident Tramp (angeblich) im Krankenhaus lag, traten einmal am Tag sieben als Ärzte verkleidete Personen aus einer Türe der Klinik und bauten sich in symmetrischer Formation vor den Kameras auf. Einer der glorreichen Sieben, der vorne Stehende, durfte ein paar Sekunden zur Weltöffentlichkeit reden. Was ihm zu sagen erlaubt war, hatte ihm das Team des Präsidenten auf einen Zettel geschrieben. Offenbar entsprachen diese Zeilen nicht der Wahrheit, sondern waren politischem Kalkül entsprungen. Die Botschaft: Alles ist gut, der Präsident ist wohlauf, der Wahlkampf kann weitergehen. Die sieben Ärztedarsteller verkündeten den Bürgern des Landes überdies die Botschaft, dass es keine Probleme mit dem Gesundheitssystem gebe. Um jeden Kranken kümmern sich, wenn nicht sieben, so doch mehrere Mediziner. Warum dann allerdings in den USA mehr als 210000 an coronabedingten Leiden gestorben sind, bleibt eine offene Frage. Und dann noch das Bild des von einer harmlosen Grippe „genesenen“ Tramp, der auf den Stufen seiner Residenz dem Volk suggeriert, dass er sich noch besser fühle als vor zwanzig Jahren. Häckerling bleibt dabei, dass die trampsche Infektion eine gut erfundene Geschichte ist, eine politische Fiktion sozusagen, ein origineller Beitrag zum Wahlkampf, die Story einer Pseudoerkrankung, die dem Volk in einfacher Form zeigen soll, wie stark der Amtsinhaber ist und dass der maskierte Herausforderer gegen ihn keine Chance hat.  

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Klammheimliche Schadenfreude

Dass die Schadenfreude die schönste Freude sei, diesen Satz des einstigen Volksmunds darf man nicht mehr äußern. Das Adjektiv „klammheimlich“ ist seit den Tagen der RAF (Rote Armee Fraktion) verpönt. Damals hatte es Jürgen Trittin (als Attribut zum Substantiv „Freude“) zu Ehren gebracht, indem er es mit Blick auf einen Terroranschlag gegen einen Bankmanager (Buback) verwendete. Nun arbeitet sich die Weltgemeinschaft an Trumps mutmaßlicher Covid-19-Erkrankung ab. Ob er sie tatsächlich hat oder ob das Ganze ein Wahlkampf-Gag ist – geschenkt. Aber wie soll man denken und reden, wenn es den Corona- und Klima-Leugner tatsächlich erwischt haben sollte? Die Gedanken sind natürlich frei, aber die Worte sind es keineswegs. Alle beeilen sich, dem mutmaßlich Erkrankten Genesungswünsche zu schicken. Das gehört sich so und Häckerling will diese Form des Anstands auch nicht in Frage stellen. Aber dann hat er heute Morgen gelesen, dass der Präsident sich gestern Abend mit dem Dienstwagen unter seine Anhänger gemischt hat, die vor der Klinik für ihn demonstrierten. Wenn der tatsächlich krank ist, wäre das ein Skandal. Aber es ist auch skandalös, wenn er nicht krank ist, sondern nur eine Wahlkampf-Show abzieht. Denn dann spielt er mit der Pandemie und setzt sie für sich ein: Seht her, was ich für ein Kerl bin: Ich bin krank, aber nichts hält mich davon ab, meine Arbeit zu tun. Ich kein Weichei wie Biden. Mich haut nichts um. Ich bin euer starker Präsident – und ich werde es bleiben. Tolle Geschichte schreibt das amerikanische Leben.

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Unfähiger Präsident

Ein unfähiger Präsident kämpft mit allen Mitteln um seine Wiederwahl. Dabei kennt er keine Rücksicht. Statt angesichts der über 100000 Seuchentoten und eskalierender Proteste die Verständigung zu suchen, heizt der den Klassenkampf an. Dieser Präsident ist ein Skandal. Er reißt wichtige Pfeiler der Weltpolitik ein und befeuert mit Unwahrheiten die Gegensätze der amerikanischen Gesellschaft. Einen gnadenlosen Bericht über das Treiben diese Menschen liefern Philip Rucker und Carol Leonnig in ihrem Buch „Trump gegen die Demokratie“, erscheinen 2020 im S. Fischer Verlag. Es sei hier kurz vorgestellt: „Er ist Rassist. Er ist ein Hochstapler. Er ist ein Betrüger.“ So charakterisiert ein ehemaliger Mitarbeiter seinen Chef. Gnadenlos listen die beiden renommierten Journalisten die Untaten Trumps auf. Dieser Präsident ist ein Schaden für die USA und die ganze Welt. Ohne einen Hauch diplomatischer Sensibilität, sprunghaft, ohne Verständnis für lange gewachsene weltpolitische Zusammenhänge kündigt er einen internationalen Vertrag nach dem anderen, greift in Systeme ein, von denen er nichts versteht. Er hält sich für den größten Dealmaker der Geschichte, verlangt von seinen Mitarbeitern bedingungslose Loyalität, entlässt reputierte Minister ohne ein Wort der Anerkennung und lässt sich von den Kommentatoren seines Haussenders Fox News beeinflussen, während er den Rat seiner Fachleute missachtet. Dabei häufen sich die Misserfolge: Die Mauer an der mexikanischen Grenze gibt es immer noch nicht, den Nordkoreaner Kim kann er nicht zum Abbau seiner Atomwaffen bewegen, den Iranern keinen neuen Vertrag in Sachen Atomindustrie abringen, sein Verhältnis zu China ist unklar, Putins Eingreifen in den amerikanischen Wahlkampf hält er für belanglos. Der Bericht des Sonderermittlers Mueller bringt Belege für diverse Versuche, in das Handeln der Justiz einzugreifen. Aber offenbar kann Trump sich auf die bedingungslose Gefolgschaft der republikanischen Partei verlassen. Weder seine Lügen noch seine Eskapaden mit Frauen scheinen ihm zu schaden. Er hält sich für ein „stabiles Genie“. Seine Wähler offenbar auch. Die Autoren erzählen die Geschichten eines Präsidenten, für den man sich als Amerikaner schämen muss. Wird er im November abgewählt? Hoffentlich