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Gastfeindschaft

Schon Willi Reichert hat das Lied von den ukrainischen Bauern gesungen, die „lustige Leut“ seien. Aus den Bauern sind nun Kämpfer geworden, die im Verein mit dem russischen Bären in Europa allerlei Unsinn treiben. Jetzt haben sie ein paar OSZE-Militärbeobachter festgesetzt. Die konnte man dieser Tage im Fernsehen beobachten. Sie wirkten verängstigt und angespannt. Ihr Sprecher gab sich große Mühe, den Vorgaben der Geiselnehmer zu entsprechen. Wer kann es ihm verdenken?
Der Chef dieser prorussischen Mafia hat ein ganz besonderes Wort für seine Gefangenen gefunden. Sie seien seine Gäste, gab er kund. Das ist eine sprachliche List mit lateinischer Herkunft, denn zwischen den Wörtern für „Gast“, „Freund“, „Fremder“ und „Feind“ bestehen dort etymologische Zusammenhänge. Offenbar war man sich auch in der Antike nicht immer klar, ob man jemandem freundlich oder feindlich begegnen soll. In der Ost-Ukraine ist die Sache insofern noch klar, als die Festgenommenen Faustpfänder sind, mit denen man beim Westen etwas herausschlagen will. Damit die Gekidnappten mitspielen, gibt man ihnen Kost und Logis und lässt sie in einem Gästehaus übernachten.
Wer weiß, vielleicht werden sie sogar noch echte Gäste. Man kann Putin ja viel vorwerfen, aber seine Gäste, zum Beispiel den alten Kumpel Schröder, behandelt er zuvorkommend. Und vielleicht löst sich nach der Geburtstagsparty das ganze Ukraine-Problem in Wohlgefallen auf, weil der Herrscher im Kreml sich nicht lumpen lässt und dem siebzigjährigen Genossen ein nettes Gastgeschenk macht, dem die Ost-Ukrainer dann nacheifern.

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Rasputin

Der in der Überschrift Genannte spielte eine wichtige Rolle am russischen Hof zur Zarenzeit. Manche sahen in ihm einen Heiligen. Er war eine Art geheimdienstlich Tätiger, der dem Herrscherhaus mit guten und schlechten Ratschlägen half und schadete. Er kam aus dem bäuerlichen Milieu und fand ein schlimmes Ende – wie auch die Zarenfamilie. Dem Kommunismus galten Menschenleben bekanntlich wenig.

Inzwischen hat Russland sich dem Vernehmen nach vom Kommunismus befreit und wieder eine eher zaristische Herrschaftsform angenommen. Es hat sich einen Präsidenten gegeben, dem zum Rasputin nur drei Buchstaben fehlen, der aber viel mächtiger ist als der Geistheiler am Hof des Zaren. Auch er wird von manchen wie ein Heiliger verehrt, tut er doch alles, um Russland zur Weltmacht aufzuhübschen.

Opfer seiner herrschaftlichen Tätigkeit gibt es allenthalben, zum Beispiel in Russland, wo alle, die gegen ihn sind, in Lagerhaft kommen. Welcher Vorteil für ihn, dass bis jetzt noch keiner auf die Idee gekommen ist, diese Arbeitslager abzuschaffen! Sie gehören zu den Konstanten der russischen Geschichte.

Andere Opfer seiner Muskelspiele leben in der Ukraine. Weil die einen durch und durch korrupten Präsidenten abgesetzt haben, werden sie mit militärischen Schaugefechten und einer Verteuerung der Energiekosten bestraft. Wer sich mit dem neuen Zaren anlegt, hat nichts mehr zu lachen.

Lachhaft ist nur, wie sich das übrige Europa verhält. Es ist ratlos. Es hat bisher keinen Plan für den Umgang mit dem Spieler von Moskau. Es wollte ihm heimlich die Ukraine abluchsen und wundert sich nun, dass er seine gut trainierten Muskeln spielen lässt. Aber vielleicht hat unser vielgeliebter Steinmeier ja eine Idee. Angeblich ist er ja ein viel besserer Außenminister als sein Vorgänger.