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Abstiege

Wenn man als kleiner Junge alle zwei Wochen ins (damals noch so genannte) Neckarstadion durfte und bei den Spielen des VfB viele Male die Freude des Sieges und den Schmerz der Niederlage erlebt hat, ist man geprägt wie ein Konrad Lorenz’sches Entchen. Der nun drohende Abstieg des Vereins für Bewegungsspiele in die Zweite Bundesliga lässt auch einen Alt-Fan wie mich nicht kalt. Dabei sollte unsereins mit Abstiegen umgehen können. Die FDP, der ich seit über vierzig Jahren angehöre, ist vom Wähler aus der bundespolitischen Arena verwiesen worden und darf nur noch in der Zweiten Liga spielen. Und wie lange das noch geht, wird sich zeigen. Der dritte Abstieg in meiner Biografie: Mit der 2007 verfügten Zur-Ruhesetzung des Schreibers dieser Zeilen als Leiter des Gymnasialseminars Stuttgart 1 wurde auch dieses Didaktische Zentrum abgewickelt und ins Seminar Stuttgart 2 integriert. Und nun dräuen am Horizont auch noch dunkle Wolken über meiner alten Schule. Die Stadt Böblingen will die Auflösung des seit 1929 bestehenden Schulverbands Goldberg-Gymnasium. Sollte es dazu kommen, sind die Folgen für dieses Institut, das ich immerhin 16 Jahre leiten durfte, noch nicht absehbar. Lauter Abstiege. Wie soll man das alles verkraften?

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Paulus von Theben und Antonius der Große

Die Stuttgarter Zeitung beschenkt mich heute (11.7.12) mit drei Meldungen, die sie aber nicht in einem Zusammenhang sieht. Den will  ich herzustellen versuchen. Die beiden in der Überschrift genannten Eremiten werden von Matthias Grünewald im Gespräch gezeigt. Das Bild (auf Seite 25 der Zeitung) ist zwar wie alle Gemälde virtuell, aber es zeigt ein reales Gespräch. Den Gegenstand des Gespräches erfahren die Betrachter nicht.

Wer einen Blog mit Texten bestückt, ist wie ein Eremit, der mit Unbekannten kommuniziert. Das Thema ist bekannt, aber das Gespräch ist virtuell. Das Thema dieses Blogeintrags sollen nun aber nicht Paulus und Antonius sein, sondern ein Widerspruch zwischen der Seite 9 und der Seite 32 dieser Zeitungsausgabe.

Auf der Seite 32 erfahre ich, dass der FC Barcelona 300 Millionen Euro Schulden hat, seinen Spielern aber trotzdem exorbitante Gehälter zahlen kann. Der VfB Stuttgart hat, so ist zu lesen, kaum noch Schulden, aber er kann sich trotzdem keine teuren Spieler leisten.

Auf der Seite 9 geht es um die spanischen Banken. Die müssen gerettet werden, für etwa 100 Milliarden Euro. Rette man sie nicht, drohe die „Pleite der Regierung“ (sic!), sagt die Zeitung. Wenn ich das richtig verstehe, hat der FC Barcelona sein Geld auch von Banken bekommen. Die müssen wir nun retten, auf dass der Verein auch künftig hohe Spielergehälter zahlen kann. Ich finde das merkwürdig. Wie es Fredi Bobic vom VfB findet, hat ihn die Zeitung nicht gefragt. Paulus von Theben und Antonius der Große hatten diese Probleme nicht, doch sie hätten sicher den Kopf geschüttelt.

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Abstiegssorgen

So nennt man es, wenn zu befürchten ist, von einer Liga in die nächstuntere zu rutschen. Solche Sorgen haben ständig welche, wenn auch nicht immer die gleichen. Beim Fußball trifft es jene, die am Ende der Spielzeit auf den ganz unteren Rängen landen. Das kann zum Beispiel dem VfB Stuttgart blühen. Warum auch nicht? Wer zu wenig Spiele gewinnt und zu viele verliert, steigt mit Fug und Recht ab. Das tut natürlich weh, dem Verein, den Sponsoren, den Fans, nur nicht den Spielern, die finden andernorts eine eben so gut bezahlte Stelle.

Bei den Parteien ist das ein wenig anders. Derzeit ist die FDP ein Abstiegskandidat. Es läuten ihr – wieder einmal dürfen wir Älteren sagen – das Sterbeglöcklein. Ganz gestorben ist sie bislang noch nicht, trotz einiger „Abstiege“. Darunter versteht man, dass man bei der Wahl zu wenig Wählerstimmen bekommen hat. Wer unter 5% rutscht, muss absteigen, allerdings nicht in die nächstuntere Liga, sondern ins Außerparlamentarische. Insofern handelt es sich weniger um einen Abstieg denn um einen Ausstieg. Im Gegensatz zu Fußballprofis winkt den Parteiprofis in der Regel auch kein neuer Arbeitsplatz oder kein neues Mandat in einem anderen Verein. Oder nur dann, wenn man die Partei wechselt. Auch das ist schon vorgekommen.

Absteigen ist nicht schön. Man kann es nur dann verhindern, wenn man sich im „Abstiegskampf“, so heißt es im Fußball, nicht bei den Parteien, obwohl es ganz ähnlich ist, wenn man sich also in diesem Kampf anstrengt, um die letzten erforderlichen Punkte oder Prozentbruchteile zu ergattern.

Also VfB und FDP, ihr müsst euch jetzt sehr anstrengen.

(Blog-Eintrag Nr. 247)