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Falsche Prognosen

Der Schreiber dieses Blogs, der sich auch gerne mal Häckerling nennt, gibt zerknirscht zu, dass er sich immer mal wieder irrt. Vor allem bei der Einschätzung der Dieselkrise hat er sich arg getäuscht. Als sie ihren Höhepunkt erklommen hatte, meinte er vorauszusehen, dass der VW-Konzern dafür bestraft würde. Er dachte sich, es gäbe hohe Bußgelder in Hülle und Fülle, es müssten kostspielige Prozesse geführt werden, Autos wären kostenlos für die Kunden nachzurüsten. Und als Folge dieser teuren Aktionen würde der Konzern zerschlagen. Aber in Wirklichkeit kam es ganz anders. Ein paar Milliarden waren zwar fällig, aber nur in den USA. Die hat der Konzern aus der Portokasse bezahlt. Denn hierzulande blieb die Untat ungesühnt. Es genügte ein Update für ein paar Euro. Prozesse wurden kaum geführt. Strafen hat es so gut wie keine gegeben. Nachrüstungen der alten Diesel wurden Arm in Arm mit der Regierung abgewimmelt. Mit der Folge, dass der Konzern finanziell besser dasteht als vor der Krise. Der deutsche Kunde hat offenbar kein Problem damit, diesen betrügerischen Machenschaften mit Nachsicht zu begegnen. Wahrscheinlich denkt er, die anderen seien auch nicht besser. Und er hat wahrscheinlich recht mit dieser Vermutung. Es ist egal, bei welchem Verbrecher man sein neues Auto kauft. Und so ist aus der Zerschlagung des VW-Konzerns nichts geworden. Soll sich der Verfasser darüber freuen?

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Verräterischer Komparativ

Volkswagen will endlich ehrlich und anständig werden. Nein, das wäre eine Falschmeldung: Es will ehrlicher und anständiger werden. Das ist ein Zeichen von Unehrlichkeit und Unanständigkeit. Ziele im Komparativ zu formulieren hat den Vorteil, dass selbst die kleinste „Verbesserung“ gegenüber dem Ausgangszustand als Zielerfüllung verkauft werden kann. Bewertet man den derzeitigen Anständigkeits- und Ehrlichkeitsgrad des Autobauers mit „mangelhaft“, also „5“, und stünde er nach der Kampagne bei „4 bis 5“, dann wäre zwar objektiv so gut wie nichts erreicht, in der Performance aber stünde der Vorstand erfolgreich da. Erwarten wir also nichts von dieser Firma, die in Sachen betrügerischer Manipulation einen Spitzenplatz innehat. Nie und nimmer werden die Aktionäre es zulassen, dass sich daran etwas ändert. Denn offenbar kann man mit Betrug reich werden. Da zahlt der Konzern in den USA Milliarden an den Staat und die Käufer ihrer Produkte und dennoch ist der Gewinn höher denn ja. Ein Wirtschaftswunder? Nein. Wer seine Autos überteuert verkauft, verdient viel Geld mit ihnen. Und wir sind ja so blöd und zahlen diese horrenden Preise. Wir werfen diesen Betrügern das Geld in den Rachen und wiegen sie in Sicherheit. Warum? Wir sind treue Kunden. Auch Häckerling ist einer, das gibt er zähneknirschend zu. Aber das macht ihn wütend. Er hat ein Leben lang einen VW gefahren, hat anständig und ehrlich zigtausende Mark und später Euro bezahlt. Jetzt steht er vor den ethischen Trümmern seiner Autofahrzeit. Wenn der Konzern in Sachen Anstand und Ehrlichkeit 2020 bei „ausreichend bis mangelhaft“ steht, muss er noch zufrieden sein.

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Volkswageninsolvenz

Ganz ausgeschlossen ist es aus heutiger Sicht nicht, dass der einstige Staatsbetrieb Volkswagen zahlungsunfähig wird. Wenn es anders käme, würde ich mich sehr wundern. Denn wenn dieser Autokonzern so viel Geld auf der hohen Kante hat, dass er Strafzahlungen an die Vereinigten Staaten in zweistelliger Milliardenhöhe, Rückrufaktionen mit ähnlichen finanziellen Folgen und nicht kalkulierbare Wiedergutmachungen an geprellte Autokäufer ohne Offenbarungseid leisten kann, hat er seine Aktionäre betrogen; die hätten von diesen zig Milliarden ja etwas sehen müssen. Nun könnte man denken, dass eine VW-Pleite schlimm oder unvorstellbar wäre. Dabei würde aber vergessen, dass es in Deutschland noch viele Autobauer gibt, die davon profitieren würden. Beim Schlecker-Aus gab es Verliererinnen, gewiss, aber auch Gewinner in Gestalt anderer Drogerieketten. Gute und geschulte Automobilmitarbeiter würden leicht ein neue Stelle finden. Eine Auffanggesellschaft wäre zu gründen, die das Werksgelände nützen könnte. Sie wäre mit einem neuen Auftrag zu versehen: Jene Autos zu konstruieren, die der alte Konzern nicht zustande gebracht hat, solche z.B., die so viel Schadstoffe ausstoßen, wie sie dürfen, oder solche, die mit Strom oder etwas noch Alternativerem fahren. Und die vielen Firmen (Porsche, Audi etc.), die alle unter dem VW-Zeichen versammelt sind, könnten wieder ihre eigenen Wege gehen. Aber vielleicht kommt es doch nicht zum Zusammenbruch, weil das Land Niedersachsen und die Bundesrepublik Deutschland noch 20 bis 50 Milliarden zur Rettung des Konzerns in der Schublade liegen haben. Das wäre aber ein teurer und überdies sinnloser Spaß. Wieder – wie bei der Bankenkrise – würden die Schuldigen gerettet.