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Unkorrekte Schreibung 2: Komma vor Infinitiv

Schon im ersten Eintrag mit dieser Überschrift habe ich darauf hingewiesen, dass wir alle nicht fehlerfrei schreiben, auch der Verfasser dieses Textes nicht. Heute (am 13.07.09) bestätigt ein Artikel in der lokalen Zeitung diese These eindrucksvoll. Da es sich um interessante Fehler handelt, seien sie durch einen Blog-Eintrag gewürdigt. Ich erlaube mir dabei, die geltenden Regeln in Erinnerung zu rufen.

In einem Bericht mit der Überschrift „Viele Wege führen zum Verstehen“, in dem es um Lerntypen bei Kindern geht, finden wir eine reichhaltige Verwendung von Infinitiv-Konstruktionen, davon allein fünf mit der Form „um … zu“. Einmal steht ein Komma davor, in den vier anderen Fällen nicht. Welche Schreibung ist richtig? Die mit Komma. Also brauchen die folgenden Sätze ein Komma: „Manch einer redet gerne über ein Thema, um es zu verstehen.“ Oder: „Der dritte Denktyp muss eine Situation erleben, um ein Gefühl dafür zu bekommen.“ Im Rahmen der Rechtschreibreform von 2006 wurde festgelegt, dass vor Infinitiv-Gruppen mit „um … zu“, „ohne … zu“, „anstatt .. zu“ ein Komma zu stehen hat.

Manche Kinder brauchen Bewegung während des Lernens. Im Artikel wird von einem solchen Kind berichtet: „Das ständige Hampeln und Stören des Unterrichts sei seine Art gewesen die Informationen zu verarbeiten.“ Diese pädagogisch interessante Aussage wäre korrekt geschrieben, wenn hinter „gewesen“ ein Komma stünde. Denn eine andere Regel besagt, dass vor Infinitiv-Gruppen dann ein Komma zu setzen ist, wenn sie von einem Substantiv (hier „seine Art“) abhängen. Im genannten Text finden wir dazu noch ein weiteres Beispiel, leider ebenfalls ohne Komma: Das visuell denkende Kind hat beim Memory „keine Probleme, die richtigen Paare zu finden.“ Hier hängt der Inifinitiv vom Wort „Probleme“ ab.

Das Positive zum Schluss. Der Verfasser hat an zwei Stellen das Komma richtig gesetzt, wo so manche ihre Schwierigkeiten haben. Für solche zum Beispiel, die das Problem haben, beim Lernen Bewegung zu brauchen, „sei es nützlich, sich mit einem Kaugummi … eine Ersatzbewegung zu schaffen.“ Und überhaupt „sei es wichtig, ausreichend Erholungspausen beim Lernen zu haben.“ Beide Male muss vor den Infinitiv-Gruppen ein Komma stehen, weil im Satz davor ein „es“ steht, ein vorausweisendes Wort also. Das könnte auch „damit“ oder „darauf“ oder „davon“ sein.

Fassen wir zusammen: Manche haben Probleme damit, die Kommas beim Infinitiv richtig zu setzen. Sie kommen nicht darum herum, sich die geltenden Regeln einzuprägen, um die Kommas richtig zu setzen. Die Wege, dies zu lernen, sind verschieden.