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Weihnachtsgrauen

Über Weihnachten ist schon so viel gesagt worden, dass jeder neue Satz nur eine Wiederholung sein kann. Ein Kind kommt in die Welt, von dem die Christen überzeugt sind, es sei Gott in menschlicher Gestalt. Das ist ein großer Gedanke. Aber was bringt er zum Ausdruck? Dass die Menschheit nicht allein mit ihren Problemen fertig wird, sondern göttlichen Beistands bedarf? Dass die Begegnung mit Gott nicht beim Blick nach oben geschieht, sondern sich zwischen uns Menschen ereignet oder eben nicht? Dass es nicht das Brauchtum und die Rituale sind, die uns weiterhelfen, sondern das konkrete, hilfreiche Handeln, das mutige Einwirken auf heillose Zustände. Die Welt, auf die das diesjährige Christgeburtsfest trifft, ist wenig anheimelnd. Die Brutalität der Menschen, die das 20. Jahrhundert so furchtbar geprägt hat, scheint sich im neuen Jahrtausend zu verstetigen. Nur wir im politisch sanften Deutschland haben es bisher nicht so recht wahrgenommen. Jetzt müssen wir in Berlin erleben, wie das Grauen auch uns heimsucht. Wir konnten beim Hören der Weihnachtslegende trefflich ausblenden, dass in dieser Geschichte schon immer böse Mächte mitspielten. Die junge Familie wird verfolgt und setzt sich nach Ägypten ab. Die Magier aus dem „Morgenland“ müssen nachts im Traum vor der Gewaltbereitschaft des amtierenden jüdischen Königs gewarnt werden. Die Großmacht Rom war auch zu Jesu Zeiten nicht zimperlich im Umgang mit den von ihr abhängigen Staaten. Wenn wir uns anlässlich des Weihnachtsfestes daran erinnern lassen, dass nicht das Christkind, sondern Jesus sich dem Bösen entgegenstellt und wir als Christenmenschen es ihm gleichtun sollen, dann erfüllt das Fest immer noch seinen Sinn.

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Mächtige

Ein Ludwigsburger Schuldekan hat es gewagt, ein Wort Gustav Heinemanns ins Zentrum seiner Weihnachtspost zu stellen: dass die Mächtigen der Welt vergehen, unser Herr aber kommt. Der Satz allein hätte wahrscheinlich kaum Unwillen erregt, aber die Fotomontage dazu hat es sehr wohl. Sie zeigt allerlei Mächtige, solche, die wir als „böse“ kennen, etwa Osama bin Laden oder Wladimir Putin, aber auch einen „guten“ Herrscher wie Barack Obama. Diese Mischung hat den Shitstorm der politisch Korrekten ausgelöst. Wie kann ein Schuldekan alle diese Potentaten in einen Topf werfen?

Sorry, aber die Reaktion auf des Schuldekans Post ist peinlich. Gehört nicht auch Obama zu den Mächtigen, die vergehen werden? Überhaupt ist er, wie wir inzwischen alle wissen (NSA, Drohnenkrieg, Guantanamo etc.), keine reine Lichtgestalt, sondern ein Friedensnobelpreisträger, der keinen Frieden gebracht hat, ein Hoffnungsträger, der Hoffnungen zuschanden werden ließ. Leider. Vielleicht ist ja Putin viel schlimmer und erst recht Bin Laden. Doch das ist nicht die Botschaft des Heinemann-Wortes. Was die auf der Weihnachtskarte Abgebildeten verbindet, ist nicht ihre moralische Qualität, sondern ihre Macht. Die aber ist vergänglich, so hat es der einstige Bundespräsident Heinemann gemeint, der gewiss auch nicht uneingeschränkt „gut“ war, der auch „verging“. Das ist eine tröstliche und ziemlich weihnachtliche Botschaft. Denn die zur Zeit Jesu Mächtigen (Augustus, Herodes, Pilatus) sind ebenfalls vergangen und allenfalls noch geschichtliche Daten. Dagegen hat es Jesus Christus immerhin geschafft, zwei Tausend Jahre im Fokus zu stehen. Nicht ohne Macken vielleicht, nicht ohne missverstanden und missbraucht zu werden, aber immerhin.

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Stallstroh

Wenn es wirklich ein Stall war, wo aus dem Paar Maria und Josef eine heilige Familie wurde, dann gab es darin nicht nur Ochs und Esel sowie eine Krippe, sondern auch Stroh, leeres Stroh natürlich, denn die Tiere werden alle Körnlein bereits mit Behagen verzehrt haben. Und wenn wir bei dem anderen Wort für leeres Stroh bleiben, der Vokabel „Häckerling“, dann liegt es nahe, dass sich auch der gleichnamige Blog und sein Schreiber zum Thema Weihnachten äußern.

Man kann auf dieses Fest von oben schauen, sozusagen aus der himmlischen Perspektive, und das Stall-Ereignis mit dem göttlichen Ratschluss zusammenbringen, der Erde und ihren Menschen herrlichen Frieden in Aussicht zu stellen. So werden seine Engel auch zitiert. Dann muss natürlich auf der Weihnachtspost genau dieses Wort, Frieden, irgendwie unterbringen. Meine Bank hat sich für das Adjektiv „friedvoll“ entschieden, das gewöhnliche „friedlich“ war ihr offenbar zu mager.

Wenn man aus der Waagrechten auf die dürftige Herberge der Jesus-Eltern blickt und das als Zeichen der Solidarität mit den Armen dieser Welt nehmen möchte, dann darf der Appell zum Spenden und Schenken nicht fehlen. Der Dezember ist nicht nur der Monat der größten Umsätze des Einzelhandels, sondern auch der Spendenorganisationen. Alle wollen sie Gutes tun und fordern uns andere dazu auf, ihnen dafür Geld zu geben.

Wir können das Geschehen auch von unten betrachten. Das Kind liegt auf Stroh, wird erzählt. Das ist nicht angenehm, denn Stroh pikst auf der bloßen Haut. Das arme Kind. Aus dieser Perspektive kommt man der Banalität des Alltags sehr nahe. Die großen Worte vom Frieden, einverstanden, sie müssen wohl sein und auch die Appelle zur Großzügigkeit: Sie mögen nicht nur denen nützen, die daran verdienen. Aber Häckerling fühlt sich ab und zu gedrängt, an den lästigen Alltag und sein Kratzen und Jucken zu erinnern.

Den treuen Kommentatorinnen und Kommentatoren, den kritischen und zustimmenden Leserinnen und Lesern in der Ferne und in der Nähe, ihnen allen sei ein herzlicher Gruß entboten.

(Blog-Eintrag Nr. 241)