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Rechtschreibbrei

Angesichts der globalen Fluchtszenarien, des VW-Abgasbetrugs, der Krise in der Ukraine und was uns sonst noch beunruhigt, ist das Problem marginal. Typisch ist auch, dass sich ein Rentner damit beschäftigt. Die gelten in Zeitungskreisen als notorische Nörgler. Ja, es geht um Rechtschreibung. In der letzten Ausgabe von Sonntag Aktuell (20.9.15) steht in einer Kolumne zwei Mal das Wort „Griesbrei“ – in dieser falschen Schreibung. Einst lernten die Kinder „bloß ein bißchen Grieß“ als Beispiele für die Verwendung des sog. scharfen S. Inzwischen hat sich „bißchen“ zu „bisschen“ verändert, aus guten Gründen, denn das Wort hängt mit „Biss“ zusammen; es ist dessen Verkleinerungsform. „Biss“ hat innen ein kurzes (stimmloses) I; danach muss man das scharfe S als ss schreiben. Das ß markiert das stimmlose S nach langen Vokalen (bloß, Gruß, Straße). Wie kann es passieren, dass eine Journalistin, das nicht weiß? Sogar ihr Schreibprogramm hätte es ihr signalisieren müssen. Vielleicht hat sie an den Griesgram gedacht, jenen Misanthropen, der einem die Freude am Leben verdirbt. Mir verderben solche Fehler in renommierten Zeitungen die Freude an der Lektüre. Es führt mich zu der sattsam bekannten Forderung, in der Schule wieder mehr Augenmerk auf die deutsche Sprache und ihr Schreibungssystem zu richten.

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Der alternde Mann und der frühere Tod

In den Medien lese ich zur Zeit viel über das schlimme Los der Männer, den wehrlosen Opfern eines meinungsstarken Feminismus. Heute ergreift in „Sonntag Aktuell“ ein Wolfgang Bok das Wort und klagt das Leid des alten Mannes: seine Nutzlosigkeit im Haushalt, die alltägliche Langeweile, der Dauerbesuch von Wellnesstempeln, das ständige Reisen, der Verlust der Anerkennung und sein früherer Tod – fünf Jahre vor den Frauen.

Es ist ein betrübliches Bild, das hier gezeichnet wird: Bok hat den Eindruck, „man könne dem Zerfall des alternden Mannes buchstäblich zusehen. Wie er sich wertlos ins Grab schleppt.“ Was soll einer, der dieser Personengruppe ebenfalls angehört, dazu sagen? Ihm widersprechen oder ihm achselzuckend recht geben? Letzteres.

Das Problem des alternden Mannes beginnt in seiner Jugend. Sein statistisch früherer Tod ist die Folge seines lebenslangen Verhaltens. Ein Mann kann halt nicht sein wie eine Frau. Das muss er mannhaft tragen und ertragen. Oder ist das schon wieder ein Verstoß gegen die politisch korrekte Sprache?

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Sonntag Aktuell und das grammatische Geschlecht

Weil die in der Überschrift genannte Zeitung nur selten Einlassungen von ihm abdruckt, soll der sonntagaktuellen Lesergemeinde wenigstens nachträglich zur Kenntnis gegeben werden, was sie am 29. Januar hätte lesen sollen, eine grammatische Attacke von Ulrich Warnke. Da auch dem für diesen Blog Verantwortlichen die Grammatik eine Herzensangelegenheit ist, sei Warnkes unterdrückter Leserbrief hier wiedergegeben.

Er nimmt Bezug auf eine Notiz zum „Bild der Woche“ auf Seite 6 der Ausgabe vom 22. Januar. Dort wurde die Äußerung einer offenbar wichtigen, dem Blog-Schreiber bis dato unbekannten Frau Stenger zitiert, die in der Wendung kulminierte: „[…] ist ein wundervoller Antiklimax […]“. Dazu schreibt Warnke:

Da sieht man’s mal wieder: Bloß intelligent, führt auch nicht weiter. Frau Stenger beschreiben Sie als „Hochbegabte“, die „mehrere Schulklassen überspringt“, „mit 16 Abitur macht“ und „Bücher über Gedächtnistraining“ schreibt. Das Ergebnis offenbart sich heute für alle Welt sichtbar in Gestalt von „ein wundervoller Antiklimax“. Im Wortsinne: wundervoll! – „Klimax“ bzw. „Antiklimax“, ein Stilmittel, kommt aus dem Griechischen (Leiter, Treppe) und war, ist und bleibt weiblich; es heißt also richtig „die Antiklimax“. Das wissen auch diejenigen, die nicht mehrere Klassen übersprungen, nicht mit 16 Abitur und ihr Gedächtnis in die richtige Richtung trainiert haben.

Fazit: „Der Unterschied zwischen dem richtigen und dem beinahe richtigen Wort ist derselbe wie zwischen Blitz und Glühwürmchen.“ (Mark Twain) Oder: „Wer seine Sache nicht gut sagen kann, der hat nichts Gutes zu sagen.“ (Golo Mann) Oder: „Stil ist die Physiognomie des Geistes.“ (Arthur Schopenhauer)

So etwas aber war Stoff von G 9.