Zu den menschlichen Weisheiten gehört der Satz, man solle in der Zeit sparen, damit man in der Not „habe“. In den (offenbar schon vergessenen) Zeiten der Pandemie beklagte man die mangelnde Vorbereitung der Schulen auf einen digital gestützten Unterricht. In großer Hektik wurden die Schulen geschult und mit reichlich Moneten ihre elektronische Ausstattung vorangetrieben. Nun ist die Seuche vorbei und der Wille zur digitalen Ertüchtigung des Schulwesens scheint zu erlahmen. Stattdessen betreibt man das Lieblingsspiel der politischen Institutionen, den Streit um die Frage, wer was bezahlen soll. Die Länder sehen den Bund in der Pflicht, die Kommunen die Länder, die Schulen die Kommunen. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Häckerling war bisher der Meinung, dass gemäß dem Grundgesetz das Schulwesen – und seine Finanzierung – Sache der Länder sei. Die haben aber, wie sie sagen, kein Geld und erwarten, dass der Bund sie üppig unterstützt. Wenn der in Geld schwömme, wäre dagegen auch nichts einzuwenden, aber allmählich geht auch dem Bund die Puste aus. Es verdichtet sich der Eindruck, dass die deutsche Wirtschaft lahmt. Dieses Schwächeln schlägt sich auch in den Steuereinnahmen nieder. Die Länder können also vom Bund wenig erwarten. Was wird also aus der Digitalisierung der Schulen? Sie droht auf Vor-Corona-Niveau abzusinken. Man kann also nur hoffen, dass sich inskünftig die Viren zurückhalten und uns von weiteren Pandemien verschonen.
Schlagwort: Schulen
Stagnierender Lernfortschritt
Natürlich ist die Überschrift ein Widerspruch in sich selbst, denn Fortschritt bedeutet Fortschreiten und Stagnation impliziert, dass man stehen bleibt. Dazu gibt es noch den Rückschritt. Der besteht darin, dass man nach einem Schritt vorwärts zwei Schritte zurückgeht. Und wie war es nun in den Schulen im Jahr 2020? Fortschritt, Rückschritt oder Stagnation? „Forscher“, also wissenschaftlich tätige Frauen und Männer, haben Studien ausgewertet und festgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler, vor allem die aus sozial weniger begünstigten Familie, in den Zeiten des Lockdowns nichts gelernt haben, im Gegenteil: Sie haben sogar Lernrückschritte gemacht. Es war bei ihnen wie nach sechseinhalb Wochen Sommerferien. Diese Kinder hätte man also auch unbeschult lassen können; Ferien wären ehrlicher gewesen. Was die Forschenden einräumen: Es könnte auch einige Lernerinnen und Lerner gegeben haben, die während der Pandemie diesem Namen Ehre gemacht und Lernfortschritte erzielt haben. Und es könnte bei der zweiten Schulschließungsphase besser gelaufen sein, denn davor hätten die Lehrerinnen und Lehrer Fortschritte beim Lehren gemacht. Und das könnte den Lernern zugutegekommen sein. Aber das weiß man nicht; dazu gibt es noch keine Studien. Was lernen wir aus diesem Befund? Dass der überraschende erste Lockdown das Unterrichtswesen nachhaltig gestört hat, dass die Kinder und Jugendlichen also mit Defiziten in den (erwartbaren) zweiten Lockdown geschickt worden sind und in diesem möglicherweise weitere Lernverluste erlitten haben. Welches Fazit ist zu ziehen? Lasst die jungen Menschen in die Schule, damit sie etwas lernen.
Halbierte Klassen
Obwohl sich in den Schulen bisher keine auffälligen Hotspots entwickelt haben, denken die Verantwortlichen ständig über Einschränkungen in diesem Bereich nach. Eine Lieblingsidee auch des RKI ist die Teilung der Klassen. Die eine Hälfte wird im schulischen Klassenzimmer unterrichtet. Ein Kameramann filmt den Unterricht, die anderen sehen sich das Ganze zu Hause an. Klingt gut, aber man kann sich kaum etwas Langweiligeres und damit Wirkungsloseres vorstellen als eine gefilmte Unterrichtsstunde mit Frontalunterricht. Andere „Sachverständige“ schlagen vor, die beiden Hälften in verschiedenen Räumen simultan zu unterrichten. Aber von wem? Und wo? Der Vorschlag, Kinos anzumieten oder Kirchen, klingt apart, ist aber weltfremd. Und kurzfristig angeheuerte Student*innen oder unbeschäftigte Künstler*innen können nur begrenzt nützlich sein. Bleibt als Drittes das abwechselnde Homeschooling mit Aufgaben der zuständigen Lehrkraft. Das erhöht allerdings deren Arbeitszeit. Also müsste man ihr Stunden erlassen. Doch diese Stunden würden dann fehlen. Am Ende wäre alles nur Stückwerk. Ergo: Lasst die Klassen beisammen. Das muss einfach gehen.