Kategorien
Gesellschaft Gesundheit

Undurchseuchte Gesellschaft

Der Ausweg aus der Pandemie leuchtet am Horizont auf: Wir alle haben unsere Körper aktiviert, dass er im Virusfall Antikörper und T-Zellen in Stellung bringt, die sich dem viralen Feind entgegenstemmen. Damit der menschliche Körper zu dieser Leistung fähig wird, bedarf es des Trainings. Trainiert wird er, wenn er erkrankt oder wenn man ihm durch Impfen auf die Sprünge hilft. Am besten durch beides. Das Kranksein allein birgt gewisse Risiken, denn man kann schwer erkranken, und das ist dann kein Vergnügen, sondern manchmal eine Sache auf Leben und Tod. Nun wollen sich manche nicht impfen lassen. Wenn sie Glück haben, bekommen sie Covid in leichter Form und werden fortan immun. Dann hat das Virus bei seinen Attacken weniger Erfolg. Wenn sie Pech haben, erkranken sie schwer und müssen ins Krankenhaus. Dort sind sie ein Stein des Anstoßes für das Personal. Aber man kann nicht immer geliebt werden, wenn man das Impfen nicht liebt. Und wir anderen, wir Geboosterten? Wir können auch erkranken, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Ansteckung schwerwiegende Folgen hat, sei, so heißt es, bei uns geringer. Das könne man, das kann man durch Zahlen belegen. Wir bewegen uns hier auf dem Feld der Wahrscheinlichkeitsrechnung. An diesen Schulstoff erinnern sich leider nur wenige. Das ist vielleicht ein Grund dafür, dass sie ihr Risiko nicht einschätzen können. Manchmal lernt man in der Schule sogar fürs Leben oder Überleben. Nun hoffen wir, dass aus der Pandemie demnächst eine Endemie wird und auch Covid-19 zu einem beherrschbaren Ansteckungsgeschehen. Manche Staaten scheinen auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Sie lassen das Virus agieren und warten darauf, dass die Bevölkerung „durchseucht“ ist. Nun denn also: Augen zu, Maske auf und durch!

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Politik

Unwillige Impflinge

Endlich zeichnet sich am Horizont die ultimative Lösung des Pandemie-Problems ab: eine allgemeine Impfpflicht. 71 % der Deutschen seien dafür und „nur“ 26 % dagegen, behaupten Umfragen. Vermutlich sind die sechsundzwanzig Prozent just jene, die sich nicht impfen lassen wollen. Auch die Parteien, die vor einem Jahr noch vehement gegen eine Impfverpflichtung waren, sind nun schlagartig dafür. Niemand soll sie wegen Tatenlosigkeit schelten. Nun meldet die Zeitung heute, wie man sich das mit der Impfpflicht vorstellt. Wer gegen sie verstößt, zahlt (einmal, mehrfach?) 2.500 €. Allerdings soll es Ausnahmen geben: Kinder und Jugendliche (warum – für die gibt es doch auch einen Impfstoff?), Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können (ich sehe schon die Gutachten vor mir, die Ärzte schreiben, die selbst gegen das Impfen sind). Aber auch solche, die aus „religiösen“ oder „Gewissensgründen“ gegen das Impfen sind, sollen von der Pflicht dazu befreit werden. Da fragt sich Häckerling: Wer bleibt dann noch übrig? Werden jene, die den Piks verweigern – ein Gewissen hat schließlich jede und jeder – weniger sein als 15 %? Denn dem Vernehmen nach sollten wir auf eine Impfquote von 85 % kommen, um so etwas wie eine Herdenimmunität zu erreichen. Ich fürchte, die allgemeine Impfpflicht ist ein stumpfes Schwert. Im Frühjahr (bei der 5. Welle) werden wir feststellen, dass sich „leider“ nicht genug haben impfen lassen. Dann aber ist Schluss mit lustig. Werden wir Geimpften dann noch einmal von den anderen in die Unfreiheit des eingeschränkten Alltags gezwungen werden?

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Politik

Verboosterte Gesellschaft

Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man einen Lachanfall bekommen. Die Inzidenz steigt und mit ihr die Nervosität der politisch Verantwortlichen. Jeden Tag senden sie uns neue Botschaften. Zuerst hieß es, man wolle mit der gebührenpflichtigen Testung die Bereitschaft der Ungeimpften erhöhen, sich piksen zu lassen. Die Folge: Es wurde weniger getestet; die Testzentren fuhren ihre Kapazitäten zurück. Nun hat der der amtierende Berliner Gesundheitsminister von einem Tag (Freitag, 12.11.21) auf den anderen (Samstag, 13.11.21) verfügt, dass die Tests wieder kostenlos sein sollen. Aber jetzt fehlt es natürlich an Testkapazitäten, denn wer kann von heute auf morgen ein Testzentrum „hochfahren“? Die nächste Idee: die Einführung von 2G+. Was ist das? Es dürfen dann nur noch Geimpfte, Genesene, die auch getestet sind, eine Veranstaltung (Sport, Kultur und?) besuchen. Die zu erwartende Folge: Die Ungeimpften sparen sich das Testen, denn sie dürfen eh nirgends mehr rein. Wenn sie aber nicht getestet werden, erfährt man such nicht, ob sie möglicherweise infiziert sind. Und die anderen 61 Millionen brauchen täglich einen Test. Da bedarf es des gesamten Staatsapparats, der in 24-Stunden-Schichten diese Regelung umsetzt. Und dies neueste Idee: Verkürzung der Halbjahresfrist für Geimpfte. Sie sollen früher (einen Monat, zwei Monate?) geboostert werden. Leider scheitert auch dieser Plan an einem Mangel an Impfstellen. Häckerlings Hausarzt ist schon jetzt für 2021 ausgebucht. Wie soll er sich früher drittimpfen lassen, wenn niemand da ist, der es macht. Oder sollen wir jetzt wieder in die Zeit des Impftourismus zurückfallen? Schon jetzt hört man von Betagten der Risikogruppe über 70, dass sie ins Umland gefahren sind, um nach einem Impfer (oder einer Impferin) zu fahnden. Es wäre einfach schön, wenn unsere Staatslenker erst denken und dann handeln würden.