Als sie den Ball mit dem Kopf ins Tor befördert hatte, lag auch die Spielerin Popp im Tor und wollte oder konnte nicht mehr aufstehen. Ein Bild mit Symbolkraft. Sie haben sich angestrengt, aber der Erfolg stellte sich nicht ein. Besagtes Tor wurde wegen „Abseitsstellung“ nicht gewertet. Nun ist der Deutsche Fußballbund in der Krise und wenn man in die Zeitungen und online-Dienste blickt, ist die Krise gewaltig. Der Fußball war lange Zeit das Sinnbild für deutsche Stärke. Nun siecht nicht diese Sportart, es siecht das ganze Land. Woran liegt es? An vielem, unter anderem an der fehlenden Bereitschaft, sich anzustrengen. Man schaue nur auf die deutschen Bundesjugendspiele. Sie sind zum Ringelpiez mit Anfassen degeneriert. Anstrengung Fehlanzeige. Und in der Schule werden die Anforderungen ständig gesenkt, um den Lernenden Misserfolge möglichst zu ersparen. Der Leistungsgedanke ist so diskriminiert, dass kaum jemand mehr wagt, sie zu erbringen. Aber mit Friede, Freude, Eierkuchen trifft man nichts Tor, sondern verschießt die Bälle. Es heißt, dass in der Arbeitswelt die „Work-Life-Balance“ wichtiger sei als die Karriere. Das klingt gut und ist schön für die, denen diese Balance gelingt. Aber wenn dann die Firmen schwächeln, wenn sie Mitarbeiter entlassen, ins Ausland ziehen oder ganz aufgeben, dann ist der Jammer groß. Auch politisch schießen wir ständig daneben. Offenbar fällt niemand etwas gegen die boomende Rechtspartei ein. Sie schießt Tore, während die demokratischen Parteien im Abseits stehen. Wie die deutschen Fußballfrauen fehlt ihnen das Erfolgskonzept zum Gewinn dieses entscheidenden Spiels um die Demokratie.
Schlagwort: Fußball
Merkwürdie Spiele
Die Fußballbundesliga hat finanzielle Probleme. Da ist er nicht allein. Ein Rettungsschirm des Staates, der die Bezahlung der Spieler übernehmen würde, ist nicht in Sicht. Der wäre auch nicht billig, sind doch etliche Millionäre unter den Kickern. Zum Glück gibt es das Fernsehen. Es zahlt den Vereinen ordentliche Summen für die Übertragung von Spielen. Aber wenn nicht gespielt wird, der Fußball also seine Leistung für das TV-Geld nicht erbringt? Das kann nicht sein, also wird gespielt, ohne Zuschauer im Stadion, aber vor den Kameras und damit vor unser aller Augen. Falls wir das Gerät einschalten. Um es deutlich zu sagen: Es geht hier nicht um Sport, sondern um Geld, das der Fußball braucht, um die teuren Gehälter der Spieler zu bezahlen und neue zu kaufen. Warum, fragt sich Häckerling, muss es den Profifußballern eigentlich besser gehen als den vielen Künstlern, die jetzt ohne Einnahmen sind? Ist die Fußball-Bundesliga etwa systemrelevant? Seit einigen Wochen können wir die Erfahrung machen, dass wir den Fußball nicht brauchen. Wir haben gelernt, auf Kinos, Theater, Konzerte, Bibliotheken zu verzichten. Begegnungen mit der Familie sind uns untersagt, ebenso Essen im Lokal, Urlaubsreisen, Gottesdienste. Kinder dürfen (seit heute) zwar auf Spielplätze, aber nur mit großen Einschränkungen, Schüler ist der Schulbesuch verwehrt. Der Verzicht auf den Anblick teuer bezahlter „Begegnungen“ (was für ein Wort!), deren Ergebnisse womöglich abgekartet sind, fällt da kaum auf. Aber der Deutsche Fußballbund, dessen Betrügereien bei der WM 2006 nie aufgeklärt werden, Corona sei Dank, kann jetzt die Nase wieder hoch tragen. Erstaunlich, was wir uns von diesen Bossen alles gefallen lassen.
Verwirrte Balltreterzunft
Es ist das klassische Sommertheater und tatsächlich wesentlich interessanter als das Ungeheuer von Loch Ness, mit dem wir früher in der nachrichtenarmen Zeit unterhalten wurden. Ein Fußballspieler löst ein mittleres Beben in der Politik aus. Und die spielt begeistert mit, zumal es ja keine anderen oder gar wichtigere politische Probleme gibt. Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob der Sportler Ö, seines Zeichens Multimillionär, wie Heiko M. sagte, gut Fußball spielt. Vermutlich schon, sonst wäre er nicht in der englischen Liga beschäftigt. Es geht auch nur ein bisschen um die Frage, ob Ö am verheerenden Auftritt der deutschen Mannschaft in Russland schuld sei. Ganz verneinen kann man das nicht. Vor allem jedoch dreht sich der Diskurs um das Problem der Integration. Ist sie gescheitert, weil Ö sich mit „seinem Präsidenten“ Erdenwahn in Wahlkampfzeiten hat ablichten lassen? Häckerling hält das für eine Scheindebatte. Hunderttausende haben unlängst diesen autoritären Führer gewählt und dazu sogar ihre Stimme auf „deutschem“ Boden abgegeben. Ist das schlimm, ist das ein Skandal? Ich schaffe es nicht, mich darüber aufzuregen. Mir ist nicht bekannt, dass unter den Türken ein unstillbares Bedürfnis nach Integration bestünde. Sie wollen einen Fuß an Elbe, Rhein, Neckar und Spree haben und einen anderen am Bosporus. Das unterscheidet sie wenig von jenen Deutschen, die sich deutsch aufführen, aber ziemlich russisch fühlen. Was soll man sich über etwas aufregen, was nicht zu ändern ist? Vielleicht ist das ganze „Nationale“ längst überholt, nicht nur beim Fußball. Es gibt Bundesligamannschaften, in denen keiner mitspielt, der mit dem Ort, die dieser Klub im Namen trägt, auch nur das Geringste zu tun hat. Warum sollte man das Vereinsmodell nicht auf die „National“mannschaften übertragen? Der DFB könnte sich ein Team zusammenkaufen und damit gegen andere pseudonationale Teams Art antreten. Oder man überließe diese Aufgabe der Industrie. Dann würde (wie bei der Tour de France) das Team „Mercedes“ gegen das Team „Google“ antreten. Und wir könnten auch im Sommer über wichtigere Themen diskutieren.