Wenn die Waffen nicht schweigen, sondern die ihnen eigene Sprache sprechen, ist zu prüfen, ob ihr Wirken das erreicht, was sich die Waffenverwender vorgestellt haben. Russland wollte im Februar 2022 mit seinen Waffen das Nachbarland okkupieren. Die Spezialoperation war vermutlich so gedacht, dass sich das Ziel in wenigen Wochen erreichen ließe. Ein Irrtum, wie sich nun zeigt. Das überfallene Land wehrt sich. Die militärische Operation des Imperators P ist zu einem Blutbad geworden mit vielen Opfern auf beiden Seiten. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Hamas wollte mit ihren Waffen am 7. Oktober 2023 dem Erzfeind Israel einen schweren Schlag versetzen. Das ist ihr gelungen, der Schlag saß. Aber nun gibt es seit eineinhalb Jahren einen Gegenschlag, der vor allem das von der Hamas regierte Volk trifft. Hunger und Tod prägen aktuell das Leben der Menschen dort. Die israelischen Waffen richten viel Unheil an, aber das Ziel des „Waffengangs“, die Hamas zu „vernichten“, werden sie nicht erreichen. Es ist mit Waffen nicht zu schaffen. Nun will Israel den Iran militärisch schwächen und sein Atomprogramm zerstören. Ersteres mag gelingen, Letzteres ist eine Utopie. Denn die Erfahrung lehrt: Mit Waffen lässt sich nicht alles erreichen. Das müsste allmählich auch in den Köpfen derer ankommen, die sie einsetzen. Wenn der Amerikaner T überhaupt etwas kapiert, was um ihn herum vorgeht, dann ist es dies: Kriege sind teuer und bringen am Ende nicht viel mehr als Tod und Zerstörung. Das war im Zweiten Weltkrieg so, in Korea und Vietnam, im Irak oder in Afghanistan. Damit will ich nicht sagen, man solle als Angegriffener alle Aggressionen demütig hinnehmen. Wer attackiert wird, hat das Recht, sich zu wehren, wenn es keine andere Lösung gibt, z. B. den Rechtsweg. Aber das Ziel von militärischen Aktionen ist nicht irgendein utopischer „Sieg“, sondern allenfalls die Voraussetzung für das Erreichen einer einigermaßen gerechten Lösung des Konflikts. Ich weiß, das ist leicht gesagt, aber schwer umzusetzen. Hätten wir eine starke UNO, die den Kämpfenden die Waffen aus der Hand nimmt, die Streitenden an den Verhandlungstisch zwingt und für eine gute Lösung sorgt, wäre die Welt weniger kriegerisch. Aber das ist leider auch eine Utopie.
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Großer Krieg
Da Kriege anscheinend wieder selbstverständlich sind, liegt es nahe, einen Blick auf den Ersten Weltkrieg zu werfen: Was waren seine Ursachen? Welche Ziele wurden verfolgt? Wie wurde er finanziert? Wie viele Menschenleben kostete er? Welche Rolle spielten die Verantwortlichen? Herfried Münkler hat in seinem umfangreichen Buch über den „Großen Krieg. Die Welt von 1914 bis 1918“ detailliert beschrieben, was zum Ersten Weltkrieg“ geführt hat. Er geißelt das Versagen der europäischen Politiker nach der Ermordung des habsburgischen Thronfolgers. Mit mehr Weitblick hätte der Konflikt vermieden werden können. Auch wäre ein früheres Ende möglich gewesen, wenn nicht nationalistische Scharfmacher das Sagen gehabt hätten. In Deutschland gab es keine Einigkeit über die Kriegsziele: Ausdehnung nach Osten, Schwächung der Briten, Solidarität mit Österreich-Ungarn? Versagt haben damals viele: Kaiser Wilhelm II., der sich meist von kurzfristigen Emotionen leiten ließ, Reichskanzler Bethmann-Hollweg, der es nicht wagte, sich den Militärs entgegenzustellen, die „Oberste Heeresleitung“ (Hindenburg und Ludendorff), die sich den militärischen Realitäten verweigerten, der Reichstag, der endlose Debatten führte, ohne sich zu einigen. Die Bevölkerung ließ das jahrelange Hungern allzu geduldig über sich ergehen. Spätestens nach dem Kriegseintritt der USA, einer Folge des von Deutschland ausgerufenen militärisch sinnlosen „uneingeschränkten U-Boot-Krieges“, gab es keine Zweifel mehr, dass die Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien, das Osmanische Reich) unterliegen würden. Doch kaum jemand hatte den Mut, sich für ein Ende des Konflikts einzusetzen. Der „Große Krieg“ hat 17 Millionen Menschenleben gekostet und die europäischen Staaten ruiniert. Weltreiche sind zusammengebrochen: Russland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich. Münkler zeigt, welche Folgen der Erste Weltkrieg bis heute hat. So gehen zum Beispiel die Brandherde im Nahen Osten auf ungelöste Fragen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zurück. Nach der Lektüre blickt man skeptisch auf die Gegenwart. Den Imperialisten von heute sind die Erfahrungen von 1918 offensichtlich keine Lehre.
Martialische Zeiten
Die Welt ist erfüllt von Kriegsgeschrei. Dass ist sie zwar fast immer, aber derzeit scheint der Kriegsgott besonders aktiv zu sein. Kaum haben wir uns an die russische Aggression in der Ukraine gewöhnt, hat sich der Nahe Osten wieder furchtbar ins Gespräch gebracht. Die Kriege dort haben Häckerlings Leben begleitet. Sie folgen einem Muster: Israel tut einen ersten Schritt – ruft zum Beispiel 1948 den eigenen Staat aus – und die verdrängten Mitbewohner des Landes reagieren mit militärischen Attacken. Die verlieren sie meistens. So ist Israel immer größer geworden und die Chance, dass sich zwei Staaten bilden und jeder sein eigenes Gebiet hat, immer kleiner. Eine Verständigung lag immer mal wieder im Bereich der Möglichkeiten. Sie scheiterte aber irgendwann an den Heißspornen auf beiden Seiten. Wo sind die starken Politiker, die beide Seiten in einen vernünftigen Kompromiss steuern? Ich sehe sie nicht. Auch beim Krieg im Osten sieht es schlecht aus: Die Bewegung SW fordert zwar, man solle es mal mit Verhandlungen statt mit Waffen probieren. Eigentlich eine gute Idee. Aber wer soll worüber verhandeln? Traurig, aber wahr: Erst wenn die Menschen des Leidens überdrüssig sind, wenn das Geld ausgeht und ei Unterstützung nachlässt, kann etwas geschehen. Das wird dauern. Fürs Erste wird der Kriegsgott das Sagen haben, im europäischen und im Nahen Osten. Aber vielleicht hält sich der Friedensengel schon bereit.