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Spaßige Arbeit

Die Aufregung ist groß die Empörung der Lehrerverbände und mancher Lehrkräfte noch größer. Das hat mit seiner Formulierung ein Plakat am Flughafen bewirkt. Es will für den Beruf der Lehrerin und Lehrers werben, nicht bei den Schülern, nicht bei den Studierenden, sondern bei denen, die schon einen Beruf haben. Die sollen nach der Landung auf dem Flughafen umsteigen. Es könnte ja sein, dass ihnen ihre derzeitige Tätigkeit keinen Spaß mehr macht – in der Sprache des Plakats: Sie haben keinen Bock darauf. Das steht links oben, da wo man zuerst hinschaut. Und dann fällt der Blick auf ein üppig geschriebenes „Hurraaa!“ Wer schreit es heraus? Vermutlich die Schulverwaltung, denn sie ahnt, dass diese Menschen mit null „Bock auf Arbeit“ den Spaß suchen. Und sie hat für diese Leidenden eine Lösung: Werde Lehrer oder Lehrerin, denn das macht Spaß. Unsereins fragt sich, woher die Schulverwaltung und die Werbemenschen wissen, dass Lehrer oder Lehrerin zu sein so viel Spaß macht. Häckerling hat es erprobt, jahrzehntelang, und wenn er ehrlich ist, dann gab es dabei auch jede Menge Spaß – aber auch das Gegenteil. Das gilt – nebenbei sei es erwähnt – auch für die Schülerinnen und Schüler. Der Denkfehler oder Werbefehler (oder Webfehler) des Plakats ist nicht das Wort „Spaß“ (bezogen auf die Arbeit), sondern der nicht genannte Ernst. Ohne ihn gibt es keine Lehr- und keine Lernerfolge. Beides gehört zusammen. Ist das Plakat die Aufregung (und Empörung) wert? Nein. Ein bisschen Sommertheater hat natürlich was. Die Werbeleute werden sich die Hände reiben. Wieder ist ihnen – nach „The Länd“ – ein Coup gelungen. Warten wir auf die Wirksamkeit der Aktion. Die lässt sich nämlich messen: an der Zahl derer, die sich nun fürs Lehramt bewerben.

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Neue Lehrerrolle

Natürlich geht es auch um die Lehrerinnen, die Lehrerschaft eben. Über die Lehrende hat Andreas Schleicher in einem Zeitungsinterview gesagt, dass sich ihre Rolle verändern müsse: weg vom Servicedienstleister, die das vorgefertigte Essen, den Unterrichtsinhalt, aufwärmen und den Schülern herüberreichen, hin zu Köchen, die experimentieren. Der Lehrerberuf sei derzeit unattraktiv. Lehrer sollten Freiräume haben, eigene Ideen entwickeln können, Neues erproben, im Team arbeiten (müssen). Derzeit würden sie allein gelassen, arbeiteten als Einzelkämpfer und nicht ermutigt, an neuen Konzepten zu arbeiten. Neu sind diese Gedanken nicht. Aber warum werden sie nicht schon längst umgesetzt? Häckerling vermutet, dass die Bildungsadministration der Meinung ist, sie allein wisse, was zu tun sei. Man sieht die Unterrichtenden als Beamte, die sie ja auch sind, die gefälligst zu tun haben, was ihnen von höherer Stelle aufgetragen wird. Wenn das Ministerium ausfällt, ist der Mut der Schulleitungen gefragt. Sie müssen ihr Kollegium als Quelle der Innovation sehen und jene fördern (und honorieren), die vorangehen und der Schule neue Wege weisen. Wer sich einigelt und nur „seinen Job macht“ kann nicht erwarten, dass seine oder ihre dienstliche Beurteilung „gut“ ist. Wer sich dagegen intensiv an der Weiterentwicklung der Schule beteiligt, sollte herausgehoben werden und das Bild der Schule auch nach außen repräsentieren. Schade, dass die Regierung Kretschmann wie zu erwarten nichts von Boni für gute Lehrerinnen und Lehrer hält.

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Abstrakte Gedanken

Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg hat sich Gedanken gemacht, nicht nur über den Zustand der Welt, sondern auch über die Schulen von the Länd. Die bringen eher mittelmäßige Schülerinnen und Schüler hervor. Das aber entspricht nicht dem Anspruch eines Bundeslandes, das sich zu den Besten zählt. Und was ist beim bildungspolitischen Nachdenken des Landesherrn herausgekommen? Zwei Erkenntnisse: Die eine besteht darin, dass es nach seinem Dafürhalten nicht genüge, dass jeder Lernende ein Tablet hat (so weit sind wir sowieso noch nicht), sondern dass man auch eine pädagogisch sinnvolle Nutzung dieser Geräte erreichen müsse. Wie wahr! Das ist eine Forderung, die seit Jahren erhoben wird. Es wäre die Aufgabe seiner Regierung (gewesen), hierzu Konzepte vorzulegen, Bildungspläne und Handreichungen, die es den Schulen erleichtert hätten, bei diesem Thema voranzukommen. Die zweite Erkenntnis Kretschmanns beginnt mit einem Tadel der Lehrerverbände. Sie würden immer nur neue Stellen fordern (haben wir denn genug?), man müsse, fordert er, mehr „inhaltlich“ diskutieren. Wie wahr! Dann möge seine Kultusministerin endlich etwas vorlegen, worüber man diskutieren kann. Welche Kompetenzen sollen die Schülerinnen und Schüler erwerben? Oder gar keine mehr, sondern nur noch Inhalte? Und welche sind wichtiger geworden, welche entbehrlich? Sind zum Beispiel Schreiben, Lesen und Rechnen noch wichtig? Der Ministerpräsident ist auf dem richtigen Weg, aber leider erst an dessen Anfang.