Endlich sind die langen Sommerferien in Baden-Württemberg zu Ende. Wie so oft waren es am Ende Herbstferien. Aber das will man hier so, daher ist man vor vielen Jahren aus der Sommerferienvereinbarung der KMK ausgestiegen. Die Kinder und Jugendlichen dürfen sich jetzt wieder den Vorgaben des Stundenplans unterordnen, der die Vor- und Nachmittage in 45- oder 90-Minuten Einheiten gliedert. Diese Einheiten haben nichts mit Pädagogik zu tun, sondern dienen dem Zählen der Stunden, deren Anzahl pro Fach vorgegeben sind. Im Lande BW gibt es seit dem 15. September ein neues Fach: Es soll IT-Kenntnisse vermitteln und Medienkunde betreiben. Der dazugehörige Bildungsplan ist bereits im Entstehen, die Lehrkräfte, die mit dem Unterricht betraut sind, werden bald in Fortbildungen erfahren, was sie lehren sollen. Begonnen hat in BW auch eine neue G-9-Ära. Die Umstellung darauf wird sieben Jahre währen. 2032, so vermutet Häckerling, wird man dann wieder darüber diskutieren, wann endlich G 8 eingeführt wird; denn die Gymnasiasten werden in G 9 volljährig sein, wenn sie das Abitur geschafft haben, und also zu alt für den europäischen Studienbetrieb und für eine Stelle in den Betrieben, die während der Transformation nicht pleitegegangen sind. Zu vermuten steht auch, dass man BW auch in den 2030er Jahren bescheinigen wird, man habe zu wenig getan, um Kinder mit Migrationshintergrund (oder -vordergrund) mit den Feinheiten der deutschen Sprache vertraut zu machen. Das „richtige“ Sprachförderprogramm ist nämlich, wie man heute erfahren durfte, nur für solche Kinder gedacht, die Deutsch als Muttersprache haben. Ein Lichtblick am Ende des grün-schwarzen Tunnels: Im März sind Landtagswahlen, im März 2026.
Schlagwort: Schule
Es fehlt die Fantasie, sich vorzustellen, wie es in der derzeitigen Schuladministration zugeht. Sie braucht Jahre, um eine banale Erkenntnis in praktisches Handeln umzusetzen, nämlich die: Wer erfolgreich an der Schule teilnehmen will, muss der deutschen Sprache mächtig sein. Mit ungeheurer Langsamkeit hat man sich dieser Frage angenommen und vielleicht sogar einige praktische Entscheidungen getroffen. Warten wir das Ergebnis der Sprachvermittlungsbemühungen in den Kitas ab. Die Schulpolitik hat sich – Stichwort 2 – von diversen Lobbyisten dazu verführen lassen, die gymnasiale Schulzeit um ein Jahr zu verlängern. Die Umstellung von G 8 auf G 9 ist ein großer Murks. Es steht zu erwarten, dass man diese Entscheidung in ein paar Jahren bereut und wieder zu G 8 zurückkehrt. Den Unsinn, erwachsene Menschen mit 19 oder 20 Jahren in die Schule zu zwingen, wird man bald als Unsinn erkennen. Nun liest man heute von einem neuen Schwabenstreich der bayerisch regierten Kultusverwaltung: Man hat 1440 Stellen als tote Seelen viele Jahre mitgeschleift, Lehrerstellen für besetzt geführt, die unbesetzt waren. Gibt es denn in diesem Ministerium in Sachen Lehrerstellen keine doppelte Buchführung, wie sie viele Kaufleute heute noch pflegen? Prüft man nicht ständig die Stimmigkeit und Plausibilität der Zahlen? Ein peinlicher Skandal. Früher pflegte man dafür zurückzutreten, aber heute klebt jeder politisch Tätige unlösbar an seinem Amt. Die gefunden Stellen seien nicht für die Referendare am Gymnasium. Die bleiben auf der Straße, G 9 sei Dank. Und wenn man sie eines Tages braucht, fehlen. Das hatten wir schon mal. Alles wiederholt sich.
Die Voraussetzung für einen erfolgreichen Schulbesuch ist die Beherrschung der Landessprache. Das gilt grundsätzlich, also auch in Baden-Württemberg. Dort ist das Kultusministerium zuständig für das Deutschlernen der Kita-Kinder. Daher – denkt man als interessierter Laie – sollte besagtes Ministerium wissen wollen, wie es mit der Sprachvermittlung in den Einrichtungen für die frühkindliche Betreuung steht. Wie viele Sprachvermittlerinnen arbeiten in den Kitas? Wie lange beschäftigen sie sich pro Woche mit den Kindern, die von Haus aus der deutschen Sprache nicht mächtig sind? Wenn man das weiß, kann man politisch reagieren, also „nachsteuern“, will sagen: die Sprachvermittlerschar klüger verteilen oder vergrößern oder wenn nötig schulen. Der heutigen Tageszeitung ist zu entnehmen, dass dem Ministerium nicht bekannt ist, wie es in der Praxis mit der Sprachvermittlung in den Kitas steht. Es gibt keine Zahlen. Offenbart lebt man dort nach dem Grundsatz: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Wenn ich die Praxis nicht sehe, kann ich mich auf die Theorie beschränken, die da lautet: Es gibt Sprachvermittlung in den Kitas des Landes. Ob sie etwas taugt, ob sie ausreicht oder nicht, das will man höheren Orts offenbar nicht wissen. Bisher dachte Häckerling, dass die politisch Handelnden an einer Evaluation ihres Handelns interessiert sind. Falsch gedacht. Man lernt doch nie aus.