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Unrentables Pflaster

Die Meldung hat es in sich: Zwei von fünf Firmen in Deutschland wollen ihre Produktion ins Ausland verlagern, weil sie hier zu teuer ist. Dass dies jede Menge Arbeitsplätze kosten dürfte, wurde nicht gesagt, aber man kann es sich denken. Offenbar ist seitens der Unternehmerschaft die Hoffnung gering, dass die neue Bundesregierung an den für sie ungünstigen Bedingungen etwas ändern wird. Dabei haben wir im Wahlkampf viele Versprechungen gehört: Abbau der Bürokratie, günstigere Energiepreise für die Betriebe, Steuererleichterungen. Doch die bisherigen Sondierungsgespräche lassen nur eines vermuten: Es wird viel Geld ausgegeben werden. Daraus könnte man Hoffnung schöpfen, wenn das Geldausgeben begleitet würde von einer gründlichen Reform der deutschen Verhältnisse. Doch darüber sagen die schwarz-roten Koalitionäre fast nichts. Dass sie den Preis der Arbeit senken wollen, sagen sie auch nicht. Wie sollte das auch gelingen? Den Gewerkschaften, Verdi zum Beispiel und dem Deutschen Beamtenbund, will sich keiner in den Weg stellen. Dahinter stehen Wähler, allerdings zunehmend solche der AfD. Da der Wähler immer recht hat, wird es niemand wagen, ihm ein kritisches Wort zu sagen. So wird die arbeitende Bevölkerung weiter deutlich höhere Löhne und Gehälter erzwingen. Das ist das Gegenteil dessen, was geeignet wäre, die Betriebe in Deutschland zu halten. Nebenbei: Auch den Überreichen im Land will keiner etwas wegnehmen. So baut sich ein Paradoxon auf: Die Kosten für die Arbeit werden teurer, aber die Zahl derer, die sich hoher Löhne erfreuen, wird sinken, weil die Arbeitsplätze verschwinden. Einst nannte man das einen Pyrrhussieg. Und die Supereichen? Sie werden ihre Vermögen an sicheren Plätzen parken. Armes Deutschland.

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Unregierbare Republik

Die deutschen Fahnen hängen hoch. Sollten sie nicht halbmast hängen? Können wir uns angesichts der aktuellen politischen Lage der Träumerei hingeben, Europameister zu werden? Erwarten wir allen Ernstes von den Fußballern das, was die Regierenden nicht mehr schaffen – den Ball ins Tor zu bringen oder anders gesagt: politische Entschlüsse zu fassen? Es ist ja nicht nur der Osten, von dem die hiesige Zeitung heute unkt, er werde unregierbar. Auch im Westen mehren sich die Stimmen, die derlei befürchten. Woran liegt es? In den östlichen Ländern rächen sich jetzt die Versäumnisse bei der „Wende“. Sie ging zu schnell. Man versprach „blühende Landschaften“ und hat nun einen endlosen braunen Acker. Man pumpte Geld ins marode System und hoffte auf „Dankbarkeit“. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Im Osten pfeift man auf den Westen. Man wählt eine undemokratische Partei, weil angeblich die Demokratie versagt habe. Man wärmt sich am Nationalismus und geilt sich an den Nazi-Sprüchen der AEFDE auf. Die „Westparteien“ spielen keine Rolle mehr. Und die Berliner Regierung? Sie schafft es nicht, allen im Lande zu zeigen, wie es geht. Wie man auch bei unterschiedlicher Grundeinstellung tragbare Kompromisse findet; kurz: Wie demokratisches Regieren funktioniert. Oder reißen sie sich doch noch zusammen?

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Verschossene Bälle

Als sie den Ball mit dem Kopf ins Tor befördert hatte, lag auch die Spielerin Popp im Tor und wollte oder konnte nicht mehr aufstehen. Ein Bild mit Symbolkraft. Sie haben sich angestrengt, aber der Erfolg stellte sich nicht ein. Besagtes Tor wurde wegen „Abseitsstellung“ nicht gewertet. Nun ist der Deutsche Fußballbund in der Krise und wenn man in die Zeitungen und online-Dienste blickt, ist die Krise gewaltig. Der Fußball war lange Zeit das Sinnbild für deutsche Stärke. Nun siecht nicht diese Sportart, es siecht das ganze Land. Woran liegt es? An vielem, unter anderem an der fehlenden Bereitschaft, sich anzustrengen. Man schaue nur auf die deutschen Bundesjugendspiele. Sie sind zum Ringelpiez mit Anfassen degeneriert. Anstrengung Fehlanzeige. Und in der Schule werden die Anforderungen ständig gesenkt, um den Lernenden Misserfolge möglichst zu ersparen. Der Leistungsgedanke ist so diskriminiert, dass kaum jemand mehr wagt, sie zu erbringen. Aber mit Friede, Freude, Eierkuchen trifft man nichts Tor, sondern verschießt die Bälle. Es heißt, dass in der Arbeitswelt die „Work-Life-Balance“ wichtiger sei als die Karriere. Das klingt gut und ist schön für die, denen diese Balance gelingt. Aber wenn dann die Firmen schwächeln, wenn sie Mitarbeiter entlassen, ins Ausland ziehen oder ganz aufgeben, dann ist der Jammer groß. Auch politisch schießen wir ständig daneben. Offenbar fällt niemand etwas gegen die boomende Rechtspartei ein. Sie schießt Tore, während die demokratischen Parteien im Abseits stehen. Wie die deutschen Fußballfrauen fehlt ihnen das Erfolgskonzept zum Gewinn dieses entscheidenden Spiels um die Demokratie.