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Sommerlicher Herbst

Gewiss hat es einen derart warmen Spätoktober auch früher schon gegeben. Die Wetterleute werden ihn in ihren Statistiken ausmachen können. Aber vor dem Hintergrund des Klimawandels mutet eine solche Abweichung nach oben bedrohlich vor. Natürlich hat die Wärme auch ihre Vorteile. Wir verbrauchen weniger Gas und die Speicher können weiter gefüllt werden. Das nährt die Hoffnung, dass wir den Winter einigermaßen überstehen. Aber was handeln wir uns damit ein? Dieser Tage verstörte die Meldung, dass es nicht mehr möglich sein werde, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. 2,5 Grad Erwärmung seien wahrscheinlich. Was das bedeutet, wissen wir längst, wahrhaben wollen wir es allerdings nicht. Befragungen der Bevölkerung haben ergeben, dass inzwischen die Angst vor den Folgen der Inflation, überhaupt die Existenzängste, die Klimasorgen verdrängt haben. Will sagen, aktuelle Notlagen verdrängen die eine große Notlage, die unser Leben auf dem Planeten betrifft. Das macht es der Politik leichter, mit CO2-Vermeidungsbeschlüssen kürzer zu treten. Ein großer Teil der Wählerschar wird es ihnen danken. Aber ist es den Menschen zu verdenken, dass ihre Sorgenkapazität begrenzt ist? Wer besorgt ist, in dessen Kopf hat nicht viel anderes Platz. Wenn die Rente knapp ist, spielen ferne Kriege keine große Rolle. Wenn der Bau des geplanten Eigenheims zu teuer wird, wird das Klima zur Nebensache. Man mag diese menschliche Schwäche beklagen, ändern lässt sie sich kaum.

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Unspektakulärer August

Er war kein Rekordmonat, der August 2022. Fast mit Bedauern wird das gemeldet. Gewiss, er war immerhin eher warm und zu trocken und konnte so den Klimawandel einigermaßen bestätigen. Aber wir Menschen brauchen ständige Rekorde beim Wetter um daran zu glauben, dass es ernst ist mit der Veränderung des Klimas. Wir sind gut darin, unangenehme Meldungen abzuwehren. Hinweise darauf, dass sich eine Katastrophe anbahnt, nehmen wir sensationslüstern zur Kenntnis, aber dass dies eine Änderung unseres Lebensstils nach sich ziehen müsste, wehren wir energisch ab. Warum sollte ich mein Leben ändern? Sollen sich doch die anderen ändern, die Reichen zum Beispiel! Die, die sowieso an allem schuld sind. Ich soll weniger reisen? Warum denn? Das gehört zu meinem Leben; das steht mir zu; das habe ich mir verdient. Ich soll weniger Fleisch essen? Warum eigentlich? Man will mir auch noch das verwehren. Der Mensch braucht Fleisch, es ist gesund. Ohne Fleisch ist seine Ernährung unvollkommen. Schon immer hat die Menschheit Fleisch gegessen. Warum soll man das ändern? Ich soll die Heizung herunterdrehen? Auch das noch. Soll ich etwa frieren? Das wäre ja noch mal schöner. Ich soll sparen? Dass alles teurer wird, ist ein Skandal. Aber der Staat muss uns ja helfen, damit wir die Inflation nicht spüren. Dafür ist er da. Der August 2022 war ein schöner Ferienmonat, ein bisschen zu trocken vielleicht, aber richtig sommerlich. Er liefert keinen Grund, den Lebensstil zu ändern.

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Stabiler Klimawandel

Zu den Schäden des Kriegs zählen nicht nur viele Tote, eine große Zahl von Flüchtenden, zerbombte Häuser, eine zerbrochene Infrastruktur, dazu der wachsende Hunger in den armen Ländern sowie steigenden Preise bei uns und anderswo, auch die dringend anstehenden Maßnahmen gegen den Klimawandel werden konterkariert. Die militärischen Aktionen pusten Riesenmengen von CO2 in die Luft. Vielleicht könnte das mal jemand ausrechnen? Russlands Kampf um imperiale Größe ist nicht nur für die Kriegstreiber teuer, auch der Rest der Welt hat hohe Kosten zu tragen. Die einen sterben an Hunger, die anderen spüren es im Geldbeutel. Das Klima geht währenddessen seinen Weg in Richtung Erwärmung, Zunahme von Extremwetter, Artensterben, steigendem Meeresspiegel. Ob das alles auch zu den Kriegszielen des Kreml-Herrschers zählt? Zuzutrauen ist es ihm. Es wird behauptet, dass der Hunger Teil der Kriegsstrategie ist. Schon einmal hat es P. geschafft, Millionen Menschen zum Flüchten zu bewegen, in Syrien. Wenn sich hungrige Afrikaner auf den Weg nach Europa machen, wird man in Moskau Jubelarien singen. Deren Ex-Präsident Medwedew hat verlauten lassen, in welchen Zeiträumen das Land denkt: In zwei Jahren, so seine Prognose, werde es die Ukraine nicht mehr auf der Landkarte geben. Aber den Klimawandel wird es mehr denn je geben. Russland, wir danken dir, dass du dazu beiträgst, die Menschheit in Angst und Schrecken zu versetzen! Denn erst nach der Apokalypse dürfte die Zeit für Demut und Handeln gekommen sein.