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Der Bundespräsident und die Werte der Republik

Das war’s dann also. Wulff ist zurückgetreten. Er hat es in guter Form getan, wie er denn überhaupt gut aussah, von seiner Frau ganz abgesehen. Was die Ästhetik der Amtsführung angeht, so ist ihm wenig vorzuwerfen. Der Mann konnte sich kleiden, er sprach ein verständliches Deutsch, er kleidete sich chic. War das nichts?

Er ist gestürzt über den Verdacht der „Vorteilsnahme“ und über sein mangelndes Schuldbewusstsein dabei. Nun tun alle so, als sei das schlimm. Dabei ist es der Alltag dieser Republik. Vorteile suchen und finden und nehmen, das ist das, was viele hierzulande gerne tun. Nur Politiker sollen nicht so sein oder sich nicht dabei erwischen lassen, wenn sie zugegriffen haben. Das ist doch eine verlogene Haltung. Da ist ein Bundespräsident endlich mal so, wie viele sind oder es gerne wären (Patchwork-Familienvater, Hausbesitzer, Luxusreisender) und dann wird puritanisch herumgemäkelt: Das, was so viele gerne in Anspruch nehmen, den Vorteil, gehöre sich nicht für einen Politiker. Der soll edel sein, hilfreich und gut, unbestechlich und frei von jedem Makel. So hätten manche gerne die Bundesrepublik, wenigstens deren politische Elite – quasi stellvertretend für uns alle.

Diese Republik ist aber nicht so. Auch ihr Präsident war nicht so. Jetzt muss er gehen. Wir suchen nach dem guten Menschen von Berlin. Vielleicht gibt es ja einen.