Baden-Württemberg habe bei der jüngsten schulischen Qualitätsuntersuchung im Vergleich zu 2010 deutlich schlechter abgeschnitten. Das Ergebnis wird erst am morgigen Freitag offiziell bekannt gegeben. Aber schon heute kommentieren die beiden Stuttgarter Zeitungen voreilig das anstehende Fiasko. Sie warnen einhellig vor voreiligen Schuldzuweisungen. Wissen sie mehr? Haben sie schon einen Blick in die Studie werfen dürfen, sie gar schon analysiert? Das ist unwahrscheinlich. Also schreiben sie einfach drauflos. So pflanzt sich das Unsolide immer weiter fort. Die Schüler werden auf dieser Weise darin bestärkt, sich über Dinge zu äußern, von denen sie keine Ahnung haben. Aber das Problem liegt auf einer anderen Ebene. Wenn es tatsächlich zutrifft, dass die baden-württembergischen Neuntklässler beim Umgang mit der deutschen Sprache und in den Fremdsprachen unterdurchschnittlich abschneiden, dann sollte man sich diese Fächer näher ansehen. Der Zerfall der Schreibkultur (und auch der Rechtschreibung) in und außerhalb der Schule ist auch ohne Studie allenthalben erkennbar. Selbst in Texten der Oberstufe werden orthografische Schnitzer gemacht, die man allenfalls den Kindern der Unterstufe noch verzeihen mag. Ich kann es belegen. Mit dem Formulieren verständlicher deutscher Sätze tun sich viele Kinder und Jugendliche sehr schwer. Das wäre nicht weiter von Belang, wenn es für die Lehrer (die Lehrenden, wie man heute sagen muss) der Anstoß zu intensiver Übung wäre. Doch das Üben von „formalen“ Dingen (das ist in der Regel abwertend gemeint) ist aus dem Blick geraten. Es fehlt an der Zeit, aber vielleicht auch am Können der Lehrkräfte. Eine reumütige Rückkehr zu „alten“ Tugenden bei der sprachlichen Schulung wäre gewiss nicht schwer. Aber Fehlerhaftes zu tolerieren fällt offenbar leichter als das mühselige Durchsehen von „Verbesserungen“, das Beharren auf und das Streben (noch so ein unkorrektes Wort) nach dem besseren, treffenderen, schöneren Ausdruck und dessen korrekter Schreibung.
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