Kategorien
Politik

Übervorteilt – Proteste der Betroffenen

Zuerst die Schließung der Hauptschule am Klostergarten, dann die Verlagerung der C-Klasse nach Bremen und dann? Sindelfingen beginnt die verschiedenen Krisen zu spüren. Aber die Krise der Stadtkasse und die des Autobauers sind nur zwei Seiten einer Krisenmedaille. Zuerst hat die Firma mit dem Stern durch ihre exorbitante (rechtlich allerdings unstrittige) Steuerrückforderung den städtischen Etat zerschlagen, nun haut sie mit dem (ökonomisch offenbar rationalen) Abbau ihrer Produktion am „traditionellen Standort“, wie man ihn gerne nennt, die ganze Region in Stücke.

Sindelfingen müsste keine Schulen schließen (der Hauptschule wird eine Grundschule und wohl auch irgendwann ein Gymnasium folgen) und es müsste auch nicht die Betreuung in den Kitas verschlechtern, wenn „der Daimler“ nicht schwächelte. Denn das tut er schon länger. Diese riesigen Autos können sich in Zeiten wie diesen immer weniger Menschen leisten.

Die Krise kommt nicht erst 2014, wenn die C-Klasse weg ist, wir haben sie bereits. Der Einzelhandel, die Auto-Zulieferer, die Leute im Rathaus, wir alle spüren sie deutlich. Sindelfingen wird zum Symbol der baden-württembergischen Wirtschaftsmisere. Wie gut für den Herrn Ministerpräsidenten, dass er nach Brüssel gehen darf. Ein sinkendes Schiff verlassen zu können und dafür auch noch gute Gründe zu haben („Brüssel braucht mich“) – was kann ein Politiker mehr wollen?

Die Proteste gegen die Hauptschulschließung und den C-Verlust dauern an. Die Fachleute sagen in beiden Fällen, dass dies an beiden Entscheidungen nichts ändern wird. Mächtige Proteste als Zeichen der Ohnmacht?
(Blog-Eintrag Nr. 117)

Kategorien
Politik

Unlösbar – die Sindelfinger Mercedes-Abhängigkeit

Jetzt ist der Jammer wieder groß. Die Firma mit dem Stern will eine Produktionsstätte (die für die C-Klasse) verlagern und damit tausende Arbeitsplätze in Sindelfingen abbauen. Das würde die gesamte Infrastruktur der Stadt treffen: den Wohnungsbau, den Einzelhandel, die Zulieferer. Und natürlich auch die Stadtkasse; die aber ist eh schon leer. Die Tragik einer Kommune.

Die Stadt ist seit Jahrzehnten „vom Daimler“ abhängig. In guten Zeiten ermöglichte seine Gewerbesteuer den Bau von teuren Bauten, die man in den nun schlechten Zeiten nicht mehr erhalten kann. Wünsche des größten Arbeitgebers der Region waren der Kommune stets Befehl. So wuchs das Unternehmen und zugleich wuchs die Abhängigkeit von ihm. Zwar nahm auch die Einsicht zu, dass eine solche einseitige Ausrichtung auf die Autofirma gefährlich ist, aber das Erkennen der Gefahr führte nicht zu ihrer Abwendung. Es blieb dabei: auf Gedeih und Verderb ist Sindelfingen dem Mercedes-Werk ausgeliefert.

Wäre es da nicht ein Segen, wenn die Firma selbst etwas dazu beitrüge, die Bindung zwischen Stadt und Werk zu lockern? Nur wenn dieser Mega-Arbeitgeber kleiner wird, kann es vielleicht gelingen, andere Betriebe wachsen zu lassen. Mit diesem Satz begebe ich mich allerdings in eine kommunalpolitische Gefahrenzone…