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Kriegsgeschrei

Das Kriegerische dominiert die Nachrichten. Syrien, lange Zeit in den Schlagzeilen ganz vorne, hat Konkurrenz bekommen. Vom dortigen alltäglichen Sterben hören wir nur noch wenig. In Libyen, das einst ohne deutsche Hilfe von Gaddafi befreit worden ist, liegen sich die Befreiten in den Haaren. Das Chaos regiere und es herrsche Bürgerkrieg, heißt es. Der vormalige Außenminister, Guido Westerwelle, der ob seiner Zurückhaltung und UNO- Enthaltung beim Befreien so Gescholtene, könnte sich ein wenig rehabilitiert sehen. Aber er hat andere, private Probleme.

In der Ukraine wird ein Zivilflugzeug abgeschossen und die russischen Freiheitskämpfer gewähren keinen Zutritt zur Unfallstelle. Auch die ukrainische Armee sei an diesem Skandal beteiligt. Die Verrohung der Sitten nimmt zu. Die Angehörigen der Flugzeugtoten dürfen sich als doppelte Opfer sehen, als Menschen, denen die Bestattung ihrer Lieben verwehrt ist und als Opfer eines merkwürdigen Freiheitskampfes. Welche Freiheit meinen diese Kämpfer? Auch in der Ukraine regiert das Chaos und es herrscht der Bürgerkrieg.

Den Nahen Osten kennt die Welt schon seit Jahrtausenden als Ort des Krieges. Schon immer wird dort um Land und Vormacht gestritten. Eine vernünftige Einigung und ein friedliches Zusammenleben gab es weder zu König Davids und der Philister Zeiten noch während der persischen und danach der römischen Herrschaft dort, noch im Mittelalter der Kreuzzüge, noch nach der Gründung des Staates Israel. Es ist furchtbar, was dort geschieht, aber das Leiden an den Bomben und Raketen ist offenbar nicht so groß, dass es die Verantwortlichen zur Einigung drängte.

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Die Deutschen und das Säbelrasseln

Es heißt, Deutschland ducke sich weg, wenn es darum gehe, außenpolitische Verantwortung zu übernehmen. Noch schlimmer: Wir würden gar nicht erst gefragt, wenn es um einen „Militärschlag“ gehe. Manche Kommentatoren deuten das als ein Zeichen der Schwäche. Stark ist also nur, wer mit dem Säbel rasselt, wer seine Militärmaschinerie einsetzt, wer am Weltfrieden herumzündelt.

Keine Frage: Der syrische Bürgerkrieg ist furchtbar. Aber es ist ein Bürgerkrieg. Ein sadistisches Regime unterdrückt seine Bevölkerung und überzieht das eigene Land mit grauenhafter Zerstörung. Vielleicht setzt es auch Giftgas ein. Auch die Aufständischen, die Gegner des Regimes, schlagen um sich, töten und zerstören. Was Assad will ist klar: an der Macht bleiben. Was seine Gegner wollen: selber die Macht erringen. So war das schon immer bei Bürgerkriegen. Die Bilder des Elends zu sehen verstört uns andere. Aber ist es richtig, sich einzumischen?

Es gibt aktuelle Beispiele, die ein Nein nahelegen: Afghanistan, Irak. Auch Libyen ist beim besten Willen keine Erfolgsgeschichte. Jugoslawien? Der Balkan ist immer noch kein Hort des Friedens.

Wenn sich Obama selbst unter Zugzwang gesetzt hat, ist das sein Problem. Wenn die Syrien umgebenden Staaten (und sogar die Einwohner von Hellersdorf) unter den Flüchtlingen leiden, muss man ihnen helfen. Wenn die Russen Assad mit Waffen unterstützen, mag man meinetwegen auch der syrischen Opposition welche geben. Wenn bei denen Freiwillige aus alle Welt (wir einst in Griechenland und im letzten Jahrhundert in Spanien) mitkämpfen wollen, mögen sie es tun. Aber Assad für etwas nicht eindeutig Bewiesenes „bestrafen“ und in Wirklichkeit weitere, auch unschuldige Menschen dabei töten? Da ist das Wegducken eigentlich besser.