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Die Liberalen und ihr Debakel

Mit vereinten Kräften haben sie das Sterbeglöcklein zum Klingen gebracht. Es ist nicht das erste Mal. Ich habe es in den letzten 50 Jahren schon mehrfach läuten hören. Bisher war es immer blinder Alarm, denn die Sterbende hat ihren angekündigten Tod immer wieder überlebt. Ob es auch diesmal so sein wird, dürfte sich bis spätestens 2013 herausgestellt haben.

Nun ist guter Rat wohlfeil und widersprüchlich: Steuersenkungen verlangen oder vergessen? Die Griechenlandinsolvenz totschweigen oder lauthals verkünden? Sich für die Energiewende begeistern oder Skepsis darüber äußern? Die Freiheitsrechte einfordern oder sie um der Sicherheit willen einschränken? Usw.

Aber das sind taktische Fragen; mit denen gewinnt man keine Wahlen. Ich habe einen anderen Vorschlag: zuerst nachdenken, dann reden. Will sagen: die Grundlagen liberaler Politik in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts gründlich reflektieren, sie als klare Ziele verständlich formulieren und dann offensiv dafür werben.

Das dauert eine Weile. In der Zwischenzeit ist solide Arbeit in den politischen Gremien und in den von FDP geleiteten Ministerien gefordert. Nicht mit Schnellschüssen, sondern mit Geduld und Spucke gewinnt man Vertrauen. An dem fehlt es den Liberalen, weil man es fahrlässig verspielt hat. Das Sterbeglöcklein hat auch sein Gutes: Es erinnert an die Vergänglichkeit und kann neue Kräfte wecken.

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Rösler und die geordnete Insolvenz

Was für ein aufregendes Thema! Da spricht der Wirtschaftsminister Rösler davon, dass man über eine „geordnete InsolvenzGriechenlands nachdenken müsse, und alle fallen über ihn her. Er hat ein Tabu verletzt, er hat etwas gesagt, was sich nicht schicke, weil es die Märkte gefährlich in Aufruhr versetze, weil auf diese Weise etwas „herbeigeredet“ werde, was wir alle fürchten müssten.

Fürchten müssen wir uns in der Tat, insbesondere vor der „ungeordneten Insolvenz“ Griechenlands. Die ziehe, wird uns erklärt, zunächst die Banken, auch unsere Banken, und dann weitere Staaten in den Abgrund – und schließlich auch unsere Wirtschaft. Eine Katastrophe!

Röslers Fehler sei es, darüber öffentlich zu reden. Nachgedacht wird über dieses Szenario ganz gewiss; das gibt auch Schäuble zu. Insofern herrscht kein Denkverbot, sondern ein Redeverbot. Es gezieme sich nicht, sagt die veröffentlichte Meinung, über derlei zu reden. Und warum nicht? Wegen der Märkte? Als ob die nicht schon längst wüssten, worüber „heimlich“ nachgedacht wird. Denn Griechenland ist schon längst insolvent. Wer uns anderes glauben machen will, der nimmt es mit der Wahrhaftigkeit nicht so genau. Der „richtige“ Politiker ist offenbar der, dem es am besten gelingt, das Volk für dumm zu verkaufen.

Nun steht nicht nur Hellas, sondern auch Rösler am Abgrund. Statt dass er die geordnete Insolvenz Griechenlands mitgestalten darf, geht es für ihn nun darum, die der FDP zu verhindern. Denn Grüne und Rote wittern Morgenluft. Die Medien spielen mit und der Opposition die Bälle zu. Man will offenbar den Machtwechsel.

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Die Baden-Württemberger und das Hochdeutsch

Nun wollen sie also doch mit diesem unseligen Werbeslogan weitermachen, dass wir hier im Südwesten alles könnten außer Hochdeutsch. Dabei hatte ich die Hoffnung, dass die neue Regierung wenigstens mit diesem Unfug aufhören würde. Diese Hoffnung ist nun zuschanden.

Ob die diese Entscheidung Verantwortlichen an „ihren“ Ministerpräsident Kretschmann gedacht haben? Aber der kann Hochdeutsch, auch wenn, was er sagt, ein bisschen nach mundartlicher Färbung klingt. Aber die Sätze entsprechen durchaus dem vom Hochdeutschen Gebotenen.

Ich fühle mich durch diesen Werbespruch diskriminiert. Das zu sagen kommt mir zu, weil ich in Württemberg geboren und aufgewachsen bin und hier auch seit Jahrzehnten wohne. Denn mir ist es, wiesehr  vielen anderen hier, gegeben, Schwäbisch zu sprechen, wenn es angezeigt ist, und Hochdeutsch, wenn dies die Situation verlangt. Nun werden wir weiterhin zu Deppen gestempelt, die nicht in der Lage sind, sich zielgruppengerecht sprachlich zu artikulieren.

Dabei ist der andere, der erste Teil des Werbewortes noch schlimmer: Wer kann schon „alles“. Allmachtsfantasien sind den noch nicht schulpfllichtigen Kindern eigen. Sie bemerken ihre Grenzen aber noch früh genug. Aber genau dieses Infantile wird den Baden-Württembergern per Agentur und Regierung zugeschrieben. Das lehne ich ab. Ich weigere mich, zu dieser Sippschaft zu gehören.