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G8 und G9

Wenn man ein Fass aufmacht, darf man sich nicht wundern, wenn alle mit ihren Krügen Schlange stehen. Wenn man wie die baden-württembergische Regierung das Angebot einer Schulzeitverlängerung macht, gibt es natürlich viele wohlmeinende Eltern, die es annehmen wollen. Was kann man seinem Kind Besseres bescheren als ein zusätzliches Schuljahr? Früher war das anders, da galt ein weiteres Jahr als Makel. Heute ist eine Versetzung in die 13. Klasse ein Traumziel. Eine merkwürdige Entwicklung.

Vor geraumer Zeit wurde festgestellt, dass die deutschen Abiturienten schon ziemlich alt sind, wenn sie sich als Studierende dem internationalen Wettbewerb stellen. Gleichaltrige aus anderen Ländern hatten bereits einige Semester hinter sich. Das wirkte frustrierend. Und so kam man auf die Idee, es den anderen gleichzutun und die gymnasiale Zeit auf acht Jahre zu begrenzen. Die Umstellung von neun auf acht Jahre, in manchen neuen Bundesländern ein alter Hut, weil man die acht Jahre eh schon hatte, gelang vielen Schulen in BW, manchen aber nicht. Diese Versagerinstitute bringen jetzt G9 wieder in Spiel. Das setzt sie in den Stand, in ihre alten Gewohnheiten zurückzuverfallen und die Schüler ein weiteres Jahr zu langweilen.

Geld kostet das auch, aber für die lange Beschulung unserer Kinder ist uns kein Euro zu schade. Dass bisher noch niemand nachweisen konnte, worin der Nutzen von neun statt acht Jahren Gymnasium liegen soll, schert die G9-Fans nicht. Dass sich der Unterricht durch die Verlängerung nicht verbessern wird, ist auch ziemlich sicher. Aber wir können uns hier im Ländle alles leisten, sogar Sinnloses.